Neue Forschungsergebnisse

Cannabis: Kategorien Sativa und Indica veraltet

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Berlin -

Laut neuen Forschungsergebnissen kann der Umgang mit Cannabis nachhaltig modernisiert werden, indem die bisherigen Kategorien „Sativa“ und „Indica“ abgelöst werden. „Sativa wird allgemein immernoch mit einer belebenden und Indica mit einer beruhigenden Wirkung assoziiert“, so Nadine Herwig, Biochemikerin und Leiterin der Academy beim Cannabis-Versender Grünhorn (Apotheken im Paunsdorf Center Leipzig). Früher sei es vielleicht einmal richtig gewesen, aus Wuchs und Herkunft der Pflanze Rückschlüsse auf ihre Wirkung zuließen. Das Ziel der Neueinteilung: eine besser personalisierte Cannabinoidtherapie.

Bisher galt eine alte Eselsbrücke zur Unterscheidung der beiden Cannabis-Sorten: „Sativa macht dich aktiv wie Satan und bei Indica bleibst du lieber indoor auf der Couch.“ Dabei gebe es heutzutage hunderte Cannabis-Züchtungen: „Darunter auch viele Hybride, da sagen Wuchs und Herkunft nicht mehr viel über die Wirkung der Pflanze aus“, so Herwig. „Um die Vielzahl von Cannabisvarietäten angemessen zu differenzieren, brauchen wir einen neuen Ansatz. Diesen haben wir nun erarbeitet.“

Laut den Studienergebnissen wäre es sinnvoll, eine Neuklassifizierung von Cannabis in Betracht zu ziehen. Unter dem Titel „Klassifizierung von Cannabis-Sorten basierend auf ihrem chemischen Fingerabdruck“ wurde eine umfassende Analyse von Chemovars auf dem deutschen Markt vorgenommen: Ein Team um Stephan Utgenannt, Chemiker und Laborleiter der Grünhorn-Apotheke, analysierte die Eigenschaften einer Pflanzenart nach ihrer chemischen Zusammensetzung.

Neuklassifizierung von Cannabissorten

Die Forscher:innen fanden heraus, dass die Konzentration von Cannabinoiden und Terpenen für die pharmakologische Wirkung von entscheidender Bedeutung ist und daher bei der Klassifizierung berücksichtigt werden sollte. Dazu analysierten sie Terpenprofile von 140 medizinischen Cannabissorten, die auf dem deutschen Markt erhältlich sind. Das Ergebnis: Terpenprofile können eine bessere und zuverlässigere Klassifizierung von Cannabissorten ermöglichen.

Deswegen schlagen die Wissenschaftler:innen basierend auf den Hauptterpenen ein neues Klassifizierungssystem vor. Dieses umfasst sechs verschiedene Chemovars mit verschiedenen Terpenprofilen, die verschiedenen Anwendungsbereichen zugeordnet werden können.

Entscheidender Vorteil: Die Grundlagenforschung von Grünhorn könnte zu einer besser personalisierten Cannabinoidtherapie beitragen. Denn die Ergebnisse ermöglichen es, Cannabis-Sorten gezielter auszuwählen. So können zum Beispiel bestimmte Symptome gezielter behandelt werden. „Die Studie markiert einen wichtigen Schritt hin zu einer präziseren und wirkungsorientierten Nutzung von medizinischem Cannabis“, so die Wissenschaftler:innen.

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