Wenn es um die Verdauung geht denken viele zunächst an den Magen-Darm-Trakt. Doch der komplexe Prozess der Nahrungsverwertung beginnt schon in der Mundhöhle – hier wird die Nahrung nicht nur zerkleinert, sondern optimal auf die weitere Zerlegung vorbereitet.
Der Körper funktioniert ähnlich wie ein Verbrennungsmotor: Um die Körperfunktionen aufrecht zu erhalten ist die regelmäßige Aufnahme von Nahrung notwendig. Doch Kohlenhydrate, Proteine und Fette können nicht einfach vom Körper verwertet werden: Um die Nahrung in resorbierbare Bestandteile zu zerlegen ist ein komplexer Weg zwischen Mundhöhle und Darm nötig – bei seinem Transport durch den Körper wird der Nahrungsbrei sowohl mechanisch wie auch chemisch in seine Einzelteile zerlegt und verwertbar gemacht. Alles, was der Körper nicht brauchen kann, wird als Stuhl wieder ausgeschieden.
Bereits im Mund werden wichtige Grundvoraussetzungen für die weitere Verdauung geschaffen: Durch das Kauen wird die Nahrung mechanisch mithilfe der Zähne zerkleinert. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche des Speisebreis, wodurch er angreifbarer für Enzyme wird. Da die Zähne sehr stabil sind, können so selbst härtere Nahrungsteile zerkleinert werden. Mithilfe der Zunge wird die aufgenommene Nahrung außerdem durchmischt und mit dem von den Speicheldrüsen produzierten Speichel vermengt.
Täglich werden rund 1,5 Liter Speichel produziert: In der Mundschleimhaut befinden sich etwa 1000 kleinere Drüsen, die den produzierten Speichel im Mund- und Rachenraum verteilen. Gebildet wird die Flüssigkeit von drei großen Drüsenpaaren: Die sogenannten „Ohrspeicheldrüsen“ produzieren besonders enzymhaltigen Speichel, der Speichel der „Unterzungenspeicheldrüsen“ im Mundboden ist eher dickflüssig. Zusammen mit den Unterkieferspeicheldrüsen wird der Großteil der Flüssigkeit produziert.
Gesteuert wird der Vorgang der Speichelproduktion automatisch vom Nervensystem: Deshalb kommt es häufig schon beim Geruch der Lieblingsspeise zu einer gesteigerten Sekretion – uns „läuft das Wasser im Mund zusammen“. Doch auch das Gegenteil kann der Fall sein: Nervosität oder Angst hingegen können häufig für einen trockenen Mund sorgen, da die Speichelsekretion gehemmt wird – hier bleibt uns sprichwörtlich „die Spucke weg“.
Im Speichel sind bereits wertvolle Verdauungsenzyme enthalten, die die Verwertung der Nahrung einleiten: Komplexe Kohlenhydrate wie Oligo- oder Polysaccharide werden mithilfe der Alpha-Amylase in süß-schmeckende Zweifachzucker zerlegt. Daher kommt es bei längerem Kauen von kohlenhydrathaltigen Speisen zu einem süßlichen Geschmack. Fette werden – vor allem bei Säuglingen – mithilfe der Zungengrundlipase gespalten. Im Erwachsenenalter findet die Fettverdauung hauptsächlich mithilfe der Bauchspeicheldrüse statt, deren Funktion ist jedoch im Neugeborenen-Alter noch nicht vollständig ausgereift.
Schließlich wird der Nahrungsbrei nach der Einspeichelung durch das Schlucken über die Speiseröhre in den Magen befördert, wo der Speisebrei mithilfe der Magensäure und weiteren Enzymen weiter verdaut wird. Je länger und gründlicher die Nahrung gekaut wurde, umso besser ist sie auf die weitere Verwertung vorbereitet. Das Sprichwort „Gut gekaut ist halb verdaut“ trägt also etwas Wahres in sich.
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