Rotaviren: Gefahr für Kleinkinder Cynthia Möthrath, 15.08.2019 14:47 Uhr
Vor allem während der Wintermonate liegen Rotaviren in der Luft: Eine Infektion führt unter anderem zu starkem Durchfall und Fieber. Besonders häufig sind Kleinkinder unter zwei Jahren betroffen. Der akute Flüssigkeitsverlust führt oft zu Komplikationen und kann lebensbedrohlich sein.
Rotaviren sind weltweit die häufigste Ursache für Durchfallerkrankungen bei Kleinkindern. Die Infektion tritt meist im Alter von sechs Monaten bis zu zwei Jahren auf. Vor allem in den Entwicklungsländern sind die Viren gefürchtet: Sie gehören dort zu den häufigsten Todesursachen. Hierzulande gibt es jedoch nur selten Todesfälle. Dennoch sind die stark ausgeprägten Symptome gefährlich: Plötzlicher, wässriger Durchfall mit Übelkeit, Erbrechen und Magenschmerzen führen zu einem massiven Flüssigkeits- und Elektrolytverlust. Häufig kommt hohes Fieber hinzu. Die Symptome halten in der Regel vier bis sieben Tage an. Die Kombination aus Fieber und Flüssigkeitsverlust kann vor allem bei Kleinkindern und immunsupprimierten Menschen lebensbedrohlich sein.
Oft kommt es durch die starken Wasserverluste zu Schwindel und Kreislaufproblemen, aber auch grippeähnliche Symptome wie Husten, Schnupfen und Gliederschmerzen sind möglich. Die Behandlung der Viren erfolgt symptomatisch: Viel trinken und eine ausreichende Elektolytzufuhr sind wichtig, um den Kreislauf stabil zu halten. Während der Akutphase sollten nur kleine Mengen Flüssigkeit und Nahrung zu sich genommen werden, um den Magen-Darm-Trakt nicht zu überlasten. Gut geeignet sind verdünnter Kräutertee und stilles Wasser sowie Schonkost. Fettige und säurehaltige Speisen und Getränke sollten gemieden werden.
Präparate, die die Motilität des Darms beeinflussen, sollten nicht zum Einsatz kommen, da die Viren dadurch im Körper verbleiben und nicht auf natürliche Weise ausgeschleust werden können. Besser sind Wirkstoffe, die die Darmflora stabilisieren und aufbauen, oder solche, die Wasser im Darm binden. Bei hohem Fieber können auch antipyretische Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen oder Metamizol zum Einsatz kommen. Für diese Wirkstoffe gelten die üblichen Anwendungsbeschränkungen und Dosierungen.
Die Inkubationszeit beträgt ungefähr drei Tage, Betroffene scheiden jedoch noch bis zu acht Tage nach der Infektion die Erreger über den Stuhl aus. Übertragen wird das Virus durch Schmierinfektionen mit Fäkalien: Kleinste Partikel haften an Oberflächen und Lebensmitteln oder befinden sich im Wasser und werden so verbreitet. Dabei sind die Erreger sehr hartnäckig und haften besonders lange an Oberflächen: Gegen die meisten Desinfektionsmittel sind die Viren zudem immun. Daher gelten besondere Hygienemaßnahmen mit geeigneten Reinigungsmitteln, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Infektionen mit Rotaviren sind seit 2001 meldepflichtig: Es gelten die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes. Kinder unter sechs Jahren dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten vorübergehend nicht besuchen. Der Besuch ist frühestens zwei Tage nach Abklingen der Beschwerden wieder möglich. Betroffene, die beruflich mit Lebensmitteln zu tun haben, dürfen ihre berufliche Tätigkeit ebenfalls frühestens zwei Tage nach dem Abklingen der Krankheitszeichen wieder aufnehmen.
Seit 2006 gibt es einige zugelassene Impfstoffe gegen Rotaviren. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Rotavirus-Impfung seit August 2013 für kleine Kinder. Demnach soll die Immunisierung mit der Schluckimpfung im Alter von sechs bis zwölf Wochen beginnen und bis zur vollendeten 24. oder 32. Woche beendet sein.