Morbus Crohn: Wie Betroffene leiden Benedikt Richter, 17.06.2019 14:26 Uhr
Zwei Wörter, viele Beschwerden. Die entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn macht Betroffenen oft das Leben zur Hölle. Unvorbereitet werden sie von Schüben erwischt und müssen Verabredungen und Pläne auf Eis legen. Doch was passiert da im Darm?
Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Sie kann den kompletten Verdauungstrakt von Mund über Speiseröhre bis hin zum After betreffen. Am häufigsten jedoch sind der letzte Abschnitt des Dünndarms und der Anfang des Dickdarms betroffen, oft auch beide Teile.
Der Darm reagiert auf die Entzündung mit Einwölbungen und ist in seiner Funktion stark beeinträchtigt. Malabsorption, also die mangelhafte Aufnahme von wichtigen Nahrungsbestandteilen, ist die Folge. Viele Patienten leiden an Untergewicht oder Mangelernährung. Zusätzlich leiden sie unter Durchfall, der oft mehr als sechs Wochen andauern kann. In Folge der Entzündungsprozesse reagiert der Körper mit Fieber und Abgeschlagenheit. Da die Erkrankung in Schüben verläuft, ist die Lebensqualität stark eingeschränkt. Viele Betroffene verlassen nur noch ungern und selten das Haus. Der psychische Stress und die Isolation können die Symptome aber noch zusätzlich verschlimmern.
Als Ursachen gelten heute die genetische Disposition und äußere Umwelteinflüsse. Zufriedenstellend bewiesen ist das jedoch nicht. Stress und falsche Ernährung können die Symptome zwar verschlimmern, gelten aber nicht als Auslöser der Krankheit. Erwiesen ist, dass Rauchen die Schübe verstärkt und bei bestehendem Morbus Crohn unbedingt unterlassen werden sollte. Oft führt die Krankheit zu zahlreichen Folgeerkrankungen wie Arthritis und Osteoporose. Auch das Darmkrebsrisiko ist erhöht.
Der Diagnose geht oft ein langer Leidensweg voraus. Neben einer umfangreichen Schilderung der Symptome benötigt der Arzt eine Überprüfung der erhöhten CRP-Werte im Blut und Calcprotectin-Werte im Stuhl, die Entzündungsprozesse im Körper anzeigen. Mithilfe einer Darmspiegelung lassen sich dann relativ gut die Entzündungsherde und Veränderungen in der Darmschleimhaut erkennen.
Ziel der Therapie ist es, die beschwerdefreien Phasen zu verlängern und die Entzündungsschübe zu verkürzen. Zum Einsatz kommen vor allem Glucokortikoide in systemischer oder lokaler Applikationsform. Auch Immunsuppressiva können die Entzündungsprozesse verringern, da sie die Aktivität des Immunsystems einschränken. Gegen die Durchfallschübe greifen viele Betroffene gern auf Loperamid zurück. Da die Selbstmedikation auf zwei Tage beschränkt ist, sollte die Einnahme immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Auch Eisen- und Vitaminpräparate können sinnvoll sein, um einer Mangelernährung entgegenzuwirken. Calcium und Vitamin D3 werden prophylaktisch genommen, um Osteoporose vorzubeugen. Um den Darm zu entlasten, kann das Ersetzen von fester Nahrung durch hochkalorische Trinknahrung empfohlen werden. Hierbei sollte die Ballaststoffzufuhr nicht zu hoch sein, da der Darm darauf oft empfindlich reagiert. Alle diese Maßnahmen sollten wegen des komplexen Krankheitsbildes immer mit dem Arzt abgesprochen werden.
Wegen der Funktionsstörung des Darms vertragen viele Patienten laktosehaltige Nahrungsmittel nicht mehr optimal. Eine laktosefreie Ernährung kann dann hilfreich sein. Von einseitiger Ernährung ist abzuraten, da sie wenig Linderung bringt und das Nährstoffdefizit oft noch verstärkt. Jeder Patient sollte individuell herausfinden, welche Nahrungsmittel er gut verträgt, und dementsprechend handeln. Auch eine Psychotherapie, Selbsthilfegruppen und Entspannungsmethoden können hilfreich sein, um mit der belastenden Situation fertig zu werden und das Gefühl zu verringern, allein zu sein.