Goldene Milch: Wundermittel oder Hype? APOTHEKE ADHOC, 27.09.2019 14:20 Uhr
Obwohl die Pharmazie die Gelbwurzel (Kurkuma) schon seit langer Zeit kennt, erlebt sie aktuell ein regelrechtes Comeback. Dank Foodbloggern und Influencern ist sie hochgepriesen und beliebt. Doch was steckt hinter dem Trend Kurkuma und der aus ihr hergestellten Goldenen Milch?
Auf den ersten Blick ähnelt der Wurzelstock von Curcuma longa (Gelbwurz) einer anderen sehr berühmten Pflanze. Kein Wunder, denn beide gehören der gleichen Familie an: Zingiberaceae (Ingwergewächse). Markantester Unterschied ist die intensiv gelbe Färbung des Kurkumarhizoms durch den Farbstoff Curcumin.
Curcumin ist schwer wasserlöslich und wird daher im Gastrointestinaltrakt nur sehr schwer resorbiert. Die orale Bioverfügbarkeit fällt demnach ebenso schlecht aus. Aussagen zur antiphlogistischen, krebshemmenden oder antioxidativen Wirkung bei systemischer Gabe sind daher mit Vorsicht zu genießen und noch nicht hinreichend belegt. Seit Jahrhunderten ist Kurkuma allerdings als Magen-Darm-Therapeutikum im Einsatz.
Vor allem die cholagoge Wirkung von Kurkuma spielt eine entscheidende Rolle. Curcumin und ätherische Öle regen die Gallensaftproduktion an. Fette können dadurch besser verdaut werden und die Gallenblase wird entlastet. Auch die Produktion von Verdauungsäften im Magen wird angeregt. Die Motilität wird erhöht und der Mageninhalt wird besser und schneller transportiert.
Aufgrund dieser umfangreichen Wirkungen profitieren Patienten mit verschiedensten Verdauungsbeschwerden von ihr. Probleme bei der Fettverdauung, Völlegefühl und Verstopfung können gelindert werden. Eine entscheidende Rolle spielt die Galenik. Ein Tee aus Kurkuma löst kaum wirksame Bestandteile aus der Knolle heraus. Entweder greift man also zu im Handel befindlichen Präparaten oder man probiert es einmal mit der Goldenen Milch.
In Reformhäusern, Supermärkten und Drogerien findet man bereits fertige Pulvermischungen. Diese enthalten neben Kurkuma oft noch Zimt oder Ingwer für den Geschmack und erfüllen ihren Zweck. Der Zusatz von Schwarzem Pfeffer verbessert die Bioverfügbarkeit von Cucumin und sollte daher nicht fehlen. Wer die Herstellung des Superfoods jedoch etwas zelebrieren möchte, kann die Goldene Milch auch selbst herstellen.
In 200 ml frische Pflanzenmilch aus Hafer oder Soja, werden je ein zentimetergroßes, geriebenes Stück Ingwer und Kurkuma gegeben. Außerdem schwarzer Pfeffer und Kokosöl um die Inhaltsstoffe bestmöglich zur Wirkung zu bringen. Der Sud sollte für einige Minuten zum köcheln gebracht werden und kann vor dem Trinken noch einmal durch ein Sieb gegeben werden. Getreu dem Sprichwort: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt.“ sind die oft angepriesenen und hochgelobten Wirkungen von Kurkuma auf Krebserkrankungen und Arthrose noch nicht zufriedenstellend bewiesen worden. Jedoch ist seine positive Wirkung auf den Gastrointestinaltrakt seit Jahrhunderten erprobt. Somit eignen sich Kurkuma und Goldene Milch hervorragend als ergänzende Empfehlung für Patienten mit dyspeptischen Beschwerden. Auch wenn der Geschmack anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist.