Fructosemalabsorption: Tipps für Betroffene Benedikt Richter, 28.06.2019 14:41 Uhr
In der Apotheke wird man täglich mit den unterschiedlichsten Unverträglichkeiten konfrontiert. Milcheiweiß, Lactose, Histamin oder Gluten bereiten vielen Patienten Probleme und müssen bei der Auswahl geeigneter Ernährungskonzepte und Medikamente berücksichtigt werden. Wenn der Verzehr von Fructose Beschwerden bereitet, kann die Apotheke wertvolle Tipps geben.
Die Fructosemalabsorption oder Fruchtzuckerunverträglichkeit ist eine weit verbreitete Erkrankung. Man spricht davon, wenn 30-90 Minuten nach der Aufnahme von weniger als 25g Fructose Bauchkrämpfe, Blähungen oder Durchfall auftreten. Das schränkt nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen stark ein, sondern schädigt unbehandelt auch die Darmwand und begünstigt die Entstehung weiterer Erkrankungen. Wie der Name vermuten lässt, ist Fruchtzucker vorrangig in Obst beziehungsweise Obstsäften zu finden. Aber auch in Honig und einigen Gemüsesorten ist Fructose enthalten. Die meisten Menschen vertragen die genannten Lebensmittel ohne Probleme. Für die Aufnahme von Fructose aus dem Dünndarm in die Dünndarmwand ist das Protein GLUT5 verantwortlich. Es fungiert quasi als Transporter für die Zuckermoleküle.
Bei Patienten mit Fructosemalabsorption ist die Transportfunktion von GLUT5 vermindert. Der Fruchtzucker wandert unverdaut weiter in den Dickdarm, wo er zu Kohlenstoffdioxid, Methan und kurzkettigen Fettsäuren aufgespalten und umgewandelt wird. Der Körper reagiert darauf mit den typischen Symptomen: Krämpfe, Blähungen, Durchfall. Außerdem entsteht Wasserstoff. Dieser lässt sich beim Atemtest nachweisen und ist entscheidend bei der Diagnosestellung.
Tipps für Betroffene: Zuerst müssen die Patienten Fruchtzucker gänzlich aus ihrem Speiseplan verbannen, um eine beschwerdefreie Phase zu erreichen. Dieser völlige Verzicht auf Fructose sollte nicht länger als 2-4 Wochen andauern, da der Körper sich bei längerer Abstinenz an die geringere Menge gewöhnt und künftig immer weniger Fructose toleriert. Nach dieser Phase werden dem Ernährungsplan schrittweise geringe Mengen fructosehaltiger Lebensmittel zugeführt und eventuell in einem Tagebuch notiert, was gut und was weniger gut vertragen wird. Einige Obstsorten wie Bananen werden beispielsweise oft besser vertragen als Ananas oder Apfel.
Bewährt hat sich die Kombination mit bestimmten Lebensmitteln. So regt Glucose die Tätigkeit von GLUT5 an und kann die Verdauung von Fructose unterstützen. Wichtig ist hierbei allerdings das Verhältnis der beiden zueinander. Man kann individuell testen, ob Obst besser vertragen wird, wenn dazu ein Stück Traubenzucker gegessen wird. Auch Fette und Eiweiße sind hilfreich, da sie die Verweildauer der Nahrung im Magen erhöhen. Zucker kommen quasi retardiert im Dünndarm an und die eingeschränkte Transportfähigkeit von GLUT5 reicht eventuell aus. Daher werden zum Beispiel Erdbeeren besser vertragen, wenn sie als Quarkspeise zubereitet sind.
Auf den Haushaltszucker müssen Betroffene übrigens nicht verzichten, da er Glucose im korrekten Verhältnis zu Fructose enthält. Das trifft nicht auf Zuckeraustauschstoffe zu. So blockiert Sorbit die Transportfähigkeit von GLUT5 und verhindert dadurch zusätzlich die Verdauung von Fructose. Auch Gesunde bemerken diesen Effekt und klagen beim übermäßigen Verzehr sorbithaltiger Lebensmittel über gastrointestinale Beschwerden.
Unbedingt abzugrenzen ist die Fructosemalabsorption von der hereditären Fructoseintoleranz. Diese ist wesentlich schwerwiegender und tritt schon im Säuglingsalter auf. Es handelt sich dabei um einen angeborenen Enzymdefekt, der die Behandlung durch einen Arzt nötig macht. Unbehandelt führt sie zu Nieren- und Leberfunktionsstörungen