Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Morbus Crohn: Schubweises Leiden

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Berlin -

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können den Alltag der Betroffenen massiv einschränken. Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 400.000 Menschen betroffen. Eines dieser Krankheitsbilder ist Morbus Crohn: Die Symptome können zwar gelindert werden, eine Heilung gibt es jedoch nicht.

Am häufigsten von Morbus Crohn betroffen sind der letzte Abschnitt des Dünndarms sowie der Anfang des Dickdarms. Die Erkrankung kann allerdings auch andere Bereiche des Verdauungstraktes beeinträchtigen – vom Mund bis zum Darmausgang. Es kommt zu Entzündungen in den entsprechenden Regionen, welche alle im Darm alle Schichten betreffen und Einwölbungen zur Folge haben. Der Verdauungsapparat kann dadurch nicht mehr wie gewohnt arbeiten. Es kommt zu den typischen Symptomen: Im akuten Schub treten plötzliche Durchfälle auf, die wochenlang andauern können. Außerdem reagiert der Körper durch die Entzündung mit Fieber und Abgeschlagenheit.

Körperliche und psychische Beschwerden

Im Verlauf der Erkrankung kommt es häufig zu Geschwüren, Engstellen und Fisteln im Darm. Die Funktion wird weiter beeinträchtigt und es kommt zu einer mangelhaften Aufnahme von Nahrungsbestandteilen. Betroffene verlieren an Gewicht und weisen Folgen einer Mangelernährung auf. Zusätzlich können Betroffene psychische Beschwerden wie Depressionen entwickeln. Viele ziehen sich zurück und isolieren sich, da die Schübe manchmal unkontrolliert in der Öffentlichkeit beginnen können. Ein Zusammenspiel aus körperlichen und psychischen Beschwerden verschlimmert das Krankheitsbild häufig und führt dazu, dass Betroffene doppelt leiden.

Oftmals lässt sich die Erkrankung nicht so schnell diagnostizieren: Viele Betroffene leiden jahrelang, bevor der Arzt die passende Diagnose stellt. Es werden Beschwerden und Lebensumstände abgefragt, zusätzlich können einige Blutparameter Auskunft geben: Erhöhte CRP-Werte im Blut und Calprotectin-Werte im Stuhl, können auf Entzündungsprozesse im Körper hindeuten. Meist erfolgt die endgültige Diagnosestellung mithilfe einer Darmspiegelung. Dort lassen sich Entzündungsherde und Veränderungen in der Darmschleimhaut meist gut erkennen.

Schubfreie Zeiten verlängern

Ist die Diagnose klar, kann die Therapie beginnen: Ziel hierbei ist es, die beschwerdefreien Phasen zu verlängern und die Entzündungsschübe zu verkürzen – eine Heilung der Krankheit gibt es bisher nicht. Meist kommen Glucokortikoide in systemischer oder lokaler Form zum Einsatz, um die Entzündungen einzudämmen. Auch Immunsuppressiva können die Entzündungsprozesse verringern. Lassen sich Termine im akuten Schub nicht verlegen, greifen viele Betroffene auf Antidiarrhoika wie Loperamid zurück: Diese lähmen den Darm und sorgen so für ein vorübergehendes Ende des Durchfalls. Allerdings ist die Einnahme keine Dauerlösung – maximal zwei Tage sollte die Selbstmedikation erfolgen.

Kommt es zu einer Mangelernährung, kann in Rücksprache mit dem Arzt entsprechend supplementiert werden: Eisen- und Vitaminpräparate können sinnvoll sein, um einer Mangelernährung bereits entgegenzuwirken. Calcium und Vitamin D3 werden oft schon prophylaktisch eingenommen, um Osteoporose vorzubeugen. In akuten Schüben setzen manche Betroffene auf hochkalorische Trinknahrung statt fester Nahrung, um den Darm zu entlasten. Alle Maßnahmen sind jedoch vorher mit dem behandelnden Arzt abzusprechen. Psychotherapie, Selbsthilfegruppen und Entspannungsmethoden können hilfreich sein, um mit der belastenden Situation fertig zu werden.

Ursachen noch immer unklar

Die Ursachen für Morbus Crohn sind bis heute nicht vollständig geklärt: Neben genetischen Faktoren scheinen auch äußere Umwelteinflüsse eine Rolle zu spielen. Viele Betroffene berichten, dass sich die Beschwerden unter Stress und durch falsche Ernährung verschlimmern – ob diese Faktoren jedoch als Auslöser in Frage kommen ist unklar. Rauchen sollte während der Schübe tunlichst vermieden werden, da es auch dadurch zu einer Verschlimmerung kommen kann. Neben Folgeerkrankungen wie Arthritis und Osteoporose ist auch das Darmkrebsrisiko erhöht.

 

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