Leber: Drüse für den Stoffwechsel APOTHEKE ADHOC, 05.12.2020 09:02 Uhr
Die Leber ist das größte Stoffwechselorgan des menschlichen Körpers. Sie erfüllt zahlreiche unerlässliche Aufgaben, die bei einer Erkrankung der Leber oft nicht mehr in vollem Maße erfüllt werden können. Auch auf die Einnahme von Medikamenten nimmt sie Einfluss.
Anatomisch gesehen gehört die Leber zu den Verdauungsdrüsen: Denn sie produziert die Gallenflüssigkeit, Gallensäuren und Cholesterin, Abwehrstoffe und Plasmaproteine wie Albumin, Transferrin und Gerinnungsfaktoren. Außerdem ist die Leber am Glukose-, Fett- und Eiweißstoffwechsel beteiligt. Verschiedene Vitamine wie Vitamin A, B12, D, E und K werden außerdem in der Leber gespeichert, ebenso wie Eisen, Lipoproteine und Glucose in Form von Glykogen.
Beim Menschen liegt das Organ im rechten Oberbauch. Es wird anatomisch in vier Lappen und funktionell sogar in acht Segmente unterteilt. Im Inneren der Leber befinden sich kleinste Leberläppchen, welche aus sogenannten Leberbälkchen aufgebaut sind, die sich um eine Zentralvene anordnen. Die kleinste Einheit der Leber sind die Hepatozyten. Neben dem Herzen ist auch die Leber in zwei Blutkreisläufe eingebunden: An der Unterseite der Leber, welche auch als „Leberpforte“ bezeichnet wird, befindet sich der Eintritt der Leberarterien und der Pfortader: Die Leberarterien versorgen sie mit sauerstoffreichem Blut aus dem Herzen, die Pfortader transportiert sauerstoffarmes Blut aus den Bauchorganen heraus.
Die Müllabfuhr des Blutes
Die Leber sorgt dafür, dass fast alle aus dem Darm resorbierten Nährstoffe zunächst bei ihr kontrolliert und je nach Bedarf aufgenommen oder über den Stuhl wieder ausgeschieden werden. Die Entgiftungsfunktion übernimmt das Organ im Rahmen der Verstoffwechselung von Ammoniak zu Harnstoff und Hämoglobin zu Bilirubin oder auch bei der Oxidation von Ethanol zur Ausscheidung von Alkohol. Die Leber sorgt ebenfalls für den Abbau von Blutzellen, Hormonen und verschiedenen Medikamenten.
Daher hat die Leber Einfluss auf Wirkung und Dosierung von Arzneimitteln: Arzneistoffe gelangen durch die Resorption über das Blut in die Leber. Je nach Leberfunktion und chemischen Eigenschaften des Arzneimittels, wird beim sogenannten „First-Pass-Effekt“ ein Teil der Substanz abgebaut. Die Leberpassage hat somit Einfluss auf die Bioverfügbarkeit von Wirkstoffen. Durch eine parenterale, sublinguale oder rektale Applikation kann man den First-Pass-Effekt umgehen.
Wie alle Organe kann auch die Leber erkranken und Schaden nehmen: Vor allem eine ungesunde Lebensweise mit wenig Bewegung und Überernährung, übermäßiger Alkoholkonsum oder Medikamentenabusus können ihr schaden. Aber auch Menschen mit Diabetes entwickeln häufig Probleme mit der Leber. Zu den häufigsten Erkrankungen zählt die sogenannte Fettleber – rund 30 Prozent der Bevölkerung leiden daran. Ebenso kann es zu Virushepatitis A, B, C, D und E kommen, zu Leberzirrhose, Leberinsuffizienz oder verschiedenen Abszessen und Tumoren.
Die Leber leidet stumm
Besonders tückisch: Die Leber ist schmerzunempfindlich und leidet stumm – Schmerzen treten nur selten auf. Daher werden Schäden meist erst spät erkannt, da die Erkrankungen zunächst unbemerkt verlaufen. Die Symptome können unspezifisch sein: Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Juckreiz oder ein Druckgefühl im Oberbauch können erste Anzeichen darstellen. Erst, wenn die Leber nicht mehr ordnungsgemäß arbeiten kann, kommt es zur typischen Gelbfärbung von Haut und Augen.