Wenn der Stress auf den Magen schlägt APOTHEKE ADHOC, 04.06.2021 14:10 Uhr
Viele Menschen kennen das Problem – Stress führt zu Sodbrennen, Durchfall oder Blähungen. Einige Menschen leiden bei Stress mit so starken gastrointestinalen Beschwerden, dass sie die Situation nicht mehr beherrschen können. Die Psyche lässt einen krank werden.
Stress spiegelt sich auch auf hormoneller Ebene wider. Im Magen-Darm-Trakt sitzen Millionen von Nervenzellen. Diese Zellen können durch das vegetative Nervensystem beeinflusst werden. Genauer gesagt durch das Zwischenhirn. Zum Zwischenhirn gehören der Thalamus, die Zirbeldrüse, der Sub- und Hypothalamus und der Corpus geniculatum mediale und laterale. Der Hypothalamus ist das zentrale Steuerzentrum für vegetative Funktionen und für das endokrine System. Der Thalamus und Metathalamus sind wichtig für die Integration und Koordination von Reizinformationen.
Befindet sich ein Mensch in einer Stresssituation, meldet das Zwischenhirn der Nebenniere diesen „Notzustand“ und plädiert mittels Cortisol-Ausschüttung für Flucht. Natürlich muss heute im Normalfall niemand mehr aus einer Stresssituation tatsächlich körperlich flüchten, doch an den Schaltungen und Regulierungen im Körper hat sich nichts verändert. Durch die vermehrte Cortisol-Ausschüttung kommt es zu einem beschleunigten Herzschlag und einer erhöhten Atemfrequenz. Die Durchblutung im ganzen Körper wird gesteigert. Um Energie einzusparen, senkt der Körper die Verdauungsaktivität. Die frei werdende Energie soll für körperliche Betätigung (Flucht) genutzt werden. Doch durch die nahezu pausierende Verdauung kann es zu Übelkeit, Durchfall und bei einigen Personen sogar zu Erbrechen kommen.
Auch die Produktion des Magensaftes wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert und kann nicht willentlich beeinflusst werden. In Stresssituationen reagieren einige Menschen mit einer erhöhten Produktion von Magensäure. Die Salzsäure wird in den Belegzellen gebildet. Hinzu kommt, dass einige Menschen in Stresssituationen zu einer ungesunden Ernährung neigen. Fettreiches Essen gepaart mit wenig Bewegung und einem hohen Stresslevel sind ein Garant für saures Aufstoßen.
Interessanterweise ist noch nicht abschließend geklärt, wieso manche Menschen sehr stark auf Stress reagieren und andere nicht aus der Ruhe zu bringen sind. Zu einem gewissen Teil seien die Auswirkungen von Stress auf den Körper angeboren, doch auch der Umgang der Eltern mit dem Kind in der Kindheit scheint sich auf die spätere Stresstoleranz auszuwirken. Je mehr Zuwendung die Kinder erhalten haben, so besser kann der Organismus mit Prüfungen, Trauerfällen und anderen neuen Herausforderungen umgehen. Auch der individuelle Umgang mit Stress ist wichtig. Wer in vielen Situationen die Ausweglosigkeit sieht und sich hilf- und machtlos fühlt, der reagiert meist mit stärkeren Beschwerden als die Personen, die sich selbst beruhigen können und lösungsorientiert arbeiten.
Doch was hilft nun, wenn es zu Blähungen und Durchfall kommt und man aus der Situation nicht flüchten kann? Im Akutfall können zwar Entschäumer wie Simeticon, oder Peristaltikhemmer wie Loperamid helfen – für einen dauerhaften Erfolg bringen diese Varianten aber wenig. Besser ist es, sich mit seinem Körper und seiner Ernährung auseinanderzusetzen. Bewusste Ernährung kann in diesem Fall auch bedeuten, dass man vor wichtigen Terminen nicht zu reichhaltig ist. Je besser die Nahrung gekaut wurde, desto weniger wahrscheinlich ist der Bauchdruck unter Stress.
Auch psychologisch kann man etwas tun. Warum sind Menschen durch bestimmte Situationen so sehr gestresst? Was könnte im schlimmsten Fall passieren? Oftmals reicht es, wenn man den gefürchteten Situationen den Schrecken nimmt, indem man sich – außerhalb der Akutsituation – ganz pragmatisch mit den Gegebenheiten auseinandersetzt. Auch ein Symptomtagebuch kann zum Erfolg führen.
Magen-Darm-Beschwerden sind eine dankbare Indikation für Phytotherapie. Pflanzliche Tropfen mit Verdauungsfördernden Inhaltsstoffen können den Magen bei seiner Arbeit unterstützen. Viele schwören auch auf einen Magen-Darm- oder reinen Pfefferminztee. Pfefferminzöl gibt es auch in Kapselform. Bei stärkeren Beschwerden oder einem Reizdarm können diese Kapseln die Beschwerden lindern.