Thrombosen: Frauen doppelt so häufig betroffen Sandra Piontek, 11.10.2024 09:43 Uhr
Eine Thrombose kann lebensgefährliche Folgen haben. Vor allem wenn sie sich unbemerkt entwickelt. Insbesondere Frauen tragen ein hohes Risiko: Sie sind im Vergleich zu Männern doppelt so häufig von den Blutgerinnseln betroffen. Anlässlich des Welt-Thrombose-Tages am 13. Oktober fordert die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG), das Thema Thromboserisiko bei weiblichen Personen stärker in den Fokus zu rücken.
Besonders tückisch: Die tiefe Beinvenenthrombose (TVT). Entwickelt sich diese unbemerkt, kann es zu einer lebensgefährlichen Lungenembolie führen. Die DGG wies nun im Rahmen der 40. DGG-Jahrestagung, darauf hin, dass vor allem Frauen häufig von Thrombosen betroffen sind: „Hormonelle Veränderungen durch die Einnahme einer Antibabypille, in der Schwangerschaft und den Wechseljahren erhöhen das Thrombose-Risiko deutlich.“
Die tiefe Venenthrombose und Lungenembolie (LE) als venöse Thromboembolien zählen zu den häufigen Gefäßerkrankungen. In Deutschland erleiden von 1000 Erwachsenen etwa ein bis drei Personen jährlich eine tiefe Beinvenenthrombose. Das dabei entstehende Blutgerinnsel kann den Blutfluss derart behindern, dass es zu schwerwiegenden Komplikationen wie einer lebensbedrohlichen Lungenembolie führen kann.
Risikofaktoren
„Eine Thrombose kann prinzipiell jeden treffen. Frauen sind jedoch besonders gefährdet: Sie erkranken doppelt so häufig an einer Thrombose wie Männer“, erklärt Dr. Kerstin Schick, Gefäßchirurgin aus München und Expertin der DGG. Dabei seien hormonelle Einflüsse, die insbesondere Frauen betreffen, ein wesentlicher Risikofaktor, der oft übersehen werde, so die Vorsitzende des Berufsverbands der Phlebologen und Lymphologen.
Unabhängig vom Geschlecht gebe es zudem bestimmte Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen. Dazu gehören:
- hohes Alter
- Bewegungsmangel
- Verletzungen oder Operationen
- Rauchen
- Übergewicht
- chronische Erkrankungen
Auch eine Schwangerschaft erhöhe das Risiko für eine Thrombose: „Schwangere Frauen sind deutlich anfälliger für Thrombosen, weil das Blut in der Schwangerschaft leichter und schneller gerinnt und die Venenwände elastischer sind. Zudem drückt das wachsende Baby auf die Venen im Beckenbereich, was den Blutfluss verlangsamt. Dies begünstigt die Bildung eines Blutgerinnsels.“
Beginn oft schleichend
Die Expertin appelliert deshalb: „Eine tiefe Venenthrombose beginnt oft schleichend mit Symptomen wie einem leichten Ziehen, Schwellungen oder einem Spannungsgefühl im Bein. Wer Schmerzen, Schwellungen oder Verfärbungen im Bein bemerkt, sollte unverzüglich einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.“ Wird eine Thrombose nicht behandelt, kann das schwerwiegende Folgen haben. „Besonders gefährlich ist die Lungenembolie, die entsteht, wenn ein Blutgerinnsel aus den Beinen in die Lunge wandert und dort ein Blutgefäß verstopft. Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 40.000 Menschen an den Folgen einer Lungenembolie“, so Schick.
Aber es gebe „zum Glück gute Möglichkeiten“, eine Thrombose zu behandeln, um das Risiko für schwerwiegenden Folgen zu minimieren. „Noch besser ist es, ihr vorzubeugen“, so die Expertin. Regelmäßige Bewegung, das Vermeiden von langem Sitzen und das Tragen von Kompressionsstrümpfen sind einfache, aber wirksame Maßnahmen, rät sie. „Vor allem Frauen sollten sich der Risiken bewusst sein und mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin sprechen, wenn sie hormonelle Verhütungsmittel einnehmen, schwanger sind oder sich in den Wechseljahren befinden“, so Schick.
Am 13. Oktober ist Welt-Thrombose-Tag. Die DGG ruft deshalb dazu auf, das „Bewusstsein für Thrombosen und ihre Risikofaktoren zu schärfen – insbesondere bei Frauen“. Denn: „Frauen müssen ihre persönliche Gefährdung kennen und aktiv vorbeugen, um das Thromboserisiko zu minimieren“, betont Schick.