Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat vergangene Woche eine Verordnung erlassen, die die Zuständigkeiten für die Projektanträge zu Cannabis-Projekten regelt. Nachdem also schon einzelne Städte, wie Hannover, Frankfurt am Main und Wiesbaden in die Planung gingen, können jetzt gemäß § 2 Absatz 4 des Cannabisgesetzes (KCanG) schnell weitere folgen. Das sorgte auch bei Branchenverbänden für große Hoffnung und direkt gibt es das nächste Projekt im hessischen Groß-Gerau. Wie auch in Wiesbaden, sollen auch hier Apotheken eingebunden werden. Dabei hatte die Abda zu derartigen Vorhaben zuletzt noch eine abweisende Haltung.
Frankfurt am Main und Hannover sind für ihre Forschung- und Abgabeprojekte mit dem Unternehmen Sanity im Gespräch. Die Abgabe läuft über separate Shops, Apotheken sind hier außen vor. In Wiesbaden will man hingegen mit den Apotheken zusammenarbeiten – auch wenn die Abda sich nicht vorstellen kann, unter welchen gesetzlichen Regelungen das möglich sein soll. Die Stadt befinde sich gerade „in der finalen Phase der Antragserstellung“.
In Zusammenarbeit mit den Projektpartnern Cannabis Forschung Deutschland (CFD) und dem Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) Hamburg werde noch an der Einreichung des Antrags gearbeitet, die Abgabe ist für Januar 2025 vorgesehen. „Derzeit stehen wir im Austausch und in Detailabstimmungen. Wie bereits im August durch die Unterzeichnung des Letter of Intents von Frau Stadträtin Löbcke mitgeteilt, ist weiterhin geplant, Konsumcannabis im Rahmen des Modellprojekts über Apotheken abzugeben. Weitere Details können nach der Antragstellung bekanntgegeben werden“, heißt es aus der hessischen Landeshauptstadt.
In Groß-Gerau freute man sich gestern hingegen bereits bei der Plattform Cansativa – „Marktführer im Medizinalcannabismarkt“, wie es vom Unternehmen heißt, mit einem „Netzwerk von rund 2000 Apotheken“. Benedikt und Jakob Sons, Gründer und Geschäftsführer der Cansativa Group, unterschrieben mit dem Ersten Kreisbeigeordnete Adil Oyan (Grüne) und Professor Dr. Justus Haucap von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf eine Absichtserklärung „für ein zukunftsweisendes Forschungsprojekt“.
Ziel des Projektes ist es demnach, „den wissenschaftlichen Umgang mit Konsumcannabis zu untersuchen und damit einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Erkenntnisgewinnung zu leisten“, so Cansativa. Der Entschluss dazu sei bereits im Sommer 2024 vom Kreistag beschlossen worden. Nach den anderen Projektstandorten sei Groß-Gerau nun die erste ländliche Region mit derartigen Plänen.
Mitmachen können nur Einwohner:innen des Kreises Groß-Gerau über 18 Jahren. Interessierte könnten sich dann per App registrieren, für die Auswertung würden die Daten anonymisiert, heißt es aus den Plänen des Kreises.
„Wir freuen uns sehr, in unserer unmittelbaren Nachbarschaft ein so zukunftsweisendes Projekt auf die Beine zu stellen. Groß-Gerau bietet durch seine Nähe zu Frankfurt und seine logistischen Vorteile ideale Bedingungen, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Konsumcannabis zu gewinnen. Als langjähriger Partner von Apotheken und Marktführer im Medizinalcannabis-Markt bringen wir die nötige Erfahrung mit, um dieses Vorhaben erfolgreich umzusetzen“, so Sons. Wissenschaftlich begleitet wird das Ganze von Haucap, der den Apotheken durchaus bekannt ist.
Für das Konsumcannabis-Projekt seien die Apotheken „ein zentrales Element“, sie seien „besonders geeignet, da sie durch ihre Erfahrung mit erklärungsbedürftigen medizinischen Produkten bereits eine hohe Kompetenz in der verantwortungsvollen Abgabe mitbringen“. Auch strenge Qualitäts- und Alterskontrollen seien hier selbstverständlich. Interessierte Apotheken sollen sich einfach bei der Projektleitung melden.
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