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Cannabiskonsum: „24 Stunden Verzicht auf Autofahren“ Sandra Piontek, 17.07.2024 08:00 Uhr

Cannabiskonsum und Autofahren passen laut ADAC nicht zusammen. Foto: canecorso-adobestock.com
Berlin - 

Wer Cannabis konsumiert, sollte mindestens 24 Stunden nicht ans Steuer. Denn: Cannabis und Autofahren passen nicht zusammen, so das Fazit des ADAC. In einem aktuellen Test konnte gezeigt werden, dass die Fahrtüchtigkeit auch Stunden nach dem Konsum stark reduziert ist.

Cannabis ist am 1. April teilweise legalisiert worden. Laut Bundesrat gilt für die Teilnahme am Straßenverkehr: Der Grenzwert von 3,5 ng/ml Blutserum darf nicht überschritten werden. Für Fahranfänger bleibt es hingegen bei 1 ng/ml. Der ADAC wollte nun genauer wissen: Wann nach einem Joint ist dieser Blutwert erreicht, und was sagt er über die Fahrtüchtigkeit aus?

In Zusammenarbeit mit der „Bild-Zeitung“ wurden drei Cannabis-Konsument:innen getestet, die angaben, nur gelegentlich zu konsumieren. „Ihr Fahrvermögen sowie die für die Aufmerksamkeitssteuerung relevanten kognitiven Fähigkeiten wurden vor und nach dem Konsum von unseren Experten geprüft“, so der ADAC. Die Tests fanden etwa eine Stunde, vier Stunden und 20 Stunden nach der Anwendung statt. Für die Analyse wurden ebenso Blutproben zur Ermittlung der THC-Konzentration genommen. Die Teilnehmer:innen mussten eine vorgegebene Strecke auf dem abgeschlossenen Gelände des ADAC Testzentrums Mobilität in Penzing absolvieren.

Ausfallerscheinungen nach Konsum

Die Proband:innen hatten kurz nach dem Konsum von Cannabis bereits deutliche Ausfallerscheinungen. Sie vergaßen beispielsweise, den Sitz oder die Spiegel richtig einzustellen. Zudem fuhren sie unsicherer und hatten Schwierigkeiten, die Gänge zu finden, so der ADAC. „Alle drei fuhren zu schnell oder parkten fehlerhaft ein.“

Die Ergebnisse des kognitiven Tests fielen auch nicht besser aus: Es kam vor allem zu Einschränkungen bei Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit. „Die Testergebnisse insgesamt lassen auf ein stark erhöhtes Unfallrisiko schließen, da die für die Verkehrssicherheit erforderliche störungsfreie Informationsaufnahme und -verarbeitung nicht gegeben ist“, erklärt ADAC-Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino. Während des Testzeitraumes wiesen die Teilnehmer:innen eine THC-Konzentration zwischen 7 und 12 ng/ml im Blutserum auf.

Nach vier Stunden lag die THC-Konzentration im Blutserum zwar unter dem künftigen Grenzwert von 3,5 ng/ml, jedoch war die Fahrsicherheit „nicht vollständig wiederhergestellt“, so die Experten. „Weder der eigenen Wahrnehmung nach noch nach Auswertung der Fahr- und Kognitivtests wäre eine fehlerfreie Teilnahme am Straßenverkehr möglich gewesen“, erklärt der ADAC.

24 Stunden nicht ans Steuer

Die drei Testpersonen waren erst nach etwa 20 Stunden wieder fähig am Straßenverkehr teilzunehmen. Belegt werden konnte dies mit Bluttests als auch Experteneinschätzungen. Der dringende Appell des ADAC lautet deshalb: „Mindestens 24 Stunden nach dem Konsum nicht zu fahren, weil auch die aufgenommene Dosis und anhaltende Wirkung des Rauschmittels für den Konsumenten häufig nicht eindeutig nachvollziehbar ist.“

Noch ist der neue Grenzwert nicht in Kraft getreten: Es gilt weiterhin die strengere Grenze von 1 ng/ml. „Mit dem höheren Grenzwert und den Erkenntnissen des Tests sehen wir eine intensive Aufklärung der Bevölkerung zu den erhöhten Unfallrisiken als dringend notwendig an, diese sollte so früh wie möglich umgesetzt werden“, so der ADAC.