Fruchtbare Tage bestimmen – aber wie? Cynthia Möthrath, 24.11.2020 14:48 Uhr
Um die fruchtbaren Tage zu bestimmen ist ein Grundverständnis des weiblichen Zyklus unabdingbar – denn nur an wenigen Tagen im Zyklus kann eine Frau schwanger werden. Die Ermittlung dieser Tage kann daher sowohl für eine natürliche Verhütung ohne Hormone, sowie zur Planung einer Schwangerschaft wichtig sein. Zur Bestimmung der fruchtbaren Tage gibt es verschiedene Methoden.
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Der weibliche Zyklus besteht aus verschiedenen Phasen. Die sogenannten „fruchtbaren Tage“, in denen eine Frau schwanger werden kann, befinden sich dabei etwa in der Mitte des Zyklus, um den Eisprung herum: Nur etwa drei bis fünf Tage vor, sowie 12-24 Stunden nach der Ovulation kann es zu einer Befruchtung kommen – also insgesamt nur an etwa sechs Tagen im Zyklus. Dass auch die Tage vor dem Eisprung genutzt werden können, liegt daran, dass die Spermien im weiblichen Körper drei bis fünf Tage überleben können. Am fruchtbarsten ist jedoch der Tag des Eisprungs selbst. Findet keine Befruchtung statt, wird die Eizelle durch die Menstruation vom Körper ausgestoßen und ein neuer Zyklus beginnt.
Das Verständnis des weiblichen Zyklus ist daher sehr wichtig, um die fruchtbaren Tage optimal nutzen zu können: Frauen und Pärchen mit Schwangerschaftswunsch können an diesen Tagen die Chance auf eine Befruchtung erhöhen. Frauen, die nicht schwanger werden möchten, wissen durch deren Ermittlung, dass sie an fruchtbaren Tagen unbedingt verhüten müssen.
Die Kalendermethode
Um die fruchtbaren Tage zu ermitteln, kommen verschiedene Methoden in Frage: Die Kalendermethode, die häufig auch als „Zeitwahlmethode nach Ogino und Knaus“ bezeichnet wird, ist im Vergleich zu anderen Methoden eher unsicher. Denn sie richtet sich nach der individuellen Zykluslänge der Frau. Oft kann die Länge jedoch schwanken, nicht bei jeder Frau beträgt sie die durchschnittlichen 28 Tage. Die Zählung für einen neuen Zyklus beginnt immer am ersten Tag der Monatsblutung.
Die Kalendermethode ist daher vor allem für Frauen mit sehr regelmäßigen Zyklen geeignet. Mindestens sechs Monate lang – besser jedoch ein ganzes Jahr lang – wird der Menstruationszyklus genau beobachtet und dokumentiert. Dabei werden die jeweiligen Zykluslängen ermittelt. Dann kommt eine spezielle Rechenformel zum Einsatz, bei der vor und nach dem Eisprung noch weitere Tage als „Sicherheitspuffer“ für eine größere kontrazeptive Sicherheit hinzugefügt werden. Die Methode ist daher vor allem zur Verhütung geeignet, kann aber auch als unterstützende Methode bei einem Schwangerschaftswunsch angewendet werden. Für beide Fälle ist sie jedoch relativ unsicher.
Zur Berechnung des ersten fruchtbaren Tages werden von der kürzesten dokumentierten Zyklusdauer immer 18 Tage abgezogen. Von der längsten Zyklusdauer werden immer 11 Tage abgezogen, um den letzten fruchtbaren Tag zu ermitteln.
Beispiel: Eine Frau beobachtet ihren Zyklus ein Jahr lang. Der kürzeste Zyklus lag bei 26 Tagen, der längste bei 32 Tagen. Der erste fruchtbare Tag ist damit der 8. Tag des Zyklus (26-18=8), der letzte fruchtbare Tag ist Tag 21 des Zyklus. (32-11=21). Das ermittelte Fruchtbarkeitsfenster liegt damit zwischen dem 8. und 21. Zyklustag.
Die Temperaturmethode
Wesentlich sicherer ist die Temperaturmethode: Denn kurz vor dem Eisprung sinkt die Temperatur ab und steigt danach plötzlich um etwa 0,5°C an. Sie sinkt dann erst zur Menstruation wieder ab. Diese typische Schwankung kommt durch das Hormon Progesteron zustande. Wichtig bei dieser Methode ist jedoch ebenfalls eine regelmäßige Dokumentation der „Basaltemperatur“ – also der Körpertemperatur unmittelbar nach dem Erwachen. Gemessen wird dabei mit einem speziellen Thermometer, welches zwei Nachkommastellen aufzeichnet. Außerdem muss immer an der gleichen Stelle gemessen werden – also immer oral, vaginal oder rektal. Messungen unter dem Arm sind zu ungenau und daher nicht geeignet.
Die gemessenen Temperaturen werden dann in einem Kurvenblatt dokumentiert. Anhand dessen kann nach einigen Zyklen der Verlauf und damit auch der Zeitpunkt des Eisprungs mit ziemlicher Sicherheit ermittelt werden. Mittlerweile gibt es auch spezielle Apps zur Zyklusüberwachung, manche Thermometer können direkt per Bluetooth das Messergebnis an das Handy übermitteln. Doch auch bei der Temperaturmessung gibt es Fehlerquellen: Nächtliches Aufstehen, Krankheiten, unruhiger Schlaf, Alkoholkonsum oder Reisen können die Werte beeinflussen und so zu Messfehlern führen.
Beobachtung des Zervixschleims
Eine weitere Methode zur Bestimmung der fruchtbaren Tage ist die Beobachtung des Zervixschleims. Vor allem im Zusammenspiel mit der Temperaturmessung handelt es sich um eine sehr sichere Methode. An den fruchtbaren Tagen kommt es – ebenso wie bei der Temperatur – zu einer typischen Veränderung: Der Schleim des Gebärmutterhalses ist an diesen Tagen klar und flüssig, während er an den übrigen, nicht-fruchtbaren Tagen eher trüb und zäh ist. Wenn er zwischen den Fingern spinnbar wird und zwischen Daumen und Zeigefinger Fäden zieht – ähnlich wie rohes Eiweiß – ist der Schleim durchlässig für Spermien und die Frau ist fruchtbar.
An den übrigen Zyklustagen verschließt der zähflüssige Schleim hingegen den Gebärmutterhals, Spermien können nicht eindringen und überleben nicht so lange aufgrund des sauren Scheidenmilieus. Unmittelbar nach dem Eisprung sorgt das Progesteron wieder dafür, dass der zwischenzeitlich flüssige Schleim sich wieder verfestigt. Damit wird das Ende der fruchtbaren Tage markiert. Um den Zervixschleim als zuverlässige Methode zu etablieren, sollte seine Beschaffenheit täglich beobachtet werden.