Was haben Kabeljau und Wundversorgung gemeinsam? Vieles, denn es wird seit mehreren Jahren aus der Haut des Fisches ein Medizinprodukt hergestellt. Zum Einsatz kommt dies bei schlecht heilenden Wunden – Chancen sehen Expert:innen zukünftig beispielsweise beim diabetischen Fußsyndrom.
Die Fischhaut diene nicht zur einfachen Wundabdeckung sondern als Hautersatz, erklärt Professor Dr. Martin Storck, Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie in Karlsruhe. „Es wird eine andere Hautmatrix auf die Wunde gelegt, diese wird assimiliert von der körpereigenen Wunde und fördert die schnellere Heilung“, beschreibt er den Prozess im ZDF-Magazin „Volle Kanne“.
Die Haut des Kabeljaus ist der menschlichen ähnlich. Für die Nutzung im medizinischen Sinne wird die Fischhaut aufwendig aufbereitet. Das so erhaltene Produkt ist eine zellfreie Stützstruktur, die sogenannte Matrix. Mit erstaunlichem Effekt: „Diese Matrix trägt zur Aktivierung der Fibroblasten bei, sich zu vermehren und die Heilung zu beschleunigen“, erklärt Storck. In manchen Fällen würde dieser Prozess nicht von allein in Gang kommen, dann helfe die Fischhaut, die der Mediziner auch als Reservemittel darstellt.
„Hard-to-heel-Wunden, die mit herkömmlichen Methoden nicht mehr heilen – das sind die Wunden, wo die Fischhaut wirklich gut greift“, erklärt der Experte. Der Grund für die positiven Eigenschaften sei der hohe Gehalt an Fettsäuren. Die fischtypischen Omega-3-Fettsäuren liegen in hoher Konzentration vor und tragen zur Wundheilung bei. Zudem wirken sie entzündungshemmend und antibakteriell. Weiterer Vorteil: Zwischen Fisch und Mensch besteht kein Risiko der Krankheitsübertragung.
Der positive Effekt der Fischhaut konnte in einer europäischen Vergleichsstudie wissenschaftlich belegt werden. Zwei Patientengruppen mit insgesamt 255 Proband:innen, die an einem diabetischen Fußsyndrom mit offener Wunde litten, bekamen 16 Wochen lang entweder die Fischhaut-Therapie oder wurden mit Standardmaßnahmen zur Wundheilung behandelt. „Man konnte eine zu 50 Prozent schnellere Heilungsrate feststellen, das ist ein sehr positives Ergebnis“, betont Storck.
Es müssen jedoch noch weitere Studien folgen, um den positiven Effekt der Heilung bei diabetischem Fußsyndrom auch auf andere chronische, schlecht heilende Wunden übertragen zu können.
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