Lichen sclerosus: Fettsalben empfohlen Katharina Brand, 06.02.2024 15:23 Uhr
Dermatologische Erkrankungen des Genitalbereichs können schmerzhafte Symptome verursachen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Eine solche Erkrankung ist Lichen sclerosus. Kürzlich wurden neue Empfehlungen in die europäische Leitlinie zur adjuvanten Therapie aufgenommen. Professor Dr. Werner Mendling, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, weist auf die wichtigsten Neuerungen hin.
Lichen sclerosus ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die hauptsächlich den Anogenitalbereich – also sowohl den Anus als auch den Genitalbereich – betrifft. Sie verursacht Pruritus und Schmerzen. Typischerweise manifestiert sich die Erkrankung durch weißliche oder rötliche Verfärbungen der Genitalhaut. Das Krankheitsbild wird begleitet von Verletzungen wie beispielsweise Fissuren. Im weiteren Verlauf können Narbenbildung, Stenosen sowie atrophische Veränderungen der Haut auftreten. Insbesondere die Atrophie kann Betroffene psychisch belasten.
Fettsalben empfohlen
„Die neue Leitlinie widmet erstmals der adjuvanten Therapie mit Fettsalbe ein eigenes Kapitel und unterstreicht somit deren Bedeutung“, erklärt Mendling. Deren Anwendung habe mehrere Vorteile. „Da die Haut durch die Erkrankung atrophisch – also dünn und verletzlich – wird, wird sie durch Fette etwas elastischer und vor Reibung geschützt. Zusätzlich schützen Fette gegen von außen auf die dünne Haut einwirkende Stoffe“, so Mendling weiter.
Lichen sclerosus verläuft häufig mit unklarem klinischen Bild oder asymptomatisch, was zu einer verzögerten Diagnose führen kann. Dabei hat die Erkrankung erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der betroffenen Patient:innen und führt besonders häufig zu sexuellen Funktionsstörungen. Darüber hinaus besteht für Betroffene ein erhöhtes Risiko für ein HPV-negatives Vulvakarzinom. Gerade deshalb sind eine frühzeitige Diagnose und Therapie zentral.
Dazu empfiehlt die neue Leitlinie gezielt topische Fettsalben als unterstützende Behandlung zur Standardtherapie. Ganz grundsätzlich ist die Verwendung von Salben Cremes oder Gelen vorzuziehen. Fetthaltige Formulierungen stärken die Barrierefunktion der Haut, machen sie elastischer und belastbarer. Zusätzlich unterstützen sie die Regeneration vorliegender Hautläsionen.
Ziele der Begleittherapie
Studiendaten zeigen, dass 40 Prozent der Patient:innen mit neu diagnostiziertem Lichen sclerosus Anzeichen einer Depression aufweisen. Eine Umfrage der British Association of Dermatology aus dem Jahr 2015 zeigt folgendes Ergebnis: Jede fünfte Frau, die an einer Krankheit der Vulva leidet, hat aufgrund ihrer Erkrankung bereits an Selbstmord oder Selbstverletzung gedacht.
Das Hauptziel der Begleittherapie bestehe deshalb darin, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. In diesem Zusammenhang liegt der Fokus auf der effektiven und gut verträglichen Linderung von Symptomen wie Jucken, Brennen und Schmerzen.