Rezepturarzneimittel

Cannabis: Sublingualspray und Verdampfer Patrick Hollstein, 26.11.2024 07:57 Uhr

Rezepturarzneimittel mit Cannabis: Apotheken können neue Produkte beziehen. Foto: Pixabay
Berlin - 

Canify will gleich zwei neue Darreichungsformen für Cannabis auf den Markt bringen: ein Sublingualspray und einen Verdampfer. Beide Produkte sollen als Rezepturarzneimittel über die Apotheken vertrieben werden.

Xatepa soll bereits im Dezember auf den Markt kommen, Canify hat sich die Vertriebsrechte für das Sublingualspray Xatepa vom dänischen Unternehmen Tetra Pharm gesichert. Je Milliliter sind 8,3 mg Tetrahydrocannabinol (THC) und 8,3 mg Cannabiniol (CBD) enthalten; die 30 ml reichen für 210 einzelne Sprühstöße.

Ausgeliefert wird das Präparat in einer Plastikflasche; die Apotheken müssen den Inhalt dann in eine Braunglasflasche umfüllen und den mitgelieferten Sprühkopf aufstecken.

Nach Herstellerangaben hat Xatepa gegenüber herkömmlichen Extrakten verbesserte pharmakokinetische Eigenschaften, insbesondere eine deutlich schnellere Wirkstoffaufnahme und eine höhrere Bioverfügbarkeit. Zugrunde liegt eine Nanotechnologie auf Lipidbasis namens Zyndikate, mit der auch bei schwer löslichen Arzneimitteln eine hohe Permeation durch die Mundschleimhaut und eine hohe Absorption des bei der Einnahme unbeabsichtigt geschluckten Anteils im Magen-Darm-Trakt erreicht werden können.

Xatepa kann laut Hersteller eingesetzt werden für die Behandlung von akuten, aber auch chronischen Schmerzen, bei chemotherapiebedingter Übelkeit und Erbrechen, bei palliativmedizinischen Indikationen und für die Opioidreduktion.

Inhaler für Cannabis

Parallel will Canify gemeinsam mit dem Medizintechnikunternehmen Alveon ein Medizinprodukt für die Verdampfung medizinischer Cannabisextrakte entwickeln und weltweit vermarkten: Der Smart Dose Vaporizer (SDV) soll eine präzise Temperaturregelung und eine zuverlässige Dosierung nach pharmazeutischen Standards ermöglichen. Entsprechend soll der dosierfähige Inhalator eine europäische CE-Zertifizierung erhalten.

Hier sollen die Apotheken den Extrakt aus der Kartusche ins Gerät umfüllen, sodass das Präparat als Rezepturarzneimittel vertrieben werden kann.

Die neue Darreichungsform soll eine Lücke im medizinischen Cannabisportfolio schließen: Inhalierte Cannabisblüten hätten zwar einen schnellen Wirkeintritt, seien aber unter pharmazeutischen Gesichtspunkten nicht die erste Wahl; oral verabreichte Cannabisextrakte wirkten dagegen verzögert, erfreuten sich aber einer großen ärztlichen Akzeptanz.