Typische Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt Alexandra Negt, 12.02.2020 14:53 Uhr
Zahlreiche Arzneimittel führen zu gastrointestinalen Beschwerden. Neben lokalen Nebenwirkungen im Magen selbst, kann es auch zu Beschwerden in Dünn- und Dickdarm kommen. Nichtsteroidale Antiphlogistika führen häufig zu einer Magenschleimhautreizung. Opiode können chronische Verstopfung auslösen. Durch eine Begleitmedikation können die meisten unerwünschten Nebenwirkungen vermieden werden.
Magenschmerzen und Sodbrennen
Bei der Einnahme bestimmter Analgetika kommt es zu zahlreichen Nebenwirkungen – häufig leiden Patienten unter Magenbeschwerden. NSAID lösen aufgrund ihrer Wirkungweise Magenschmerzen oder -krämpfe aus. Die Wirkstoffe hemmen im Körper die Cyclooxygenasen. COX-1 ist für die Schleimhautintegrität verantwortlich, wird diese gehemmt, werden weniger protektiver Schleim und weniger Bicarbonate gebildet. Unter der Gabe von NSAID verringert sich zudem die Mucosadurchblutung. Häufig werden zu hoch dosierten Ibuprofen- oder Diclofenac Präparaten Protoenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol verschrieben. Diese Medikamente verringern die Magensäureproduktion, das eigentliche Schmerzmittel wird verträglicher. Untersuchungen zeigen, dass über zwei Drittel aller Patienten, die langfristig NSAID einnehmen, bei endoskopischen Inspektionen Schleimhautläsionen aufweisen.
Die Kombination von NSAID und oralen Glucocorticoiden kann die magenschädigende Wirkung verstärken. Manchmal kommt es unter der Gabe bestimmter Antibiotika zu einer Gastritis. Einzelne Blutdruckmittel, wie beispielsweise die Betablocker Propranolol und Metoprolol, führen häufig zu Oberbauchschmerzen bis hin zu Übelkeit mit Erbrechen.
Eine weitere Wirkstoffgruppe, die häufig zu Magenbeschwerden führt, ist die Gruppe der ätherischen Öle. Auch verkapselte Öle führen bei vielen Patienten zu Beschwerden, insbesondere Oberbauchschmerzen. Die Einnahme zu den Mahlzeiten kann die Schwere der Nebenwirkung verringern.
Verstopfung
Neben einer Fehlernährung mit einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr können auch bestimmte Medikamente eine Opstipation begünstigen. Am häufigsten kommt es unter der Einnahme von Opioden zu einer verminderten Darmaktivität. Opioide binden nicht nur an Nervenzellen im Gehirn, sondern auch an Nervenzellen im Darm – die Darmmuskulatur wird gelähmt. Durch die Bindung an peripheren μ-Rezeptoren im Darm wird die Freisetzung von Acetylcholin vermindert. Dieser Neurotransmitter ist für die Motorik der glatten Muskulatur zuständig. Patienten die dauerhaft Opioide wie Oxycodon oder Fentanyl erhalten, können die Verstopfung durch eine Begleittherapie lindern. Präparate mit Salzmischungen (Movicol), Lactulose oder Ballaststoffen (Flohsamen, Leinsamen, Chiasamen) können die Symptomatik lindern.
Durchfall
Unter der Einnahme von Antibiotika kann es zu einer antibiotika-assoziierten Diarrhoe (AAD) kommen. Bei einzelnen Arzneistoffen leiden bis zu 50 Prozent aller Patienten unter Durchfällen. Unter der Gabe von Antibiotika kann es durch verschiedene Reaktionen zu gastrointestinalen Störungen kommen. Neben einer direkten prokinetischen Wirkung auf die Darmmotilität können auch Allergien oder toxische Reaktionen der Auslöser sein. Zu den häufigsten allergischen Reaktionen kommt es unter der Gabe von Penicillin. Da die bakteriostatische und bakterizide Wirkung auch auf körpereigene Keime abzielt, kommt es zu einer Schädigung des Mikrobioms. Durch die veränderte Bakterienzusammensetzung kommt es zu Durchfällen. Die Gabe von Probiotika kann das Mikrobiom stärken und das Vorkommen von körpereigenen Stämmen verbessern. Der Darm ist neben der Verdauung an zahlreichen weiteren Stoffwechselvorgängen beteiligt, deshalb können Patienten nach einer längeren Antibiotikaeinnahme längerfristig erschöpft sein.
Blähungen
Zu den Arzneistoffgruppen, die häufig Blähungen auslösen, gehören Schmerzmittel, Abführmittel, Antibiotika und Diabetesmittel. Diabetiker leiden bei fortgeschrittener Erkrankung häufig unter gastrointestinalen Beschwerden, da auch Nervenzellen der Darmschleimhaut geschädigt werden. Darüber hinaus führen Antidiabetika wie Metformin für Flatulenzen. Häufig treten die Beschwerden nur zu Beginn einer neuen Therapie auf und nehmen mit der Zeit ab. Um die Resorption der überschüssigen Gase im Darm zu fördern, können Entschäumer wie Simethicon (Lefax, Sab Simpex, Espumisan) eingenommen werden. Dieser Arzneistoff wirkt lokal im Darm und weist daher kaum Nebenwirkungen auf.