Nicht nur bei Menstruationsbeschwerden

Naproxen in der Selbstmedikation: Nur für Frauen?

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Berlin -

In der Selbstmedikation ist Naproxen vielen Kund:innen als Mittel bei Menstruationsbeschwerden bekannt. Was kann der Wirkstoff noch und wann können Apothekenteams ihn in der Selbstmedikation empfehlen?

Seit März 2002 ist Naproxen in Deutschland für Einzeldosen unter 250 mg raus aus der Verschreibungspflicht. Grundsätzlich wird der Wirkstoff aufgrund seiner schmerzstillenden, fiebersenkenden und entzündungshemmenden Eigenschaften bei chronisch entzündlichen Gelenkerkrankungen und anderen rheumatischen Entzündungen eingesetzt.

Darüber hinaus findet Naproxen Anwendung bei folgenden Indikationen:

  • Gichtanfälle
  • Arthritis und Arthrose
  • schmerzhaften Schwellungen oder Entzündungen nach Verletzungen
  • Schmerzen und Krämpfe, beispielsweise während der Menstruation

Selbstmedikation

In niedriger Dosierung wird Naproxen zur Linderung von leichten bis mäßig starken Schmerzen wie Kopfschmerzen, Migräne und Zahnschmerzen sowie zur Senkung von Fieber eingesetzt. Geeignet ist der Wirkstoff für Jugendliche ab 12 Jahren. Anders als beispielsweise Ibuprofen zeichnet sich Naproxen durch eine im Vergleich längere Wirkdauer von bis zu 12 Stunden aus. Dadurch genügt hier eine zweimal tägliche Einnahme. Ibuprofen hat mit vier bis sechs Stunden zwar eine kürzere Wirkdauer, schlägt dafür aber schneller an.

Bei mäßig starken Schmerzen kann Naproxen bis zu dreimal täglich und bis zu vier Tage am Stück eingenommen werden. In der Selbstmedikation bei Arthroseschmerzen kann eine Einnahme von bis zu sieben Tagen erfolgen.

Dennoch: Als NSAR kann der Wirkstoff einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz verursachen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Migräne und Kopfschmerz entwickeln Patient:innen, die an mehr als 15 Tagen im Monat ein einfaches Schmerzmittel einnehmen, häufig diese Kopfschmerzart. Zwar tritt diese meist erst nach langer, häufiger Einnahme auf, kann sich aber auch bei weniger häufigem Gebrauch etablieren. Deshalb sollten nach Möglichkeit Einnahmepausen nach drei bis vier Tagen in der Selbstmedikation eingelegt werden.

Neben- und Wechselwirkungen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Naproxen zählen Magen-Darm-Störungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Seltener treten Schwindel, Seh- und Hörstörungen sowie Reizbarkeit auf. Exantheme oder Angioödeme sind selten.

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei Patienten mit Magen-Darm-Blutungen, ungeklärten Blutbildungs- und Blutgerinnungsstörungen sowie schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung und Herzinsuffizienz. Im dritten Trimenon ist Naproxen kontraindiziert; im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel sowie in der Stillzeit sollten alternative Wirkstoffe wie Paracetamol oder Ibuprofen verwendet werden. Eine Anwendung ist bei zwingender Notwendigkeit und nach ärztlicher Konsultation aber möglich.

Wechselwirkungen bestehen mit Digoxin, Phenytoin und Glukokortikoiden. Bei gleichzeitiger Einnahme von Naproxen und ASS zur Blutverdünnung verliert ASS seine Wirksamkeit, daher muss die Einnahme zeitversetzt erfolgen.

Beratungstipps

  • empfehlenswert, wenn eine langanhaltende Schmerzstillung gewünscht ist, zum Beispiel bei Zahnschmerzen oder Migräne
  • Naproxen ist ab einem Alter von 12 Jahren zu empfehlen
  • auf Wechselwirkung mit ASS zur Blutverdünnung hinweisen
  • auf die maximale Anwendungsdauer achten: Stichwort medikamenteninduzierter Kopfschmerz
  • auf die Grenzen der Selbstmedikation hinweisen: die maximale Tagesdosis beträgt 750 Milligramm über maximal 4 Tage bei mäßig starken Schmerzen
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