Ulf Schmidt ist ein erfahrener Cannabis-Apotheker. Der Inhaber der Avie Walburga Apotheke in Werl gibt seit zwölf Jahren Cannabis auf Rezept ab. Nach der Legalisierung des Anbaus fehlt ihm jedoch die Aufklärung. Deshalb bietet er für Kundschaft die Bestimmung des THC-und CBD-Gehalts ihrer privat gezüchteten Blüten an. Der Service kommt an – rund 100 Kundinnen und Kunden kommen täglich.
Schmidt nutzt für die Bestimmung Nahinfrarotspektrometrie (NIR). „Wir haben hier zwei Geräte“, sagt er. Eines davon sei „gerichtsfest“. Die Resonanz auf sein Angebot überraschte ihn. „Es hat sich als sehr erfolgreich herausgestellt. Es kommen meist über 100 Leute am Tag. Jetzt sind auch Clubs dabei, die ihre Blüten testen lassen wollen.“ Für die Analyse und die Protokollerstellung berechnet er 15 Euro.
Ziel des Services sei nicht gewesen, damit Geld zu verdienen. Die Gebühr sei „auskömmlich“, dafür dass es sich um eine Arbeitszeit von fünf bis zehn Minuten handele. Die Beratung im Anschluss könne ebenfalls zehn Minuten in Anspruch nehmen – je nachdem, wie erfahren die Kundinnen und Kunden seien. „Die Personen, die selbst anbauen, kommen gar nicht mit der Apotheke in Kontakt. Mir ist es wichtig, dass sie Informationen zur Wirkstärke bekommen. Moralisieren will ich nicht“, sagt er. Ziel sei, die kompetente Versorgung und Beratung der Patientinnen und Patienten, der verordnenden Ärztinnen und Ärzte sowie auch der Krankenkassen.
Die Menschen, die mit ihren Blüten in die Apotheke kämen, stammten aus allen Altersgruppen: „Von 20 bis über 70 Jahre ist alles dabei, man erkennt sie nicht vorher. Die Leute sind froh darüber und kommen immer wieder.“ Es handele sich meist um einen Kundenkreis, der sonst nicht in die Apotheke gekommen wäre. Schmidt versteht sich bei der Prüfung als „neutraler Berater“, er selbst sei Theoretiker und habe noch nie Cannabis konsumiert.
Unter den geprüften Blüten seien „nennenswerte Werte“ wie ein THC-Gehalt von über 20 Prozent. „Das ist recht hoch für den privaten Anbau und hängt natürlich mit dem Equipment zusammen und ob die Pflanzen drinnen oder draußen stehen.“ Seit vergangenen Spätherbst gibt es diesen NIR-Service. Richtig Fahrt nahm das Projekt auf, nachdem in der Lokalpresse darüber berichtet wurde. Auf seiner Website stellt er zudem klar, dass bei den Tests kein Material verbraucht werde.
Die Legalisierung von Cannabis bezeichnet er als „schwieriges“ Thema. „Ich bin auf den medizinischen Bereich ausgerichtet.“ Seine Apotheke habe eine der ersten Ausnahmegenehmigungen für die Abgabe von Cannabis erhalten. Die Entwicklung, dass Verordnungen über den telemedizinische-Bereich „enorm zugenommen“ hätten, betrachtet er kritisch. „Ich hätte es mir anders gewünscht. Aber das ist politisch gewollt und wenn die Rahmenbedingungen so sind, muss man die Rezepte von Telemedizinern akzeptieren.“
Sein Team steht hinter der Spezialisierung des Betriebs. Die Angestellten seien von Beginn an dabei. „In meinem Team gibt es keine Vorbehalte, sie stehen da voll dahinter.“ Auch der neueste Service, die Blüten von Privatpersonen zu prüfen, habe daran nichts geändert.