Dreimonatskoliken: Schreiattacken mit unklarer Ursache APOTHEKE ADHOC, 27.11.2019 15:02 Uhr
Anhaltendes, lautes Schreien – meist nach dem Füttern: Dreimonatskoliken rauben Eltern und Säugling häufig die letzte Energie. Das Baby schreit ohne erkennbaren Grund, Beruhigungsversuche scheitern. Was können Eltern tun und woher kommen diese Koliken eigentlich? Ein Überblick.
Meist beginnen die Beschwerden schon ab der zweiten Lebenswoche; in der Folge nehmen sie häufig noch zu. Meist verschwinden sie gegen Ende des dritten Lebensmonats – daher kommt auch der Name „Dreimonatskoliken“. Die Symptome sind typisch: Der Säugling schreit plötzlich und schrill, meist sind die Beine an den Körper herangezogen und die Hände zu Fäusten geballt. Oft wird das Gesicht hochrot. Diese „Schreianfälle“ wiederholen sich und können zwischen 5 und 20 Minuten andauern. Jegliche Versuche, das Baby zu beruhigen, scheitern meist oder sind nicht lange von Erfolg.
Durch das ständige Schreien kommt es schließlich auch zu Schlafproblemen, die den Säugling zusätzlich reizen. Vermehrt treten die Anfälle nach der Nahrungsaufnahme, am Nachmittag oder in den frühen Abendstunden auf. Häufig dauern sie aber auch die ganze Nacht an. Von einer Dreimonatskolik spricht man, wenn der Säugling seit mindestens einer Woche mindestens drei Stunden täglich an drei Tagen pro Woche unter den Schreiattacken leidet.
Häufig helfen verschiedene Hausmittel, die Symptome zumindest für eine gewisse Zeit zu lindern: Wärme kann die harte Bauchmuskulatur lockern und zudem für Entspannung sorgen. Besonders gut geeignet für Wärmeanwendungen sind Kirschkernkissen, Wärmflaschen oder Bäder. Ebenso können leichte Bauchmassagen unterstützend helfen. Diese dürfen allerdings erst durchgeführt werden, wenn der Nabel sich bereits stabilisiert hat. Daher sollte vorher der Arzt oder die Hebamme um Rat gefragt werden.
Manchmal kann auch der „Fliegergriff“ helfen: Dazu wird das Kind bäuchlings auf den Unterarm gelegt und getragen. Der leichte Druck auf den Magen-Darm-Trakt kann Krämpfe lösen und lindernd wirken. Verschiedene Tees in verdünnter Form können ebenso karminativ und entspannend wirken: Fenchel, Kümmel und Kamille sind besonders gut geeignet. Grundsätzlich gibt es kein Patentrezept gegen die Dreimonatskoliken: Jedes Kind reagiert anders und lässt sich durch andere Maßnahmen etwas zur Ruhe bringen.
Schätzungen zufolge leidet ungefähr jedes vierte Baby unter den schmerzhaften Koliken. Die genauen Ursachen sind jedoch nicht bekannt. In den wenigsten Fällen stecken nachweisbare Erkrankungen dahinter. Es wird aber davon ausgegangen, dass es sich um Bauchkrämpfe handelt, da die Bauchdecke der betroffenen Babys oft angespannt und hart ist. Auch die typische Körperhaltung weist auf krampfartige Schmerzen hin. Nach dem Stuhlgang oder dem Abgang von Blähungen bessern sich die Beschwerden häufig. Daher geht man davon aus, dass die Beschwerden entstehen, weil sich das noch nicht vollständige Verdauungssystem in den ersten Lebensmonaten zuerst noch entwickeln muss.
Daneben gibt es noch andere Theorien: Neben einer gestörten Darmflora, Allergien, einem Melatonin-Mangel und Dysregulation wird beispielsweise vermutet, dass sich die Koliken erst durch das Schreien und die damit verbundene Aufregung entwickeln. Zudem wird bei den Schreiattacken häufig Luft geschluckt, welche sich im Magen-Darm-Trakt sammelt und wiederrum zu Blähungen und Krämpfen führen kann.