Covid-19 in der Stillzeit: Was ist zu beachten? Cynthia Möthrath, 03.06.2020 14:27 Uhr
Das neuartige Coronavirus steht im Fokus der Gesellschaft: Neben Risikopatienten machen sich vor allem Schwangere und Stillende Gedanken um sich und das Kind. Obwohl das Virus vereinzelt in Muttermilch nachgewiesen werden konnte, sollten die Bedenken nach bisherigen Erkenntnissen jedoch nicht zu groß sein: Werden die Hygienemaßnahmen eingehalten, so steht einer unbeschwerten Stillzeit nichts im Wege.
Das Wichtigste zuerst: Mütter müssen sich auch bei einer Corona-Infektion nicht um das Stillen ihres Babys sorgen. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation als auch die Academy of Breastfeeding Medicine und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) geben nach aktuellem Informationsstand grünes Licht für das Stillen. Wichtig seien dabei natürlich Vorsichtsmaßnahmen wie gründliches Händewaschen und eine Gesichtsmaske. Die Organisationen verweisen zudem auf den großen Nutzen des Stillens.
Stillen ist auch bei Corona-Infektion wichtig
Die Stillzeit stellt sowohl für die Mutter als auch für das Kind eine besondere Zeit dar. Denn neben der „Fütterung“ des Säuglings entsteht durch das Stillen eine einzigartige Verbindung, die für immer anhält. Der Körperkontakt zwischen Mutter und Kind ist extrem wichtig für die Bindungsfähigkeit und die psychosoziale Entwicklung. Außerdem erhält der Säugling mit der Muttermilch wichtige Antikörper der Mutter, wodurch das Immunsystem aufgebaut wird. Zudem soll Stillen auch Allergien vorbeugen können. Das gilt auch während der Corona-Pandemie.
Bislang gibt es zwar nur wenige Studien, die sich mit stillenden Müttern und Covid-19 beschäftigen. Forscher aus Ulm konnten das neue Virus nun erstmals in der Muttermilch einer an Covid-19 erkrankten Frau nachweisen. Auch der Säugling erkrankte an Covid-19. Unklar ist jedoch, ob das neuartige Coronavirus an den Säugling weitergegeben wurde. Den Wissenschaftlern zufolge scheint das Virus nicht bei allen positiv getesteten Müttern in die Muttermilch überzugehen. Woran das liegt ist jedoch auch noch nicht abschließend geklärt. Wichtig ist vor allem auch der Aspekt, ob die Mutter durch den engen körperlichen Kontakt das Virus nicht viel eher per Tröpfcheninfektion an den Säugling überträgt. Daher sollten infizierte Mütter vor dem Stillen oder Tragen des Babys gründlich die Hände waschen und eine Gesichtsmaske tragen.
Hygienemaßnahmen schützen Mutter und Kind
Um den Nachwuchs während des Stillens auch vor einer möglichen Tröpfcheninfektion zu schützen, werden das Tragen einer Gesichsmaske sowie gründliches Händewaschen empfohlen. Fühlt sich die Mutter körperlich nicht in der Lage zum Stillen, kann die Muttermilch abgepumpt und von einer anderen Person gefüttert werden. Auch hier hat Hygiene oberste Priorität: Händewaschen sowie die Sterilisation der Gefäße und Pump-Sets nach jedem Gebrauch sind konsequent zu beachten.
Bei einer Covid-19-Erkrankung steht Müttern ihr/e behandelnde/r Frauenarzt/-ärztin beratend zur Seite. Gemeinsam mit dem/r Mediziner/in können Frauen entscheiden, ob sie das Stillen kurzfristig unterbrechen möchten. In diesem Fall lässt sich die Milchproduktion anschließend durch Brustmassagen und intensiven Haut-zu-Haut- Kontakt mit dem Säugling schnell wieder anregen.
Auch das Nuckeln des Säuglings an der Brust gibt dem Körper häufig wieder das Signal, Milch zu produzieren – das Stillen kann somit problemlos fortgesetzt werden. Falls die Milchproduktion zu Beginn nicht ausreicht, können Mütter zufüttern.