Das Schwangerschaftsexanthem – kurz auch PUPP-Syndrom (Pruriginöse und urtikarielle Papeln und Plaques) oder PEP (Polymorphes Exanthem der Schwangerschaft) genannt – ist eine Hauterkrankung, die meist in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft auftritt und durch starken Juckreiz gekennzeichnet ist. Die Beschwerden sind individuell, der Juckreiz nimmt nach der Geburt wieder ab. Der Entstehungsgrund ist bislang nicht geklärt. Frauen, die bei der ersten Schwangerschaft einen generalisierten Juckreiz aufweisen, leiden zumeist auch bei Folgeschwangerschaften unter PUPP/PEP.
Viele Frauen entwickeln in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft einen stark juckenden Hautausschlag. Das Schwangerschaftsexanthem tritt meistens im Bereich des Bauches und des Unterleibes auf. Der Ausschlag äußert sich durch Juckreiz (Pruritus), Bläschen- und Quaddelbildung. Für viele Schwangere ist der Ausschlag zwar unangenehm, er stellt aber keine gesundheitliche Gefahr für Mutter und Kind dar. Die Ursachen für die Entstehung sind unklar, so plötzlich wie die Hautveränderung auftritt, so schnell bildet sie sich nach der Geburt auch wieder zurück.
Juckreiz bei Schwangeren kann unterschiedliche Ursachen haben. So kann es sich um vorbestehende oder neu erworbene Hauterkrankungen, oder um unerwünschte Arzneimittelwirkungen handeln. Juckreiz kann auch als Begleiterscheinung von zahlreichen Systemerkrankungen auftreten. So leiden Menschen mit Lebererkrankungen, Diabetes mellitus oder Morbus Hodgkin häufig unter Juckreiz am ganzen Körper, oder an einzelnen Körperstellen. Darüber hinaus gibt es aber auch spezifische Schwangerschaftsdermatosen wie das PUPP/PEP-Syndrom. Pruritus gilt als eines der dermatologischen Hauptsymptome während einer Schwangerschaft – knapp jede fünfte Frau leidet in den neun Monaten unter Juckreiz. Die Ursachen können unterschiedlichster Art sein. Auch hormonelle Veränderungen können das Hautbild beeinflussen und zu Beschwerden führen. Wenn neu entstandener Juckreiz und Hautveränderungen in der Schwangerschaft auftreten, sollten diese deshalb in jeden Fall hautärztlich oder gynäkologisch abgeklärt und nicht eigenmächtig mit Pflegeprodukten oder Arzneimitteln behandelt werden.
Die Behandlung ist aufgrund der Schwangerschaft eingeschränkt. Es können lokal anzuwendende Schüttelmixturen verordnet werden. Das enthaltene Zink wirkt desinfizierend und trocknet eventuell bestehende offene Stellen aus. Zur Juckreizlinderung können Substanzen wie Polidocanol hinzugefügt werden. Standardisierte Herstellanweisungen für Polidocanol-Zinkoxid-Schüttelmixturen sind, in unterschiedlichen Dosierungen, im NRF verfügbar. Für einen kurzen Anwendungszeitraum können auch schwach wirksame Steroide verordnet werden. Zu den schwachen Glucocorticoiden gehört beispielsweise Hydrocortison. Die systemische Gabe von Glucocorticoiden ist zu vermeiden. Auch eine UV-Therapie kann nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung in Betracht gezogen werden.
Insbesondere bei starkem Pruritus stellt die Gabe von oralen Antihistaminika eine mögliche Therapieoption dar. H1-Antihistaminika mit sedierender Wirkung werden den neueren Wirkstoffen, aufgrund von längerer Anwendungserfahrung, vorgezogen. Im ersten Trimenon gelten Antihistaminika der ersten Generation als relativ sicher, im zweiten und dritten Trimenon sogar als sicher.
Um Komplikationen oder Superinfektionen zu vermeiden, sollte die Haut frühstmöglich gepflegt werden. Zunächst können Hautpflegesalben oder zinkoxidhaltige Schüttelmixturen ein Voranschreiten des Ausschlages verhindern. Kommt es dennoch zu einem bakteriellen Befall der offenen Hautstellen oder einer Entzündung, so ist der Einsatz von lokalen Antibiotika indiziert. Kommt es zu einem Pilzbefall, so müssen Antimykotika eingesetzt werden. Nystatin und Clotrimazol gelten hier als Wirkstoffe der ersten Wahl.
Zu den weniger gut geeigneten Wirkstoffen zählen teerhaltige Zubereitungen (Steinkohlenteer) und Capsaicin. Der Einsatz von Dermatika mit Metronidazol und Salicylsäure sollte nur im Einzelfall erfolgen. Von der Anwendung topischer Immunmodulatoren wie Tacrolimus oder Retinoiden wie Tretinoin ist abzusehen.
Neben dem großen Nutzen für die Entwicklung des Kindes in der Schwangerschaft ist Folsäure auch bekannt als Vitamin für Haut, Haare und Nägel. Ein Mangel an Folsäure kann sich negativ auf das Hautbild auswirken und unter anderem Auslöser für Hautveränderungen wie Unreinheiten sein. Mit einer ausreichenden Versorgung des Vitamins tragen werdende Mütter also nicht nur etwas zur normalen körperlichen und geistigen Entwicklung ihres Kindes bei, sondern sorgen auch für ihre Haut.
Trockene Haut juckt stärker, deshalb ist ein häufiges Waschen der vom Juckreiz betroffenen Hautareale zu vermeiden. Statt ausgedehnt und heiß zu baden, sollte eine kurze Dusche oder Reinigung mit seifenfreien Tensiden, pH-neutralen Waschlotionen, rückfettenden Duschlotionen oder -ölen einmal täglich ausreichen. Die Entstehung von Austrocknungsekzemen verschlechtert den Verlauf von Schwangerschaftsexanthemen. Die Schwangere sollte auf die Bedeutung einer konsequenten und regelmäßigen Pflegeroutine hingewiesen werden. Je nach Hautzustand können eher hydrophile oder eher lipophile Cremegrundlagen gewählt werden. Sehr positiv bei Juckreiz wirken sich auch Substanzen wie Harnstoff, Dexpanthenol oder Nachtkerzenöl aus. Auf Zusätze wie Duft- oder Farbstoffe sollte verzichtet werden. Neuere Studien legen nahe, dass während der Schwangerschaft auf parabenhaltige Cremes verzichtet werden sollte. In der Apotheke können individuelle Pflegecremes in der Rezeptur hergestellt werden.
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