Helminthose: Tipps bei Wurmbefall Benedikt Richter, 05.07.2019 15:01 Uhr
Unhygienisch und ekelhaft: Daran denken viele beim Wort Wurm. Auch der menschliche Darm kann mit unliebsamen Mitbewohnern besiedelt werden und zum Beratungsthema werden.
Der deutsche Begriff „Würmer“ beschreibt Helminthen: parasitäre Lebewesen, die den Darm ihres Wirtes besiedeln und sich dort vermehren. Neben den bis zu 40 cm langen Spulwürmern und den Bandwürmern, die als circa 2 cm große Wurmabschnitte im Stuhl erkennbar sind, befallen auch Madenwürmer den menschlichen Organismus.
Madenwürmer gehören zur Familie der Nematoden, zu deutsch Fadenwürmer. Als Endoparasiten leben sie die meiste Zeit im Darm des Menschen. Die Weibchen wandern nachts an den After ihres Wirtes und legen dort bis zu 10.000 Eier ab. Durch nächtliches, unbewusstes Kratzen können die Eier über die Hände zum Mund gelangen. Der Mensch reinfiziert sich.
Ein Madenwurmbefall betrifft vor allem junge Kinder. Aus Neugier werden viele Gegenstände in den Mund genommen. Sind diese mit Wurmeiern kontaminiert, kann sich das Kind mit Madenwürmern infizieren. Ein Befall ist anfangs relativ harmlos. Der sehr starke nächtliche Juckreiz führt allerdings zu starker Hautbeanspruchung bis hin zu Wunden und Schlaflosigkeit. Daraus resultieren Abgeschlagenheit, Nervosität und Aggression. Auch starker Gewichtsverlust und Entwicklungsstörungen sind möglich, wenn nicht behandelt wird.
Sollten Eltern bei ihrem Kind einen starken Juckreiz im Analbereich feststellen, kann der Arzt einen Abklatsch-Test durchführen. Mittels eines Klebestreifens wird die Perianalhaut auf Eier untersucht. Auch ein Blick auf den Stuhl lohnt sich. Oft sind die 2 bis 3 mm großen und auffällig weißen Würmer gut zu erkennen. Eine Stuhluntersuchung allein reicht nicht aus, da die Eier oft nur zufällig in den Kot gelangen.
Zum Einsatz kommen Anthelminthika, die die Lebensfähigkeit der adulten Würmer einschränken. Die entsprechenden Arzneistoffe wirken verkrampfend auf die Muskulatur der Parasiten oder stören ihren Stoffwechsel. Da die Eier von diesen Wirkstoffen nicht betroffen sind, muss die Therapie alle zwei bis vier Wochen bis zur Eradikation wiederholt werden. Die Medikamente werden nach Körpergewicht dosiert. Achtung: Bei einem Wurmbefall bei Erwachsenen entspricht die Einzeldosis oft einer kompletten Packungsgröße. Patienten sollten daher gleich zwei Packungen kaufen. Sollte es zu einer Rotfärbung des Stuhls kommen, kann man Entwarnung geben: Dabei handelt es sich um eine ungefährliche Nebenwirkung des Anthelminthikums.
Geraten werden sollte außerdem zu strikter Hygiene. Händewaschen sollte regelmäßig, vor allem nach dem Toilettengang erfolgen. Unterwäsche und Bettwäsche müssen täglich gewechselt und bei 60°C gewaschen werden, denn auch eine inhalative Aufnahme von Wurmeiern beim Aufschütteln der Wäsche ist möglich. Auch Familienmitglieder, die im selben Haus wohnen, werden mitbehandelt. Die Fingernägel der Betroffenen sollten möglichst kurzgehalten werden. Das verhindert stärkere Verletzungen beim nächtlichen Jucken. Außerdem können auf diese Weise weniger Eier unter den Nägeln haften. Auch das Tragen von Handschuhen oder Fäustlingen kann empfehlenswert sein. Jedoch sollten auch diese täglich gewechselt und entsorgt werden.