Lieferengpässe

Trulicity: Versand gut versorgt, Apotheken kämpfen mit Engpässen

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Berlin -

Apothekerin Julia Ludolf, Inhaberin der Franklin Apotheke in Mannheim, liebt ihren Beruf. Doch manchmal gibt es im Apothekenalltag Herausforderungen, die schwer zu meistern sind. Besonders die anhaltenden Lieferengpässe bei Arzneimitteln wie Trulicity (Dulaglutid, Lilly) bereiten in den letzten Monaten Ärger. Während der GLP-1-Rezeptoragonist für sie schwer zu beschaffen ist, scheint er im Versandhandel ständig verfügbar zu sein.

Laut Ludolf hat sich die Liefersituation der weiterhin stark nachgefragten GLP-1-Rezeptoragonisten in den letzten Monaten weiter verschlechtert. „Manchmal muss man ein halbes Jahr auf eine Lieferung warten“, schildert sie. Besonders bitter sei es für die Apothekerin, wenn Patienten sie dann auf den Versandhandel verweisen. Während die großen Versender wie Shop Apotheke scheinbar problemlos große Packungen in verschiedenen Wirkstärken beliefern können, kann Ludolf oft nur hoffen, überhaupt eine Lieferung zu erhalten.

Ein weiteres Problem: Manche Patienten glauben der Apothekerin nicht, dass das Medikament tatsächlich nicht vorrätig ist. Stattdessen vermuten sie, Apotheker würden es absichtlich für Privatversicherte zurückhalten. „Das Vertrauen der Patienten wird durch die Lieferprobleme erschüttert“, erklärt Ludolf und äußert ihre Sorgen.

Keine Direktlieferung durch Lilly

Lilly hatte Mitte letzten Jahres angekündigt, dass aufgrund der Lieferschwierigkeiten bei Trulicity keine Direktbestellungen mehr möglich seien. Dennoch scheinen Versender von den Engpässen unberührt zu sein. „Es ist eigenartig, dass diese Apotheken trotz der Lieferproblematik weiterhin beliefert werden“, wundert sich die Inhaberin und fragt, wie das möglich ist.

Auf Anfrage erklärte Lilly: „Generell ist unser bevorzugter Distributionsweg unserer Medikamente der Großhandel. Shop Apotheke und DocMorris werden von uns über die jeweils angebundenen Großhändler Centropharm und APS beliefert. Dies gilt für alle Produkte von Lilly.“ Eine Anfrage der Redaktion an Shop Apotheke blieb unbeantwortet.

„Es ist schrecklich, dass wir die Patienten nicht beliefern können“, sagt Ludolf. Auch das geplante neue Werk des Herstellers werde kurzfristig keine Entlastung bringen, da die Fertigstellung erst für 2026 vorgesehen sei. „Wie lange sollen wir Apotheker noch unter der aktuellen Lage leiden?“

Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, überlegt die Apothekerin, sich an das Regierungspräsidium zu wenden. Zuvor hatte sie bereits Kontakt mit der Standesvertretung aufgenommen – jedoch ohne Erfolg. „Mir wurde gesagt, dass es bereits mehrere Beschwerden gibt, aber wenig Aussicht auf Gehör besteht. Es ist einfach frustrierend, mitzuerleben, wie unfair man behandelt wird“, erklärt Ludolf. Trotz der Frustrationen empfindet sie nach wie vor große Freude an ihrer Arbeit. „Manchmal fragt man sich, ob man es lieber sein lassen sollte. Aber es macht so viel Spaß“, resümiert sie.

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