Sie ist eine wehrhafte Schönheit unter den einheimischen Pflanzen. Doch sie hütet in ihren Samenkapseln auch einen pharmakologischen Schatz: die Mariendistel. Ihr Name leitet sich von der Milch der Gottesmutter Maria her, der die zweijährige dornige Pflanze angeblich die weißen Flecken und Streifen auf ihren Blättern verdankt. Die Früchte der Mariendistel kommen besonders der Leber zugute.
Der arzneilich verwendete Pflanzenteil von Silybum marianum ist weniger das Kraut, für das die therapeutische Wirkung unsicher ist. Es sind vor allem die reifen, vom Pappus befreiten Früchte, die zur Behandlung von toxischen Leberschäden eingesetzt werden können. Bei Leberzirrhose und chronisch entzündlichen Erkrankungen des Organs wie zum Beispiel Hepatitis C ist die Wirksamkeit belegt. Ihre Hauptwirkstoffe sind Flavonolignane (1,5 bis 3 Prozent Silymarin) und Flavanolone. Die antihepatotoxische und hepatoprotektiven Eigenschaften von Silymarin sind klinisch gesichert.
In der Antike wurde die Pflanze vor allem als Antidot gegen Schlangenbisse verwendet. Im Mittelalter wusste man jedoch bereits um die leberschützende Wirkung, die im 19. Jahrhundert durch Johann Gottfried Rademacher wiederentdeckt wurde. Auch heute noch werden die Bestandteile als Antidot genutzt. Nur sind es heutzutage nicht mehr die Schlangenbisse, sondern die Knollenblätterpilze, gegen deren Gift sie eingesetzt werden kann. In den letzten 30 Jahren wurde sie dann in mehreren Studien untersucht. Die Droge wird vor allem bei dyspeptischen Beschwerden eingesetzt. Der Korbblütler mit dem charakteristischen Äußeren wächst wild in Europa, Nordafrika und Westasien. Die Anbaugebiete befinden sich vor allem in Deutschland, China, Südamerika, Österreich und Ungarn.
Sowohl bei der Droge als auch bei ihren Zubereitungsformen sind außer einem leicht laxierenden Effekt keine Nebenwirkungen bekannt. Die verkleinerten getrockneten Pflanzenteile können sowohl als Aufguss als auch für andere galenische Zubereitungen genutzt werden. Für einen Tee empfiehlt sich drei bis vier Gramm der zerstoßenen Früchte auf 150 Milliliter heißes Wasser zu nutzen. Er wird zehn bis fünfzehn Minuten zum Ziehen stehen gelassen.
Doch nicht nur das enthaltene Silymarin macht die Pflanze so wertvoll für die Gesundheit. Die enthaltenen Gerb- und Bitterstoffe unterstützen und fördern die Verdauung. Sie regen den Fluss von Magen- und Gallensäuren an und wirken dadurch appetitanregend. Einem Völlegefühl kann auf diese Weise ebenso entgegengewirkt werden. Diese Wirkung teilt sie mit ihren Verwandten, der Artischocke und dem Benediktenkraut.
In der Tierheilkunde werden Mariendistelfrüchte oft zur Therapie von älteren Tieren oder auch Stalltieren genutzt. Besonders wenn diese viel Silage fressen, die pilzbelastet sein kann, ist die pflanzliche Unterstützung der Leber sinnvoll. Die im Samen enthaltenen Öle enthalten Omega-6-Fettsäuren und können bei Haut- und Fellproblemen eingesetzt werden. Auch übergewichtige und trächtige Tiere können vom Einsatz der Mariendistel profitieren. Das Kraut wird zur Aufrechterhaltung des Galleflusses genutzt. Wer sie bei seinen Tieren einsetzt, sollte auch daran denken, gleichzeitig die Nieren zu unterstützen.
So ist die Mariendistel eine wertvolle Unterstützung für die Gesundheit für Mensch und Tier. Sie ist eine der wenigen Pflanzen, deren Inhaltsstoffe und Wirkung sehr genau untersucht sind. Studien belegen ihre protektive und stärkende Wirkung auf die Leber. Nebenwirkungen treten bei bestimmungsgemäßer Anwendung keine auf. Die Mariendistel wirkt außerdem entspannend und anregend auf den Magen-Darm-Trakt und reduziert dabei Blähungen. Die antioxidative und entzündungshemmende Wirkung rundet das Profil dieser erstaunlichen Pflanze ab. Sie ist wahrlich einer der Alleskönner im Pflanzenreich.
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