Stiko-Empfehlung

Neue Dosierung für Paracetamol bei MenB-Impfung Nadine Tröbitscher, 07.05.2024 14:05 Uhr

Im Rahmen der Meningokokken B-Impfung soll Paracetamol prophylaktisch nach Körpergewicht dosiert werden. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Die Meningokokken B-Impfung gehört zu den Standardimpfungen, die von der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Säuglinge und Kleinkinder empfohlen werden. In der Altersgruppe kommt Bexsero zum Einsatz. Um Fieber und Schmerzen vorzubeugen, wird prophylaktisch Paracetamol verabreicht. Die Stiko hat ihre Empfehlungen zur Paracetamol-Gabe angepasst. Dosiert wird künftig nach Körpergewicht.

Meningokokken lösen zwar nur selten Erkrankungen aus, aber wenn doch, sind schwere Krankheitsverläufe möglich. Säuglinge- und Kleinkinder haben ein hohes Risiko Hirnhautentzündungen oder Sepsis infolge der bakteriellen Infektion. Säuglinge sollen frühzeitig – im Alter von 2, 4 und 12 Monaten – gegen Meningokokken der Serogruppe B geimpft werden. Verpasste Impfungen sind laut Stiko bis zum 5. Geburtstag nachholen.

Neue Empfehlungen zur prophylaktischen Paracetamol-Gabe

Um Fieber oder Schmerzen nach einer Meningokken-B-Impfung vorzubeugen, wird zum Zeitpunkt der Impfung oder kurz danach prophylaktisch Paracetamol verabreicht. Die Paracetamol-Dosierung muss an das Gewicht und das Alter des Kindes angepasst werden, heißt es von der Stiko. Unabhängig von den Symptomen wird die Prophylaxe über 24 Stunden weitergeführt.

Kommt es trotz der prophylaktischen Gabe von Paracetamol zu hohem Fieber oder starken Schmerzen, kann innerhalb von 48 Stunden nach der Impfung erneut Paracetamol verabreicht werden.

„Eine über 48 Stunden hinausgehende Paracetamol-Anwendung soll nur nach ärztlicher Anordnung erfolgen“, stellt dir Stiko klar. Dauert das Fieber länger an oder verschlechtert sich der Zustand des Kindes, sollte eine Ärztin/ein Arzt aufgesucht werden.

Erfolgt eine Nachholimpfung bei Kindern ab einem Alter von zwei Jahren, ist eine prophylaktische Paracetamol-Gabe nicht mehr nötig.

Wie viel Paracetamol und als was?

Frühgeborene mit einem Körpergewicht von < 3 kg sollen prophylaktisch einen Paracetamol-Saft erhalten. Die Dosierung erfolgt off-label gemäß Kinderformularium mit 10 bis15 mg/kg Körpergewicht – je Einzelgabe. Die maximale Tagesdosis liegt bei 45 mg/kg KG).

Paracetamol-Zäpfchen (75 mg)

Gewicht bei Impfung ≥ 3 bis < 4 kg

Gabe 1: 75 mg (1 Zäpfchen) bei Impfung Gabe 2: 75 mg (1 Zäpfchen) 8 bis 12 Stunden nach der ersten Gabe maximale Tagesdosis: 150 mg

Gewicht bei Impfung ≥ 4 kg

Gabe 1: 75 mg (1 Zäpfchen) bei Impfung Gabe 2: 75 mg (1 Zäpfchen) 6 bis 8 Stunden nach der ersten Gabe Gabe 3: 75 mg (1 Zäpfchen) 6 bis 8 Stunden nach zweiten Gabe maximale Tagesdosis: 225 mg

Paracetamol-Saft (40 mg/ml)

Gewicht bei Impfung ≥ 3 bis < 4 kg

Gabe 1: 1,0 ml (40 mg) bei Impfung Gabe 2: 1,0 ml (40 mg) 8 bis 12 Stunden nach der ersten Gabe Gabe 3: 1,0 ml (40 mg) 8 bis 12 Stunden nach der zweiten Gabe maximale Tagesdosis 160 mg

Gewicht bei Impfung ≥ 4 kg

Gabe 1: 1,5 ml (60 mg) bei Impfung Gabe 2: 1,5 ml (60 mg) 6 bis 8 Stunden nach der ersten Gabe Gabe 3: 1,5 ml (60 mg) 6 bis 8 Stunden nach der zweiten Gabe maximale Tagesdosis: 240 mg

Wirkstoff-Check

Paracetamol besitzt schmerzlindernde und fiebersenkende Eigenschaften. Das nicht-saure Antipyretikum ist jedoch kaum entzündungshemmend. Der Wirkmechanismus ist noch nicht eindeutig geklärt. Man weiß jedoch, dass der Arzneistoff eine ausgeprägte Hemmung der zerebralen Prostaglandinsynthese bewirkt und die periphere Prostaglandinsynthese nur schwach hemmt. Die antipyretische Wirkung von Paracetamol ist auf einen Effekt auf das Temperaturregulationszentrum im Hypothalamus zurückzuführen.

Dosiert wird in Abhängigkeit von Alter und Gewicht. Die empfohlene Dosis liegt bei 10 mg/kg Körpergewicht als Einzeldosis und kann im Abstand von sechs Stunden eingenommen werden. Pro Tag sollten nicht mehr als 60 mg Paracetamol pro kg Körpergewicht verabreicht werden. Entsprechend können ab einem Gewicht von 50 kg 1.000 mg Paracetamol als Einzeldosis eingenommen werden – das entspricht maximal drei Tabletten täglich. Vorsicht ist bei Patienten mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen geboten. Das Acetamid wird in der Leber metabolisiert.