Von Hormonen, Eisprung und Menstruation Cynthia Möthrath, 21.08.2019 14:41 Uhr
Das Verständnis des weiblichen Zyklus ist essentiell für die Familienplanung: Denn nur an den fruchtbaren Tagen kann es zur Schwangerschaft kommen. Die wiederkehrende Veränderung der Gebärmutterschleimhaut und das Zusammenspiel von Hormonen ist sehr komplex. Für Männer ist es ein Mysterium, doch oft wissen auch viele Frauen nicht über ihren Zyklus Bescheid.
Ein Bilderbuchzyklus hat 28 Tage: Die Realität sieht jedoch anders aus, denn tatsächlich schwankt bei den meisten Frauen die Länge zwischen 25 und 35 Tagen. Bei ungefähr 80 Prozent ist der Zyklus unregelmäßig. Er beginnt am ersten Tag der Monatsblutung und endet mit dem letzten Tag vor der nächsten Menstruation. Etwa in der Mitte des Zyklus, also ungefähr um den 14. Tag kommt es zum Eisprung. Dieser kann aber, genau wie die Länge des Zyklus, unterschiedlich sein. Neben der Heranreifung der Eizelle im Eierstock, kommt es während des Zyklus zu verschiedenen Körpersignalen: Veränderung von Körpertemperatur, Zervixschleimkonsistenz und Muttermund können Aufschluss geben.
Der weibliche Zyklus kann grob in drei Phasen eingeteilt werden: Desquamationsphase, Proliferationsphase und Sekretionsphase. Die erste Phase umfasst etwa den ersten bis vierten Tag des Zyklus. Da in diesem Zeitraum die Menstruation stattfindet, wird sie auch Menstruationsphase genannt. Durch einen Mangel an Progesteron, dem sogenannten Gelbkörperhormon, wird die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut abgestoßen und durch Kontraktionen der Muskulatur aus dem Körper geschleust. Die Menstruation dauert in der Regel zwischen drei und sieben Tage. Die körperlichen Veränderungen die dazu führen, wiederholen sich monatlich von der Pubertät bis zu den Wechseljahren.
Darauf folgt die Proliferationsphase, die etwa bis zur Hälfte des Zyklus andauert: Das follikelstimulierende Hormon (FSH) führt im Eierstock zur Reifung des Follikels mit der Eizelle. Durch Östrogene wird die Schleimhaut der Gebärmutter aufgebaut. Zusätzlich öffnet sich der Gebärmutterkanal und der Zervixschleim verflüssigt sich. Durch einen anschließenden Mangel an Östrogen und einem Anstieg von FSH und Luteinisierendem Hormon (LH) wird schließlich der Eisprung ausgelöst. Das Follikel platzt und gibt die Eizelle frei, die vom Eierstock über den Eileiter in die Gebärmutter wandert.
Nun kann innerhalb von 24 Stunden eine Befruchtung stattfinden: Der verflüssigte Zervixschleim und der geöffnete Gebärmutterkanal führen zu optimalen Bedingungen für eindringende Spermien. Diese können bis zu fünf Tage überleben: Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft ist daher kurz vor der Ovulation bis zum Tag des Eisprungs am höchsten. Wird die Eizelle in diesem Zeitraum nicht befruchtet, stirbt sie ab.
Daraufhin folgt bis zum Ende des Zyklus die Sekretionsphase, welche auch Gelbkörperphase oder Lutealphase genannt wird. Aus dem ehemaligen Follikel entsteht ein Gelbkörper, welcher mithilfe des LHs das Hormon Progesteron bildet. Dieses bewirkt den Umbau der Gebärmutterschleimhaut: Es kommt zu einer verbesserten Durchblutung und einer Verstärkung des Gewebes. Der Gebärmutterkanal verengt sich wieder, der Zervixschleim wird fester und durch das Progesteron steigt die Körpertemperatur an.
Wenn keine Einnistung stattgefunden hat, bildet sich der Gelbkörper zurück und der Progesteronspiegel sinkt wieder. Daraufhin folgt die Monatsblutung, bei der die gebildete Schleimhaut und die abgestorbene Eizelle aus dem Körper befördert wird. Wurde die Eizelle befruchtet, nistet sie sich in der vorbereiteten Gebärmutterschleimhaut ein. Der Gelbkörper bleibt erhalten und bildet vermehrt Progesteron. Die Schleimhaut wird daher nicht abgestoßen und es setzt keine Blutung ein. Die Basaltemperatur bleibt in diesem Fall erhöht und es bildet sich humanes Choriongonadotropin (hCG), welches durch einen Schwangerschaftstest nachweisbar ist.