Rückenschmerzen: Ibuprofen vor Diclofenac Katharina Brand, 18.07.2024 14:54 Uhr
Eine aktuelle Studie zeigt, dass orales Ibuprofen bei akuten Rückenschmerzen wirksamer ist als Diclofenac-Gel. Eine Kombination der beiden Medikamente bot keinen zusätzlichen Nutzen. US-amerikanische Wissenschaftler bewerteten die Wirksamkeit anhand des Roland Morris Disability Questionnaire (RMDQ), indem sie Patienten zwei und sieben Tage nach der Notfallbehandlung telefonisch befragten. Die Ergebnisse sind nicht unproblematisch.
Die Forschenden führten eine randomisierte, placebo-kontrollierte, doppelblinde Studie durch. Die 198 Proband:innen waren zwischen 18 und 69 Jahre alt, wobei 36 Prozent Frauen waren. Sie wurden aufgrund akuter, nicht-traumatischer, nicht-radikulärer muskuloskelettaler Rückenschmerzen in die Notaufnahme eingewiesen. Zum Zeitpunkt ihrer Entlassung wurden sie in eine der folgenden Behandlungsgruppen randomisiert:
- 400 mg orales Ibuprofen + Placebo-Gel
- Diclofenac-Gel 1 Prozent + orales Placebo
- 400 mg Ibuprofen + Diclofenac-Gel 1 Prozent.
RMDQ
Mithilfe des RMDQ, einem Ja-Nein-Fragebogen mit 24 Fragen, wurden die Auswirkungen von Rückenschmerzen auf die täglichen Aktivitäten der Befragten bewertet. Dieses standardisierte Instrument zur Messung von funktionellen Beeinträchtigungen wurde entwickelt, um die Auswirkungen von Rückenschmerzen zu erfassen. Der Fragebogen umfasst 24 Aussagen zu alltäglichen Aktivitäten wie dem Heben von Gegenständen, Gehen oder Sitzen. Die Patienten geben an, ob die Aussagen aufgrund ihrer Rückenschmerzen zutreffen oder nicht.
Jeder bejahende Punkt wird mit einem Punkt bewertet. Die Gesamtsumme reicht von 0 (keine Beeinträchtigung) bis 24 (sehr hohe Beeinträchtigung).
Ibuprofen vs. Diclofenac
Das Studienergebnis: Zwei Tage nach dem Notaufnahmebesuch verbesserte sich die Gruppe mit Ibuprofen + Placebo um einen Score von 10,1, die Gruppe mit Diclofenac-Gel + Placebo um 6,4 und die Gruppe mit Ibuprofen + Diclofenac-Gel um 8,7. Medikationsbedingte unerwünschte Ereignisse wurden von 5 Prozent der Ibuprofen-Patienten, 2 Prozent der Diclofenac-Patienten und 6 Prozent der Patienten gemeldet, die beide Wirkstoffe erhielten.
Die Empfehlung der Forschenden: Bei Patienten mit akuten, nicht-traumatischen, nicht-radikulären muskuloskelettalen Rückenschmerzen, die aus der Notaufnahme entlassen wurden, war topisches Diclofenac weniger wirksam als orales Ibuprofen. Darüber hinaus ist von einer Kombination beider Therapieformen abzusehen.
Leerstellen
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass das oral verabreichte Ibuprofen einen größeren therapeutischen Nutzen hatte als das topisch angewendete Diclofenac. Dies ist insoweit verwunderlich, als topische NSAR direkt im verletzten Gewebe wirken und somit weniger systemische Nebenwirkungen verursachen als orale Wirkstoffe. Ein zusätzlicher Nutzen bei gleichzeitiger Anwendung beider Darreichungsformen wurde nicht festgestellt. Da keine reine Placebo-Gruppe vorhanden war, bleibt die therapeutische Wirkung von Diclofenac im Studienverlauf unklar. Dementsprechend können nur weitere Studien die Ergebnisse untermauern.