„70 Prozent unserer Patienten profitieren“

Cannabis-Freigabe: Apotheker hofft auf Ärzte

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Berlin -

Ein Inhaber aus Baden-Württemberg ist über die Legalisierung von Cannabis erfreut: „Vor allem Patienten mit einem langen Leidensweg profitieren von einer Verordnung über Medizinal-Cannabis. Mit der Freigabe sehe ich eine Entspannung der bisherigen Ängste der Ärzte auf uns zukommen“, so der Apotheker. Denn: „Bisher drohte bei BtM-Verstößen schnell das Berufsverbot oder gar bis zu sechs Monaten Haft“, so der Inhaber. Die Konsequenz bisher: „Viele Verordner sagen rigoros, mit solchen Sachen wollen sie nichts zu tun haben.“ Das könnte sich nun zum Positiven wenden.

Zum 1. April soll die Legalisierung von Cannabis bis auf Einschränkungen inkrafttreten. Somit ist ab Stichtag auch die Pflicht zur Verordnung per BtM-Rezept hinfällig. Das freut viele Patient:innen, aber auch Apotheker:innen können davon profitieren. Denn: Mitunter leiden Patient:innen zehn bis zwölf Jahre an starken Schmerzen und folglich an den vielen Nebenwirkungen starker Analgetika. „Wir haben immer wieder Menschen, die nach der Verordnung von medizinischem Cannabis eine erheblich Linderung ihrer Schmerzen erfahren“, berichtet der Inhaber.

In Zahlen ausgedrückt, könne man sagen: „Etwa 70 Prozent der Schmerzpatient:innen profitieren signifikant von einer Verordnung.“ Mehr noch: „20 bis 30 Prozent können in Folge sogar die Dosierung ihrer Schmerzmittel entweder deutlich reduzieren oder gar absetzen“, so der Apotheker. Das habe auch eine Reduzierung der Nebenwirkungen etlicher Analgetika zur Folge.

„Legalisierung bringt Erleichterung“

Wenn die teilweise Legalisierung in Kraft trete, glaubt er auch an eine Entspannung bei den Verordnern: „Ich erlebe immer wieder, dass Ärzte am liebsten gar nichts zu tun haben wollen mit Cannabis“, so der Pharmazeut. Das lag bisher vor allem an den strengen Vorschriften: „Wenn man sozusagen mit einem Bein im Gefängnis steht, verzichtet man lieber und schreibt bewährte Mittel wie Targin oder ähnliches auf“, so der Inhaber. Mit der Legalisierung stehe eine Erleichterung an: „Mit Aufweichung der strengen Vorschriften wird es fortan deutlich leichter für bedürftige Patienten sein, sich medizinisches Cannabis aufschreiben zu lassen.“

Auch der Verband der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA) appellierte im Januar: „Das für die Verschreibung etablierte Verfahren ist insbesondere für Ärztinnen und Ärzte sowie für Patientinnen und Patienten abschreckend, langwierig und bürokratisch.“ Darüber hinaus würden 30 bis 40 Prozent der Ärztinnen und Ärzte gestellten Anträge auf Kostenübernahme von den Krankenkassen abgelehnt. „Daraus resultiert, dass Medizinalcannabis – trotz der erwiesenen Vorteile – immer noch nicht flächendeckend angeboten wird. Erkrankte werden daher aktuell oft in die Illegalität gedrängt.“ Die Legalisierung ab April bringe für Patient:innen und die Apotheken deutliche Vorteile und ein Endbürokratisierung.

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