„Es war ein Schock“

Notdienstplanung: KI bringt Komplikationen

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Berlin -

Die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg setzt bei der Neuorganisation des Notdienstplans auf KI-Unterstützung. Die Reaktionen der Apothekerinnen und Apotheker im Land fallen unterschiedlich aus. Eine Apotheke kämpft mit einer deutlichen Mehrbelastung und weiß nicht, wie sie das plötzliche Plus an Diensten mit ihren Mitarbeitern stemmen soll. In anderen Apotheken konnte die Belastung dagegen verringert werden. Unabhängig davon sei aber auffällig, dass im neuen System keine erkennbare Regelmäßigkeit mehr bei den Tagen zwischen den Diensten vorhanden sei, was die Planung erschwere.

„Es war nicht nur eine Überraschung, es war ein Schock“, erklärt Adam Hrabal, Inhaber der Central-Apotheke in Wernau, Altbach und Hundertwasserbau. Zwei der Apotheken haben im nächsten Jahr jeweils vier Notdienste mehr, die dritte Apotheke sogar stolze sechs Notdienste mehr – eine Erhöhung um rund 20 Prozent von einem Jahr auf das nächste.

Das neue System berechnet die Dienste rein nach der Entfernung, die früher existierenden Notdienstkreise gibt es nicht mehr. Eigentlich sollten Apotheken, die mehr Notdienste übernehmen, dafür weniger Sonntags- und Feiertagsdienste leisten. Doch davon ist laut Hrabal nicht viel zu merken.

Keinerlei Rhythmus

Fast noch schlimmer als die plötzliche Mehrbelastung findet der Inhaber, dass im Dienstplan kein System mehr zu erkennen ist. Früher sei der Notdienst viel besser planbar gewesen, meint Hrabal. Der Dienst im 28- oder 27-Tage-Rhythmus sei gut handhabbar gewesen. Durch Apothekenschließungen habe sich die Spanne zwischen den Diensten zwar verkürzt, aber die Planung habe immer noch eine gewisse Regelmäßigkeit gezeigt, die den Mitarbeitern Erholung ermöglichte.

Jetzt sieht die Sache anders aus: „Im Januar haben wir zwei Notdienste, und zwar am 12. und dann gleich am 17. Januar. Im April sind es sieben Tage zwischen den Diensten, und im Mai elf Tage.“

Die Kammer argumentiere, dass es sich schließlich um drei Apotheken handele. Hrabal hingegen erklärt, die Apotheken seien ein Verbund, die Mitarbeiter tauschten und unterstützten sich gegenseitig. Für ihn seien daher insgesamt 14 Notdienste mehr zu stemmen, bei einer ohnehin angespannten Mitarbeitersituation.

Hrabal hat sich auch schon an die Kammer gewendet und mit der Anwältin sowie dem Verantwortlichen für die Dienstbereitschaft gesprochen. Allerdings hieß es aus der Geschäftsstelle, dass man nichts mehr an der Situation ändern könne.

17 Notdienste weniger

Eine problematische Notdienstplanung kann Simon-Peter Skopek, Inhaber der Schwarzwald-Apotheke Königsfeld und zwei weiterer Filialen im Umkreis, nicht bestätigen. Bei seinen Apotheken gebe es zwar Monate, an denen nur ein einziger Notdienst anfalle, in anderen dann wiederum zwei oder drei. Aber: „Vor der neuen Planung hatte ich einen Notdienst-Turnus von 11 Tagen in der Hauptapotheke, hatte also 36 Notdienste im Jahr. Durch die Neuregelung habe ich im kommenden Jahr nur noch 19.“

Da sei es ihm im Endeffekt egal, betont Skopek, wenn mehrere dieser Tage auf einen Samstag oder Sonntag fielen. „Wenn ich zukünftig nur noch die Hälfte an Notdiensten leisten muss, ist das für mich, gerade hier im ländlichen Raum, ein riesiger Gewinn.“

Er appelliert, der neuen Notdienst-Regelung besonnen zu begegnen: „Das muss sich sicher alles erst mal einspielen. Die Kammer wird aus dem ersten Mal ihre Lehren ziehen und versuchen, es beim zweiten Mal besser zu machen.“

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