Günstiger, stärker und mehr

Bloomwell: Billiger als Schwarzmarkt-Gras

, Uhr aktualisiert am 08.08.2024 08:31 Uhr
Berlin -

Laut einer Umfrage des Großhändlers Cantourage beziehen rund 60 Prozent der Konsument:innen ihr Cannabis auf dem Schwarzmarkt. Seit der Teillegalisierung im April ist die Zahl der E-Rezepte bei Telemedizinanbietern jedoch kontinuierlich gestiegen. Trotz eines anfänglichen Preisanstiegs aufgrund der hohen Nachfrage sind die Kosten für medizinisches Cannabis laut einer aktuellen Studie von Bloomwell im Juni wieder gesunken und liegen teilweise sogar unter dem Schwarzmarktpreis. Können Plattformen für medizinisches Cannabis dem Schwarzmarkt tatsächlich Konkurrenz machen?

Seit dem 1. April ist die Zahl der registrierten Patient:innen laut Bloomwell stark angestiegen. Im Juni verzeichnete das Unternehmen einen Anstieg der Verschreibungen um mehr als 400 Prozent im Vergleich zum März. Für den Bericht „Das Cannabis-Barometer – Medizinalblüten für Selbstzahler“ hat die Bloomwell Group zehntausende Rezepte von Januar 2023 bis Juni 2024 ausgewertet.

„Über Bloomwell haben wir für PKV-Patient:innen und Selbstzahlende wahrscheinlich mehr Daten über Cannabis-Patient:innen und Cannabis-Rezepte gesammelt als irgendeine andere Einrichtung in Europa. Neben der Erkenntnis, dass Cannabis-Patient:innen preissensibel sind und die Kosten für die Therapie kontinuierlich abnehmen, dürften unsere Daten vor allem auch den Gerüchten um aufkommende Engpässe ein Ende bereiten“, erklärt Niklas Kouparanis, Co-Founder und CEO von Bloomwell.

Günstigere Preise

Denn nach einem kurzen Preisanstieg nach dem 1. April seien die Durchschnittspreise pro Gramm Cannabisblüten im Juni wieder gesunken, so Kouparanis. Im Juni kostete ein Gramm durchschnittlich 9 Euro. Der Umfrage zufolge sind vor allem preiswerte Cannabissorten gefragt. Mehr als die Hälfte der abgegebenen Medizinal-Cannabisblüten fallen in die Preiskategorie „sehr billig“ oder „billig“. Auch bei den günstigen Produkten sei der Preis weiter gefallen und liegt aktuell bei unter 5 Euro. Anfang 2023 lagen die Preise für diese Sorten noch bei rund 10 Euro pro Gramm.

Damit liegen die Kosten für günstige Sorten sogar unter den Schwarzmarktpreisen. Beim Dealer zahle man mit durchschnittlich 10 Euro mehr als das Doppelte. Das medizinische Cannabis wird größtenteils importiert, und der Anbau der Hanfpflanze lässt sich leicht skalieren.

Auch der durchschnittliche THC-Gehalt der abgegebenen Cannabisblüten steigt kontinuierlich an. Grafik: Bloomwell Group

Mehr THC

Auch der THC-Gehalt des abgegebenen Cannabis steigt laut Bloomwell kontinuierlich an: Lag er Anfang letzten Jahres noch bei knapp 19 Prozent, sind es inzwischen 22 Prozent. Neue Patienten würden zunächst mit niedrigen Dosen eingestellt, erklärt Bloomwell. Am häufigsten würden inzwischen Sorten mit einem THC-Gehalt von 20 bis 25 Prozent abgegeben. Anfang des Vorjahres waren noch mindestens 50 Prozent der abgegebenen Sorten mit einem THC-Gehalt von unter 20 Prozent.

Laut Cannabisverordnung dürfen Personen zwischen 18 und 21 Jahren* nur Gras mit einem THC-Gehalt von maximal 10 Prozent konsumieren. Die kleinste im Bloomwell-Report betrachtete Kategorie liegt unter 15 Prozent.

Mehr Sorten

Laut Bloomwell hat sich auch das Angebot vergrößert. Anfang letzten Jahres hätten die Partnerapotheken des Unternehmens weit weniger als 50 verschiedene Sorten im Sortiment gehabt. Im Juni hätten sie die Rekordzahl von insgesamt 237 verschiedenen medizinischen Cannabisblüten abgegeben.

*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass laut Verordnung unter 18-Jährige nur Cannabis mit einem THC-Gehalt von 10 Prozent konsumieren dürfen. Das ist falsch, hier geht es um die Gruppe der 18- bis 21-Jährigen.

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