Corona-Update: Empfehlungen für Schwangere Cynthia Wegner, 18.11.2022 09:21 Uhr
Der bevorstehende Winter lässt auch die Sorge vor einer Corona-Infektion wieder wachsen. Vor allem Schwangere haben häufig Bedenken, welche Folgen Covid-19 für sie und ihr Kind mit sich bringen kann. Auch in Bezug auf die Schutzimpfung gibt es immer wieder Unsicherheiten. Das Corona-Update fasst alle wichtigen Empfehlungen zusammen. Eine Übersicht als Download gibt es hier.
Mittlerweile haben sich in Bezug auf Sars-CoV-2 viele Aspekte geklärt. Wo zu Beginn der Pandemie noch große Unsicherheit herrschte, liegen mittlerweile zahlreiche Daten vor, die klare Empfehlungen ermöglichen. Schwangere stellen eine besondere Patientengruppe dar und sind daher gesondert zu betrachten.
Schwangere sollten besonders auf AHA-Regeln achten
Das Ansteckungsrisiko ist für Schwangere nach aktuellen Erkenntnissen nicht erhöht – dennoch sollten sie besonders auf sich achten. Doch im Vergleich zu Nicht-Schwangeren weisen Schwangere häufiger einen schweren Infektionsverlauf auf. „Zu den Risikofaktoren für einen schwereren Covid-19-Verlauf zählen ein höheres Alter der Mutter, starkes Übergewicht, Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Schwangerschaftsdiabetes“, erklärt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Daher sollten Schwangere besonders auf Hygienemaßnahmen und das Tragen einer Schutzmaske achten, um das Erkrankungsrisiko zu verringern.
Was passiert bei einer Infektion der Mutter?
Infiziert sich die Schwangere dennoch mit dem Coronavirus, so kann eine Übertragung im Mutterleib auf das Kind nicht ausgeschlossen werden. Allerdings zeigen die Neugeborenen in den meisten Fällen keine Krankheitssymptome. „Bislang sind nur einzelne Fälle von Erkrankungen bei Neugeborenen beschrieben, die möglicherweise Folge einer Infektion im Mutterleib sind“, so das BMG.
Frühgeburten & Komplikationen: Wie ist der Stand?
Expert:innen weisen darauf hin, dass Erkrankungen im ersten Trimenon das Risiko für Komplikationen oder Fehlbildungen grundsätzlich erhöhen können – auch abseits von Covid-19. Daher sind entsprechende Schutzimpfungen für Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere besonders wichtig. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Schwangere mit schweren Covid-Verläufen häufiger Frühgeburten hatten oder die Neugeborenen auf der Intensivstation behandelt werden mussten. Ein tatsächlich kausaler Zusammenhang konnte jedoch noch nicht eindeutig bewiesen werden. „Totgeburten oder Todesfälle sind bei Neugeborenen bislang wenig beschrieben, allerdings zeigen einzelne Studien im Fall einer schweren Covid-19-Erkrankung der Mutter ein höheres Risiko, dass das Baby tot zur Welt kommt“, erklärt das BMG weiter.
Impfung als wichtigste Prävention
Die Schutzimpfung gegen Covid-19 nimmt daher einen wichtigen Stellenwert ein. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung für Schwangere ab dem zweiten Trimenon mit dem Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer.
Ungeimpften Schwangeren wird die Impfung mit zwei Dosen im Abstand von drei bis sechs Wochen ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel empfohlen. „Wenn die Schwangerschaft nach der bereits erfolgten ersten Impfung festgestellt wurde, sollte die zweite Impfung zur Vervollständigung der Grundimmunisierung ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel durchgeführt werden.“ Findet die Impfung unwissentlich während des ersten Trimesters statt, so ist dies kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch. Im Folgenden sollten die Empfehlungen zur Impfung dann berücksichtigt werden.
Außerdem wird Schwangeren die Booster-Impfung ab dem zweiten Trimester empfohlen. Auch hier kommt das Vakzin von Biontech/Pfizer zum Einsatz. Um Schwangere auch indirekt zu schützen, wird die Impfung von deren engen Kontaktpersonen empfohlen. Eine zweite Auffrischungsimpfung wird derzeit nicht generell für alle Schwangeren empfohlen. Abhängig von der Anamnese oder auf Wunsch der Schwangeren kann jedoch im Einzelfall entschieden werden. Allerdings liegen zu den angepassten Vakzinen keine Erfahrungen vor. Da sie dem Originalvakzin jedoch sehr ähnlich sind und sie ein vergleichbares Sicherheitsprofil aufweisen, ist die Verwendung laut der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) möglich.
Nestimmunität für den Säugling?
Über den sogenannten „Nestschutz“ der Kinder – also die passive Immunisierung durch mütterliche Antikörper und Defensine – gibt es derzeit noch widersprüchliche Daten. Laut BMG laufen zum sogenannten „plazentaren Antikörpertransfer“ verschiedene Untersuchungen. Erste Daten zeigen jedoch, dass bei den Neugeborenen von geimpften Müttern Antikörper messbar waren. Auch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) gibt an, dass der Schutz von Neugeborenen im Sinne einer Leihimmunität bereits nachgewiesen werden konnte. Das BMG äußert sich jedoch zurückhaltend: „Ob dadurch ein klinisch relevanter Schutz gegen das Coronavirus für das Neugeborene (auch Nestimmunität genannt) erzielt werden kann, ist derzeit allerdings noch nicht eindeutig nachgewiesen.“