Die Gesundheit des Babys steht für die Eltern an erster Stelle. Bestimmte Risiken können bereits durch eine gute Prävention gesenkt werden – so auch die Entstehung eines offenen Rückens, medizinisch auch als „Spina bifida“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen der häufigsten Neuralrohrdefekte bei Neugeborenen.
Rund eines von 1000 Kindern kommt in Mitteleuropa mit einem offenen Rücken zur Welt, Mädchen sind dabei häufiger betroffen als Jungen. Die Ursache der Spina bifida liegt in der Embryonalentwicklung: Normalerweise verschließt sich in der frühen Schwangerschaft die Vorstufe des Wirbelkanals, das sogenannte Neuralrohr. Später entwickelt sich daraus die Wirbelsäule mit dem Rückenmark.
Beim offenen Rücken ist dies jedoch nicht der Fall: Die eigentlich im Wirbelkanal liegenden Nerven wölben sich aus dem Rücken vor und treten an einer Stelle des späteren Rückenmarks aus. Dadurch bildet sich eine sackförmige Ausstülpung, die Teile der Rückenmarkshäute oder – in sehr schweren Fällen – sogar Rückenmark enthalten kann. Die Ausprägungen eines Neuralrohrdefekts hängen davon ab, ob und wie viel Nervengewebe austritt und wo genau sich die Öffnung befindet.
Durch den fehlenden Schutz des Rückenmarks kann die Impulsübertragung und Reizweiterleitung gestört sein, was – je nach Ausprägung – Lähmungen oder Empfindungsstörungen zur Folge haben kann. Da sich die Ausstülpung meist im Bereich des unteren Rückens befindet, kann auch die Fähigkeit zu stehen oder zu gehen beeinträchtigt sein. Es kann außerdem zu Fehlstellungen im Bereich von Hüft-, Knie- und Fußgelenken kommen oder zu einer Wirbelsäulenverkrümmung, der sogenannten Skoliose. Des Weiteren sind Nervenstörungen im Bereich von Blase und Enddarm möglich, wodurch Probleme wie Blasen- oder Darmentleerungsstörungen entstehen können.
Die genauen Ursachen für das Auftreten der Spina bifida sind noch immer nicht abschließend geklärt. Da es teilweise zu Häufungen solcher Fälle innerhalb einer Familie kommt, geht man unter anderem von genetischen Faktoren aus: Ist bereits ein Kind in der Familie betroffen, erhöht sich das Risiko, ein weiteres Kind mit Spina bifida auf die Welt zu bringen, um rund 40 Prozent. Bei zwei Kindern mit offenem Rücken in der Familie ist statistisch gesehen in der Folgeschwangerschaft eins von 20 Kindern von einem Neuralrohrdefekt betroffen.
Einen wesentlichen Faktor stellt jedoch auch die Folsäure-Versorgung in den ersten Wochen der Schwangerschaft dar – ein Mangel ist mittlerweile eindeutig mit der Entstehung einer Spina bifida in Zusammenhang gebracht worden. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, sollte daher unbedingt auf eine rechtzeitige und wohldosierte Einnahme von Folsäure geachtet werden. Am besten sollte bereits bei einem bestehenden Kinderwunsch entsprechend substituiert werden. Als Faustregel gilt ein Beginn vier Wochen vor der Schwangerschaft, damit ein ausreichender Folsäurespiegel erreicht werden kann. Wird die Schwangerschaft erst später festgestellt, sollte unmittelbar danach mit der hochdosierten Einnahme begonnen werden, denn besonders im ersten Trimenon ist der Mikronährstoff von großer Bedeutung.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung eine Supplementierung von mindestens 400 Mikrogramm Folsäure pro Tag. Bei Frauen, die weniger als vier Wochen vor der Konzeption beginnen, sollten bis zum Ende des ersten Trimenons höherdosierte Präparate mit 800 Mikrogramm Folsäure verwendet werden. Gut geeignet sind beispielsweise die Produkte der Folio-Familie, welche passend auf die verschiedenen Phasen von Kinderwunsch bis Stillzeit abgestimmt sind und Mutter und Kind mit allen notwendigen Mikronährstoffen in ausreichender Menge versorgen.
Im Podcast EXPERTISE.A haben wir mit dem Sprecher des Arbeitskreises Folsäure & Gesundheit und Kinder- und Jugendarzt, Dr. Burkhard Lawrenz, über den Stellenwert von Folsäure und die Folgen bei einem Mangel in der Schwangerschaft gesprochen. Jetzt reinhören!
Chemisch gesehen besteht die Folsäure aus einem Pteridin-Derivat, para-Aminobenzoesäure und L-Glutaminsäure. Sie ist dabei die synthetisch hergestellte Form des natürlich vorkommenden, aber instabilen Folats, welches zur Gruppe der B-Vitamine gehört. Im Körper wird die Substanz in die eigentliche Wirkform Tetrahydrofolat umgewandelt. Für die Umrechnung des in der Nahrung vorkommenden Folats in synthetische Folsäure werden sogenannte „Folat-Äquivalente” genutzt: Ein Mikrogramm Folat-Äquivalent entspricht einem Mikrogramm Nahrungsfolat oder 0,5 Mikrogramm synthetischer Folsäure.
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