Analyse zum Koalitionspapier

Treuhand: Fixumerhöhung ist schnell aufgebraucht

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Berlin -

„Wir erhöhen das Apothekenpackungsfixum einmalig auf 9,50 Euro“, heißt es von der AG Gesundheit. Die Treuhand Hannover hat die mögliche Steigerung um 1,15 Euro je verschreibungspflichtiger Packung bewertet. Was bleibt am Ende übrig?

Eine Erhöhung des Fixums auf 9,50 Euro geht laut Berechnungen der Treuhand für die Durchschnittsapotheke mit einer Steigerung des Rohgewinns um 1,4 Prozentpunkte auf 21,1 Prozent einher. In Summe sind das bei angenommenen 45.000 Rx-Packungen 51.750 Euro.

Eine Dorfapotheke mit einer geschätzten Packungszahl von 42.500 würde im ähnlichen Umfang – Steigerung auf 21,5 Prozent und 48.875 Euro Rohgewinn – profitieren. Und auch umsatzschwache Apotheken kämen auf ein Plus beim Rohgewinn von 1,6 Prozentpunkten und würden sich auf 22,5 Prozent steigern. Bei angenommenen 26.000 Packungen sind das 29.900 Euro.

Doch steht die Steigerung des Rohgewinns im Verhältnis zu den Kostensteigerungen? Die Treuhand verweist auf ein Kostenwachstum im kommenden Jahr. Beim Lohn könnten die Tariferhöhungen von 3 Prozent und Nachsteuerungseffekte die Kostenschraube für den Durchschnitt auf über 5 Prozent nach oben drehen – und somit eine Belastung von rund 30.000 Euro erzeugen.

11 Euro für Landapotheken

Um die Versorgung in der Fläche – vor allem im ländlichen Raum – zu sichern, könnte sich das Fixum laut Plänen der AG Gesundheit „in Abhängigkeit vom Versorgungsgrad in einem Korridor von bis zu 11 Euro“ bewegen. Das bedeutet eine Erhöhung um bis zu 2,65 Euro je verschreibungspflichtiger Packung.

Bei einer angenommenen Rx-Packungszahl von 26.000 würde die Steigerung um 2,65 Euro eine Verbesserung des Rohgewinns um 3,7 Prozentpunkte auf 24,6 Prozent bedeuten – oder 68.900 Euro. Damit könnte sich das Betriebsergebnis einer umsatzschwachen Apotheke von etwa 75.000 Euro auf etwa 135.000 Euro steigern lassen – ein Kostenwachstum für 2026 von rund 16.000 Euro berücksichtigt.

Verhandlungslösung für weitere Erhöhung

Die Erhöhung des Fixums auf 9,50 Euro ist nur einmalig geplant. Doch das Honorar soll weiter steigen. „Künftig wird die Vergütung zwischen den Apothekern und dem GKV-Spitzenverband ausgehandelt“, so die AG Gesundheit in ihrem Papier.

Dies sei zwar ein zu begrüßender Schritt zur regelhaften Dynamisierung des Honorars, aber die Ausgestaltung sei entscheidend, gibt die Treuhand zu bedenken. Ausgehend von der Basis in Höhe von 9,50 Euro müsse die Kostenentwicklung der Apotheken als hartes Anpassungskriterium gesehen werden.

Fest steht: Die Dynamisierung muss schnell kommen, „andernfalls ist die Fixumerhöhung zeitnah über Kostensteigerungen aufgebraucht“, so der Generalbevollmächtigte Dr. Sebastian Schwintek.

Skonti sollen wieder erlaubt sein

„Das Skonti-Verbot heben wir auf“, ist eine Ankündigung, die die Apotheken begrüßen. Aber die Gegenwehr vom Großhandelsverband Phagro ist groß. Nach Schätzungen der Treuhand kostete das BGH-Urteil die Apotheken durchschnittlich 20.000 bis 30.000 Euro. Die tatsächlichen Verluste fielen jedoch infolge von Kompensationen durchschnittlich etwas niedriger aus. „Der im Papier angegebene Wert von 15.000 Euro ist ein realistischer Näherungswert“, heißt es.

Welche Wirkung die Umkehr des Skonto-Urteils haben wird, hänge vom Agieren der Marktbeteiligten ab, wäre aber eine Chance, die frühe Zahlung wieder stärker zu belohnen. Gestärkt würden aber tendenziell verhandlungs- und liquiditätsstarke Apotheken.

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