Melanie Dolfen, Inhaberin der Bezirksapotheken in Berlin Mitte und Friedrichshain, ist Expertin für medizinisches Cannabis. Dass die Krankenkassen gerne Blüten aus der Erstattung streichen würden, findet sie ungeheuerlich. Der GKV-Spitzenverband verbreite bewusst Unwahrheiten.
Das Cannabisgesetz sollte laut GKV-Spitzenverband zum Anlass genommen werden, die Leistungspflicht für Cannabis in Form von getrockneten Blüten zu überprüfen. „Mit standardisierten Extrakten und Fertigarzneimitteln auf Basis von Cannabis stehen für den medizinischen Einsatz besser geeignete Optionen zur Verfügung. Es besteht daher keine Notwendigkeit für einen medizinischen Einsatz von Cannabis in Form getrockneter Blüten“, so der Kassenverband in seiner Stellungnahme.
Laut Dolfen sind dies reine Falschinformationen: Die Kassen wüssten doch ganz genau, dass Blüten beliebt seien und dass es vergleichbar wirksame Fertigarzneimittel und Standardextrakte bisher so gut wie nicht gebe. „In 70 Prozent der Fälle verschreiben Ärzt:innen Rezepte für Blütentherapien. Zum Verdampfen oder für die Herstellung von Präparaten, die in Apotheken patientenindividuell hergestellt werden.“
Trotzdem forderten sie erneut, die Leistungspflicht für Cannabis in Form von getrockneten Blüten zu überprüfen. Für Dolfen ist klar, dass die Kassen versuchen, „sich aus der Kostenübernahme für Medizinalcannabis zu verabschieden“. „Gleichzeitig wollen sie der Medizin im Genehmigungsverfahren weiter Vorschriften machen. Sie hängen in alten Vorstellungen fest, von Standardarzneimitteln einer industriellen Pharmazie. Lieber Big Pharma statt patientenindividuelle Apothekenpräparate.“
Gelänge es den Kassen, die Blütentherapien aus der Leistungspflicht rauszubekommen, so würden sie den Großteil der Patient:innen los sein, die heute medizinisches Cannabis bekommen. Den Kassen sollten endlich verbindliche Regeln für Medizinalcannabis gegeben werden – und zwar „auf der Basis von Wissenschaft und Praxiswissen“.
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