Colitis ulcerosa wird häufig in einem Atemzug mit der ebenfalls chronisch-entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn genannt. Sie unterscheiden sich jedoch nach dem Ort der Entzündung. Colitis ulcerosa ist auf die Schleimhaut des Dickdarms begrenzt. Beiden Erkrankungen gemein ist die ungeklärte Ätiologie
Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die durch den kontinuierlichen und systematischen Befall der Dickdarmschleimhaut gekennzeichnet ist. Colitis ulcerosa betrifft ausschließlich die oberen Wandschichten, Mukosa und Submukosa, des Dickdarms. Die Ätiologie ist nicht vollständig geklärt. In der Diskussion stehen autoimmune Auslöser, der Einfluss genetischer Dispositionen, die Ernährung und infektiöse Prozesse. Auch psychosomatische Ursachen gelten als möglicher Auslöser der chronischen Schleimhautentzündung.
Die Erkrankung wird in zwei Stadien eingeteilt: Im frischen Stadium lässt sich makroskopisch eine entzündlich gerötete Schleimhaut mit Kontaktblutungen aber ohne Ulzerationen erkennen. Anfänglich liegen keine Fibrinbeläge vor. Im chronisch-fortgeschrittenem Stadium lassen sich makroskopisch Ulzerationen und erste Schleimhautzerstörung erkennen. Es entstehen sogenannte Pseudopolypen. Zu Beginn ist meist der letzte Darmabschnitt von der Entzündung betroffen – vom Rektum aus kann sich die Erkrankung im gesamten Dickdarmbereich ausbreiten.
Die Symptomatik kann ganz unterschiedlich sein und hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. Bei leichten Schüben kommt es zu maximal fünf blutigen Stuhlabgängen pro Tag. Betroffene sind allgemein geschwächt, haben aber kein Fieber. Anders sieht es bei mittelschweren Schüben aus: Hier erhöht sich die Körpertemperatur. Betroffene haben bis zu achtmal täglich blutig-schleimige Stuhlabgänge. Der Stuhldrang ist schmerzhaft. Bei schweren Schüben steigt das fieber und die Stuhlfrequenz. Neben einem schlechten Allgemeinzustand kommt es zu starken Unterbauchschmerzen. In diesem Zustand kann es zur Tachykardie kommen. Erkrankte leiden auch unter weiteren Symptomen außerhalb des Gastrointestinaltraktes. Im Mundraum kann es vermehrt zur Aphtenbildung kommen. Auch die Augen können erkranken, so kommt es als Begleiterkrankung bei einer Colitis ulcerosa gehäuft zu Regenbogenhautentzündungen (Uveitis), oder Iris-Entzündungen. Betroffene leiden häufiger als andere Menschen an Arthritis oder Morbus Bechterew.
Mediziner unterscheiden drei verschiedene Verlaufsformen: Der chronisch-rezidivierende Verlauf liegt bei über 85 Prozent der Betroffenen vor. Durch physische und psychische Stresssituationen kann es zu Exazerbationen kommen. Der chronisch-kontinuierliche Verlauf liegt bei 10 Prozent der Betroffenen vor. Bei dieser Verlaufsform nehmen die Beschwerden an Intensität zu oder ab, es kommt jedoch nicht zur Remission. Fünf Prozent der Betroffenen haben einen akuten fulminanten Verlauf, bei dem es zu einem spontanen Krankheitsbeginn mit schwerer Symptomatik bis hin zum Schock kommen kann.
Die medikamentöse Therapie ist abhängig vom Schweregrad des Schubs. Als Wirkstoff der Wahl gilt Mesalazin. Je nach Lokalisation stehen dem Betroffenen verschiedene Darreichungsformen zu Verfügung. Der Arzneistoff wirkt lokal. Klysmen, Rektalschaum und Zäpfchen sind daher bei entzündlichem Befall des Rektums und des Grimmdarms geeignete Darreichungsformen: Rektal angewendet, kann der Wirkstoff direkt am Entzündungsort wirken. Normalerweise erfolgt die Applikation einmal täglich abends vor dem Schlafengehen. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn vor der Anwendung eine Darmentleerung stattfindet.
Sind weitere Bereiche des Dickdarms betroffen, ist die Einnahme von Tabletten und Direktgranulaten indiziert. Durch einen magensaftresistenten Überzug kann der Wirkstoff nach oraler Einnahme in der Ileozökalregion – der Stelle, wo der Dünn- zum Dickdarm übergeht – gezielt freigesetzt werden. Die Einnahmehäufigkeit unterscheidet sich je nach Indikation und Stärke des Arzneimittels: Bei einem akuten Schub können für den Patienten Dosierungen von bis zu dreimal täglich sechs Tabletten entstehen. Die Betroffenen bevorzugen eine einmal tägliche Gabe höherer Dosierungen, hier erfolgt die Einnahme morgens unabhängig von den Mahlzeiten.
Neben Arzneimitteln sollte dem Betroffenen auch immer psychosomatische Hilfe angeboten werden. Es existieren unterschiedliche Angebote – so können sich Erkrankte mit Leidensgenossen beispielsweise in Selbsthilfegruppen austauschen. Ein Ziel von Gesprächstherapie & Co. sollte die Alltagsmeisterung trotz Schüben sein. Verdauungsprobleme sind immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft, viele Patienten isolieren sich, geben soziale Kontakte auf und verlieren einen Teil ihrer Lebensqualität.
Je nachdem wie gut ein Patient medikamentös eingestellt ist und wie weit die Erkrankung vorangeschritten ist, kann es zu folgenden Komplikationen kommen: Es kann zu einer generalisierten Entzündung aller Darmwandschichten mit Dilatation des Kolons kommen – ein sogenanntes toxisches Megakolon muss intensivmedizinische betreut und unter Umständen operiert werden. Tritt die Erkrankung bereits im Kindesalter auf, so kann es zu Wachstumsstörungen kommen. Betroffene leiden häufig unter Blutungen und Gewichtsverlust. Patienten, die an Colitis ulcerosa leiden, weisen ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs auf.
APOTHEKE ADHOC Debatte