Helicobacter pylori – ein angepasstes Bakterium APOTHEKE ADHOC, 21.02.2020 14:46 Uhr
Die Infektion mit Helicobacter pylori ist mittlerweile eine regelrechte Volkskrankheit: Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung trägt das Bakterium in sich, in Deutschland sind etwa 35 Prozent betroffen. Die Infektion kann zur Entwicklung einer chronischen Gastritis führen und erhöht das Risiko für Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre.
Der Magen sorgt im Normalfall dafür, dass ein Großteil der Krankheitserreger abgetötet wird. Helicobacter pylori besitzt jedoch einige Anpassungsmechanismen, die ihm das Leben im sauren Milieu erleichtern: Zum einen vermehrt es sich in der schutzbietenden Schleimschicht der Magenschleimhaut, zum anderen produziert das Bakterium Ammoniak, um sich vor der aggressiven Magensäure zu schützen. Das produzierte Ammoniak reizt jedoch die Schleimhaut des Magens und führt zu Entzündungen, zusätzlich schädigt die vermehrt gebildete Magensäure.
Die Übertragung des Bakteriums findet von Mensch zu Mensch statt: Meistens infiziert man sich schon im Kindesalter. Da der Erreger bereits aus Speichel und Stuhl gewonnen werden konnte, geht man von einer fäkal-oralen oder oral-oralen Übertragung aus. Die Infektion kann asymptomatisch verlaufen oder zu einer chronischen Gastritis mit den typischen Beschwerden führen: Völlegefühl, Übelkeit, Schmerzen im Oberbauch oder Sodbrennen können die Folge sein. Durch das Bakterium steigt schließlich auch das Risiko, ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür zu entwickeln. Eine langfristige Infektion mit Helicobacter pylori erhöht außerdem das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken.
Um eine Infektion mit dem Bakterium zu ermitteln, gibt es verschiedene Methoden. So kann beispielsweise mithilfe einer Endoskopie eine Gewebeprobe entnommen werden, die eindeutig Aufschluss gibt. Ebenso gibt es einen Atemtest, der auf dem Nachweis der bakteriellen Urease-Aktivität beruht und somit Harnstoff in der Atemluft nachweisen kann. Ein Stuhlantigentest kann ebenfalls Aufschluss über eine Infektion geben.
Ist das Bakterium nachgewiesen, so erfolgt die Behandlung nach der sogenannten „Triple-Therapie“: Dabei werden zwei verschiedene Antibiotika und ein Protonenpumpenblocker kombiniert und oral verabreicht. Aufgrund steigender Antibiotikaresistenzen werden vermehrt auch Vierfachtherapien eingesetzt: Zusätzlich wird dann noch ein weiteres Antibiotikum oder das Mineral Bismutsubsalicylat eingenommen.
Der Säureblocker – in der Regel Omeprazol, Pantoprazol oder Lansoprazol – wird zweimal täglich eingenommen und hemmt die überschüssige Magensäurebildung. Dadurch wird die Schleimhaut nicht weiter gereizt und kann abheilen. Zudem schafft der höhere pH-Wert ein für den Keim ungünstiges Milieu. Meist werden zusätzlich die Antibiotika Clarithromycin und Amoxicillin verwendet, diese werden ebenfalls zweimal täglich eingenommen. Sie sorgen für die Eradikation des Keims. Für Penicillinallergiker wird statt Amoxicillin meist Metronidazol eingesetzt. Die Therapie erfolgt zwischen 7 und 14 Tagen.
Die bismuthaltige Quadrupeltherapie gilt als Alternative zur Triple-Therapie: Mit ihr ist es auch bei einer Resistenz gegen das Makrolidantibiotikum Clarithromycin möglich, das Bakterium zu bekämpfen: Mit einem zweimal täglich eingenommenen Protonenpumpeninhibitor und einer viermal täglichen Einnahme von Tetracyclin und Wismutsubsalicylat sowie Metronidazol ist ein ebenso guter Erfolg zu verzeichnen. Vier Wochen nach Beendigung der Therapie sollte unbedingt erneut ein Test durchgeführt werden, um zu bestätigen, dass die Infektion bekämpft wurde.