Die Streichung der BtM-Pflicht für medizinisches Cannabis hat laut einer Umfrage von Cannamedical den Schwarzmarkt zurückgedrängt. Um den Zugang für die Patientinnen und Patienten zu erleichtern, müssten nun die Apotheken stärker eingebunden werden.
Seit einem Jahr ist Cannabis nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft. Damit wurden auch die Dokumentationspflichten und das Antragsverfahren für bestimmte Fachärzte vereinfacht. Eine Umfrage im Auftrag von Cannamedical zeigt: Immer mehr Patienten wechseln vom Schwarzmarkt in die ärztliche Versorgung.
Bei einer Online-Befragung unter 500 Konsumenten von Medizinalcannabis gaben Ende des Jahres 59 Prozent an, sich vor der Freigabe Cannabis auf dem Schwarzmarkt besorgt zu haben. Besonders häufig betraf dies Männer (67 Prozent) und jüngere Personen unter 35 Jahren (63 Prozent). Die Mehrheit dieser Gruppe hatte nach eigenen Angaben vor dem Inkrafttreten des Cannabisgesetzes vergeblich versucht, ein ärztliches Rezept für medizinisches Cannabis zu erhalten (67 Prozent).
„Der Markt für Medizinial-Cannabis wächst“, erklärt David Henn, Gründer und Geschäftsführer von Cannamedical. „Viele Cannabis-Patienten, die heute auf Rezept Cannabis erhalten, nutzten früher den Schwarzmarkt.“Kontrollierte THC-/CBD-Konzentrationen und regelmäßige Qualitätskontrollen minimierten das Risiko von Verunreinigungen. „Das bedeutet einen erheblichen Sicherheitsgewinn gegenüber Schwarzmarktprodukten.“
Dennoch gebe es nach wie vor einen „dringenden Bedarf an einem regulierten Versorgungssystem, das sowohl Sicherheit als auch Qualität garantiert“, so Henn. Denn die Möglichkeiten der Telemedizin würden auch hier noch vergleichsweise selten genutzt: Laut Umfrage weiß gerade einmal jede:r Dritte, dass man sich ein Rezept online besorgen kann; nur jede:r Fünfte hat diese Möglichkeit bereits genutzt. Generell gebe es diesbezüglich eine große Unentschlossenheit; 40 Prozent würden Telemedizin nutzen.
Cannamedical vertritt daher den Standpunkt, dass es mehr Informationen geben muss. Weil sich im Netz aber auch viele dubiose Anbieter tummeln, fordert der Großhändler gleichzeitig mehr Sicherheit hinsichtlich des Datenschutzes und einen Kompetenznachweis der Telemedizinanbieter.
Gleichzeitig müsse das Thema Cannabis mehr im Versorgungsalltag vor Ort implementiert werden. Gerade bei Erstanwender nehme der eine Schlüsselrolle ein. Hier müsse also mehr Aufmerksamkeit für das Thema geschaffen werden, genauso wie bei Krankenkassen und Apotheken. Die begrenzte Verfügbarkeit in Apotheken und die fehlende Kostenerstattung seien aktuell größte Herausforderungen beim Bezug von medizinischem Cannabis. Durch „intensivere Verhandlungen“ müsse es gelingen, die Verfügbarkeit in Apotheken zu erhöhen.