Cannabis-Clubs als urbanes Phänomen Patrick Hollstein, 15.04.2023 09:25 Uhr
Cannabis-Clubs werden nach Ansicht der Thüringer Fachstelle Suchtprävention vor allem in den Städten entstehen. Daher könnte das Versprechen, den Schwarzmarkt auszutrocknen, vor allem auf dem Land mnur schwer einzulösen sein.
Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) vorgestellten Eckpunkte dazu könnten den Konsum von Cannabis immerhin etwas sicherer machen, sagte die Leiterin der Fachstelle, Annett Fabian. Dennoch werde selbst unter den von der Bundesregierung vorgeschlagenen Rahmenbedingungen auch weiterhin jenseits der Legalität Cannabis verkauft werden. „Der Schwarzmarkt wird weiter bestehen bleiben.“
Fabian sagte, durch diese Pläne hätten Menschen in Zukunft die Möglichkeit, stärker als bislang die Qualität der Droge zu kontrollieren. Auf dem Schwarzmarkt seien Herkunft und Zusammensetzung oft nicht klar. „Insofern könnte der Konsum etwas risikoärmer werden“, sagte sie.
Dass es trotzdem weiterhin einen Cannabis-Schwarzmarkt geben dürfte, begründete sie mit Gewohnheiten und Bequemlichkeit vieler Konsumenten. Zudem könne man davon ausgehen könne, dass Cannabis-Clubs weniger im ländlichen Raum entstehen dürften. „Cannabis-Clubs dürften primär ein urbanes Phänomen werden.“
Die Eckpunkte von Lauterbach und Özdemir sehen unter anderem vor, dass Erwachsene bis zu 25 Gramm der Droge zum Eigenkonsum straffrei in der Öffentlichkeit bei sich führen dürfen. Außerdem soll die Droge in nicht-gewinnorientierte Vereinigungen – sogenannten Cannabis-Clubs – angebaut und an die Mitglieder abgegeben werden dürfen. Pro Club sollen nach den Plänen bis zu 500 Mitglieder erlaubt sein, die alle mindestens 18 Jahre alt sein müssen. Maximal sollen die Mitglieder 25 Gramm Cannabis pro Tag beziehungsweise 50 Gramm pro Monat aus diesen Clubs erhalten dürfen. In jeder dieser Vereinigung muss es dem Vorhaben nach Jugendschutz-, Sucht- und Präventionsbeauftragte geben. Für den privaten Eigenanbau sollen drei weibliche blühende Pflanzen erlaubt sein.
Fabian verwies darauf, dass sich der Gebrauch des Rauschmittels in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten über alle Altersgruppen hinweg erhöht habe. Bei einer repräsentativen Befragung der Fachstelle aus dem Jahr 2018 hatten damals 5,5 Prozent der Befragten im Alter zwischen 15 und 64 Jahren angegeben, in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis konsumiert zu haben. Damit sei offensichtlich, dass die Verbotspolitik der vergangenen Jahrzehnte nicht erfolgreich gewesen sei. „Menschen konsumieren Drogen auch mit Verboten.“