Pflanzliche Arzneimittel haben häufig den Ruf besonders sanft und schonend zu wirken. In Bezug auf Abführmittel gilt diese These jedoch nicht: Sennesblätter & Co. können stark abführend wirken und bei nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch Risiken mit sich bringen. Daher gilt es Warnhinweise, Kontraindikationen und Anwendungsbeschränkungen zu beachten.
Innerhalb der Sennesfrüchte wird zwischen den Alexandriner-Sennesfrüchten und den Tinnevelly-Sennesfrüchten unterschieden. Tinnevelly-Sennesfrüchten wird häufig eine höhere Qualität als den Alexandriner-Sennesfrüchten zugesprochen, darum sind sie häufig Bestandteil von Fertigarzneimitteln. Der Effekt der beiden Sorten ist jedoch gleich: Beide zeichnen sich durch eine abführende Wirkung aus. Daher werden sie zur kurzfristigen Behandlung einer gelegentlichen Verstopfung, für eine Stuhlaufweichung und zur Darmentleerung verwendet.
Neben den Sennesfrüchten werden auch die Blätter der Pflanze verwendet, welche ähnliche Wirkungen aufweisen. Die Wirkung der Früchte ist jedoch in der Regel etwas milder und verursacht dadurch meist weniger Probleme. Die wirksamen Inhaltsstoffe der Sennesblätter und Sennesfrüchte sind Anthranoide, hauptsächlich verschiedene Sennoside. Diese sorgen für einen verstärkten Einstrom von Wasser und Elektrolyten in den Darm, zusätzlich wird die Darmperistaltik angeregt.
Sennesfrüchte und- blätter können beispielsweise als Teedroge in ganzer oder geschnittener Form zum Einsatz kommen. Auch die Verwendung in pulverisierter Form oder als eingestellter Trockenextrakt in Granulat, Tabletten, Dragees oder Instant-Tees ist möglich. Nach der Einnahme tritt die Wirkung nach etwa acht bis zwölf Stunden ein: Daher empfiehlt sich die Verwendung der Droge am Abend, sodass am nächsten Morgen die Darmentleerung erfolgt.
Ein Tee kann mit ungefähr einem Gramm Sennesblättern oder Sennesfrüchten hergestellt werden, dies entspricht einer Anthranoid-Menge von rund 20 bis 30 mg. Dazu wird die getrockene Droge mit etwa 200 ml kochendem Wasser übergossen und gut 15 Minuten ziehen gelassen. Sinnvoll ist eine Kombination mit anderen abführenden Arzneidrogen wie Faulbaumrinde oder entkrampfenden Pflanzen wie Kümmel oder Fenchel.
Häufig treten unter der Verwendung Magen-Darm-Beschwerden wie starke krampfartige Bauchschmerzen auf. Eine niedrige Einstiegsdosierung kann helfen, solche Symptome zu reduzieren. Außerdem kann es während der Anwendung zu einer Verfärbung des Harns kommen. Bei längerer Einnahme kann es zu Problemen mit dem Wasser- und Elektrolythaushalt kommen – vor allem Kaliumverluste sind möglich. Dadurch kann es zur Verstärkung der Wirkung von Digitalispräparaten kommen und auch die Wirkung von Antiarrhythmika kann beeinflusst werden. Eine Verstärkung des Kaliumverlustes ist durch gleichzeitige Einnahme von Thiaziddiuretika ebenfalls möglich.
Bei chronischem Gebrauch kommt es zu Darmträgheit und Pigmenteinlagerungen in die Darmschleimhaut. Daher sollten Präparate mit Sennesfrüchten und Sennesblättern nicht regelmäßig, sondern maximal für einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen verwendet werden. Kontraindiziert ist die Arzneipflanze bei Darmverschluss, Blinddarmentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, sowie abdominalen Schmerzen unbekannter Ursache. Außerdem ist während der Schwangerschaft und Stillzeit von einer Einnahme abzuraten, da verschiedene Anthranoide möglichenerweise genotoxische Eigenschaften besitzen. Ebenso sollen Kinder unter zwölf Jahren Sennesblätter beziehungsweise Sennesfrüchte nicht einnehmen.
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