Die Diagnose Reizdarm steht für die betroffene Patientengruppe meist erst am Ende einer langen Odyssee fest. Viele Betroffene haben etliche Untersuchungen hinter sich bringen müssen, immer mit der Angst, dass eine schwerwiegende Erkrankung hinter den Symptomen steckt. Was kann man ihnen in der Apotheke neben den bekannten Medikamenten als Zusatzempfehlung mit auf den Weg geben? Eine Möglichkeit ist die sogenannte FODMAP-Diät.
Der Name FODMAP leitet sich vom englischen „fermentable oligo-, di- and monosaccharides and polyols“ her, was so viel bedeutet wie: vergärbare Mehrfach-, Zweifach- und Einfachzucker und mehrwertige Alkohole. All diese Nahrungsbestandteile können nämlich bei ihrer Resorption aus dem Dünndarm verschiedene Probleme bereiten. Dabei sind sie per se nicht schädlich, sondern sie produzieren bei ihrer Verdauung vermehrt Gase, die den gereizten Darm zusätzlich irritieren. Viele Reizdarm-Patienten profitieren hier von einer Diät, bei der FODMAP reduziert oder komplett weggelassen werden.
Ein sogenannter Reizdarm liegt vor allem dann vor, wenn der Patient über unregelmäßigen und unvollständigen Stuhlgang klagt. Durchfälle und Verstopfung wechseln sich ab, zudem treten häufig krampfartige Bauchschmerzen in unterschiedlicher Intensität auf. Blähungen, Bauchdeckenspannung, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen flankieren die Beschwerden, was oft zu einem Rückzug aus dem sozialen Umfeld führt. Die Begleitsymptome der Reizdarm-Diagnose sind daher oft schwer zu ertragen. Der Kunde ist dankbar, eine Möglichkeit eröffnet zu bekommen, parallel zur Medikation selbst an einer Besserung seiner Beschwerden mitwirken zu können. Vor der Eigendiagnose Reizdarm sollte selbstverständlich ein Arzt konsultiert werden, denn die Symptome können auch von anderen Grunderkrankungen verursacht werden.
Das Prinzip von FODMAP ist schnell erklärt, doch nicht jeder Kunde weiß sofort, in welchen Nahrungsmitteln Lactose, Fructose oder Sorbitol vorkommen. Hier lohnt es sich, genauer nachzuhaken und dem Patienten bei Bedarf eine kleine Liste mitzugeben. Nicht jeder Reizdarmgeplagte reagiert außerdem auf die gleichen Nahrungsmittel mit körperlichen Beschwerden. Sinnvoll ist es daher, zunächst alle in Frage kommenden Nahrungsmittel für sechs bis acht Wochen zu vermeiden. Bessert sich das Reizdarmsyndrom, so können versuchsweise nacheinander verschiedene Lebensmittel wieder auf den Speiseplan aufgenommen werden. So lassen sich am Ende gezielt genau die Speisen vermeiden, die nicht vertragen werden.
Die mehrwertigen Alkohole sind hier meist am erklärungsbedürftigsten. Sie sind häufig in Zuckerersatzstoffen enthalten und werden auf der Umverpackung auch manchmal nur als E-Nummern angegeben, also als Zusatzstoff, um beispielsweise die Haltbarkeit zu verlängern oder um den Geschmack oder das Aussehen von Nahrungsmitteln zu verbessern. Daher gilt in der Zeit, in der FODMAP komplett vermieden werden sollten, dass am besten selbst gekocht wird und Fertigprodukte so wenig wie möglich verwendet werden. Die FODMAP-reichen E-Stoffe sind beispielsweise Isomalt (E953), Lactit (E 966), Maltit (E965), Mannit (E421), Sorbit (E 420, 432-436) und Xylit (E 967).
Auf Früchte muss man glücklicherweise nicht komplett verzichten, denn es existieren durchaus FODMAP-arme Sorten. Vermieden werden sollten langfristig alle Sorten von Dörrobst und in der Karenzzeit Äpfel, Aprikosen, Birnen, Brombeeren, Feigen, Kirschen, Mango, Nektarinen, Pfirsiche und Pflaumen. Diese können dann nach der etwa zweimonatigen Abstinenzphase eine nach der anderen auf Verträglichkeit getestet werden. Auch Avocados sind übrigens Früchte, auf die erst einmal verzichtet werden muss, auch wenn sie nicht süß schmecken. Wassermelonen sind eher ungeeignet, Honigmelonen, die üblicherweise gut vertragen werden. In kleinen Portionen durchaus geeignet sind reife Bananen, Granatapfel, Grapefruit, Heidelbeeren und Himbeeren. In normalen Portionsgrößen werden Ananas, Erdbeeren, Kiwi, Papaya, Trauben und Zitrusfrüchte gut vertragen. Beim Gemüse sind vor allem alle Zwiebelgewächse zu meiden. Knoblauch, Schalotten und die Küchenzwieben verursachen dabei die meisten Probleme mit dem Darm.
Aber auch Artischocken, Bärlauch, Blumenkohl, Erbsen, Lauch, Rote Beete, Sauerkraut, Schwarzwurzel, Spargel, Weizen und Wirsing sollten nur in geringen Mengen verzehrt werden. Auf dem Speiseplan bleiben dürfen Brokkoli, Kürbis, und alle Blattsalate. Zum süßen der Desserts eignet sich Brauner Zucker oder Ahornsirup eher als Agavendicksaft. Weiterhin sind bei den Milchprodukten Frischkäse und Joghurt FODMAP-reich, Camembert und Mozzarella dagegen gut verträglich. Es gibt noch viele Listen mit geeigneten und ungeeigneten Lebensmitteln in der FODMAP-Diät. Mit ihrer Hilfd lassen sich Mahlzeiten zusammenstellen, die der Körper gut tolerieren kann. Wer sich aufgrund seiner körperlichen Beschwerden dafür interessiert, sich aber mit der Durchführung duch zu unsicher fühlt sollte mit seinem Arzt sprechen. Eine professionelle Ernährungsberatung wird im Bedarfsfall unter Umständen sogar von den Krankenkassen bezuschusst.
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