Während der Schwangerschaft ist es wichtig, sich selbst und das Kind mit den nötigen Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen. Die Einnahme bestimmter Supplemente unterstützt die Entwicklung des Kindes und hilft Komplikationen zu vermeiden. Doch welche Vitamine müssen zugeführt werden? Ein Überblick zu den wichtigsten Supplementen in der Schwangerschaft.
Immer wieder gibt es Differenzen bei der Empfehlung von Schwangerschafts-Supplementen. Während viele nach dem Motto „viel hilft viel“ handeln, gibt es von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) einheitliche Empfehlungen. Grundsätzlich empfohlen wird demnach eine Supplementierung von Folsäure. Diese ist nicht nur bei einer bestehenden Schwangerschaft angezeigt, sondern auch bereits bei Schwangerschaftswunsch.
Zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung sollten Frauen 400 μg Folsäure pro Tag einnehmen. Die Zufuhr soll im Idealfall mindestens vier Wochen vor der Befruchtung beginnen und bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels fortgesetzt werden. Bei Frauen, die weniger als vier Wochen vor der Konzeption beginnen, sollten bis zum Ende des ersten Trimenons höherdosierte Präparate mit 800 μg Folsäure verwendet werden.
Folsäure ist besonders für Zellteilungs- und Wachstumsprozesse von großer Bedeutung. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Bildung von roten Blutkörperchen und der Produktion der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin. Desweiteren werden Folate bei der DNA-Synthese benötigt. Vor allem im ersten Trimenon der Schwangerschaft ist der Mikronährstoff von großer Bedeutung: Ein Mangel kann zu folgeschweren Neuralrohrdefekten führen. Es handelt sich dabei um die Vorstufe von Rückenmark, Nervensystem und Gehirn, welches sich bereits in den ersten vier Wochen nach der Befruchtung entwickelt. Studien zeigen, dass Folsäure das Risiko für einen Neuralrohrdefekt mindern kann, auch wenn die Ursachen für die Spina bifida vielfältig sind.
Ein weiteres wichtiges und empfohlenes Supplement ist Jod: Jedoch gibt es bei der Zufuhr einiges zu beachten. In der Schwangerschaft steigt der Jodbedarf aufgrund mehrerer Faktoren: Zum einen kommt es zu einer vermehrten mütterlichen Produktion von Schilddrüsenhormonen, zum anderen ist die renale Jodausscheidung der Schwangeren erhöht. Hinzu kommt der Bedarf für die Entwicklung des Ungeborenen. Schwangere sollen daher zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung Supplemente mit 100 bis 150 μg Jod einnehmen. Bei Schilddrüsenerkrankungen muss jedoch vor der Einnahme eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Auf dem Markt gibt es daher sowohl jodhaltige, wie auch jodfreie Präparate.
Weitere Supplemente werden nur eingeschränkt von der DGE empfohlen: Eisen sollte beispielsweise nur nach einer ärztlich diagnostizierten Unterversorgung erfolgen. Es gibt Hinweise darauf, dass die Zufuhr von Eisen bei gut versorgten Schwangeren das Risiko für Frühgeburten und niedriges Geburtsgewicht erhöhen können. Eine generelle Supplementierung aller Schwangeren ist aufgrund der nicht eindeutigen Datenlage daher nicht empfohlen.
Ebenso verhält es sich mit Omega-3-Fettsäuren: Die gezielte Zufuhr wird nur Schwangeren ohne regelmäßigen Verzehr von fettreichem Meeresfisch empfohlen. Die Supplementierung von Fischöl oder langkettigen Omega-3-Fettsäuren führte in wissenschaftlichen Studien zu einer signifikanten Verminderung des Risikos für Frühgeburten. Ebenso ist die Omega-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) für die Entwicklung der Sehfunktion und des Gehirns wichtig. Da die Datenlage zum Nutzen einer DHA-Supplementation in der Schwangerschaft jedoch nicht eindeutig ist, wird auch hier keine generelle Empfehlung ausgesprochen.
Die Zufuhr von Vitamin D wird zwar für Schwangere nicht explizit festgehalten, jedoch wird bei fehlender Vitamin-D-Eigensynthese grundsätzlich eine Supplementierung empfohlen. Während der Wintermonate oder bei überwiegendem Aufenthalt in geschlossenen Räumen ist eine Vitamin-D-Aufnahme von 20 µg beziehungsweise 800 I.E. täglich angezeigt. Schwangere, die sich selten bei Sonne draußen aufhalten, sollten daher ein Supplement mit Vitamin D verwenden.
Ebenso ist die Zufuhr von Vitamin B12 in Kombination mit Folsäure sinnvoll: Das B-Vitamin wird häufig auch als „Helfervitamin“ bezeichnet: Folsäure und Vitamin B12 arbeiten „Hand in Hand“ und hängen im Stoffwechsel sehr eng zusammen. Vitamin B12 ist dafür verantwortlich, die Folsäure zu reaktivieren. Das geschieht, indem es die Folsäure nach verschiedenen Reaktionen wieder in ihre reaktive Form umwandelt. Nur so kann die Folsäure optimal verwertet werden.
Die Zufuhr von anderen Vitaminen und Mineralstoffen wie Magnesium, Calcium, Vitamin C und Zink wird von der DGE nicht ausdrücklich empfohlen. Bei einem nachgewiesenen Mangel kann die Zufuhr der einzelnen Supplemente jedoch durchaus sinnvoll sein. Entgegen der Erwartungen haben selbst Frauen in westlichen Industrieländern zum Teil einen Mangel an lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen. Im Zweifelsfall sollten die Spiegel der einzelnen Vitamine und Mineralstoffe ärztlich überprüft und gezielt ergänzt werden.
APOTHEKE ADHOC Debatte