Scheidenpilz: Clotrimazol ist Mittel der Wahl APOTHEKE ADHOC, 06.03.2024 14:29 Uhr
Ein unangenehmer Juckreiz im Vulvovaginalbereich, Rötungen, Schwellungen, dazu ein käsig-weißlicher, geruchloser Ausfluss: Das sind mögliche Anzeichen einer Scheidenpilzinfektion (Vaginalmykose). Betroffene Kundinnen möchten diese schnellstmöglich loswerden. Zum Glück ist die Infektion gut in der Selbstmedikation zu behandeln.
Drei von vier Frauen haben mindestens einmal im Leben einen Scheidenpilz. Sie kennen die Beschwerden nur zu genau: Die Infektion löst meist Juckreiz, ein unangenehmes Brennen und auch Schmerzen aus. Die Schleimhaut kann gerötet und geschwollen sein. Hinzukommend ist ein geruchsloser gelblich-weißer Ausfluss möglich, der sowohl wässrig als auch krümelig erscheinen kann. Riecht der Ausfluss eher fischartig, handelt es sich möglicherweise um eine bakterielle Infektion. In dem Fall ist der Gang zum Frauenarzt oder zur Frauenärztin anzuraten.
Ursachen und Auslöser
Eine Vaginalmykose wird durch Hefepilze ausgelöst, meist durch den Erreger Candida albicans. Der gehört zwar zur natürlichen Scheidenflora dazu, kommt aber normalerweise nur in geringer Zahl vor. Dann gibt es auch keine Beschwerden. Vermehrt sich der Erreger jedoch, kann er diese Entzündung auslösen. Candida albicans gehört im Übrigen zu den häufigsten Ursachen für Entzündungen der Scheide und der äußeren Geschlechtsorgane.
Eine weitere Möglichkeit ist die Ansteckung: Durch Geschlechtsverkehr mit einer betroffenen Person kann der Erreger übertragen werden und die Infektion auslösen.
Aber auch eine hormonelle Umstellung, beispielsweise eine Schwangerschaft, kann die Vaginalflora durcheinanderbringen und einen Scheidenpilz verursachen. Hier spielt der Östrogenspiegel eine entscheidende Rolle, denn während der Schwangerschaft ist dieser sehr hoch – optimale Voraussetzungen für die Vermehrung des Candida albicans. Die Einnahme der Antibabypille erzielt denselben Effekt, weshalb Anwenderinnen oraler Kontrazeptiva ein erhöhtes Risiko haben, einen Scheidenpilz zu bekommen. Am häufigsten tritt die Infektion also im gebärfähigen Alter auf. Nach den Wechseljahren kommt sie folglich eher selten bis gar nicht vor.
Weitere Risikofaktoren:
- Diabetes melltitus
- Einnahme von Antibiotika
- Einnahme von Kortison
- Immungeschwächte Patientinnen
- Strahlen- oder Chemotherapie
- Stress
- synthetische und enganliegende Kleidung
- Schwitzen
- Verwendung von luftdichten Slipeinlagen oder Binden
- Übertriebene Intimhygiene
Ernsthafte Komplikationen aufgrund einer Vaginalmykose sind sehr selten. Meist hängen diese mit einem geschwächten Immunsystem zusammen – etwa durch eine Krebsbehandlung oder eine AIDS-Erkrankung.
Bei schwangeren Frauen können Scheideninfektionen das Risiko für vorzeitige Wehen, Fehl- und Frühgeburten etwas erhöhen. Während der Geburt besteht außerdem die Möglichkeit einer Erreger-Übertragung: Das Neugeborene kann sich anstecken und beispielsweise an einer Entzündung der Mundschleimhaut oder einer Windeldermatitis erkranken.
Leitlinienkonforme Kombinationstherapie
Eine Scheidenpilzinfektion gehört zu den sensiblen Beratungsthemen in der Apotheke. Im Gespräch sollte die pharmazeutische Fachkraft zunächst die Eigendiagnose und den Arzneimittelwunsch der Kundin genauer hinterfragt. Denn Beschwerden wie Juckreiz oder Rötungen im Intimbereich müssen nicht immer für einen Scheidenpilz sprechen. Auch Hauterkrankungen, andere Erreger oder Scheidentrockenheit können ähnliche Symptome hervorrufen.
Laut aktueller Leitlinie kann die akute Vulvovaginalkandidose lokal beispielsweise mit Clotrimazol in Form von Vaginaltabletten oder Vaginalcremes behandelt werden. Die Kombination aus beidem (200 mg Clotrimazol-Tabletten zur intravaginalen Anwendung und Creme mit 2 Prozent Clotrimazol für den äußeren Vaginalbereich) über 3 Tage angewendet, ist allerdings zu bevorzugen, da hierdurch ein signifikant stärkerer Rückgang der Symptomatik erzielt werden kann, als durch die intravaginale Therapie allein. Zu empfehlen ist, den Partner mit zu behandeln und auf Geschlechtsverkehr während der Infektion zu verzichten.
Präparate für die Selbstmedikation stehen reichlich in der Sichtwahl zur Verfügung. Zu nennen sind unter anderem:
- Kadefungin
- Canifug Cremolum
- Canesten Gyn
Gleichgewicht wieder herstellen
Die Scheidenflora besteht zum Großteil aus Laktobazillen. Diese bilden Milchsäure und Wasserstoffperoxid und sorgen so für ein saures Scheidenmilieu. Wird die gesunde Flora zerstört, wie es bei einer Vaginalmykose der Fall ist, steigt der pH-Wert an und schädliche Keime können sich vermehren. Dadurch sind Rezidive möglich.
Unterstützt werden kann der Wiederaufbau einer gesunden Flora durch Präparate mit Milchsäure oder auch Milchsäurebakterien. Diese stabilisieren das Milieu und schützen vor erneuten Infektionen. Außerdem kann mit speziellen Intimwaschlotionen vorgebeugt werden.
Die Verwendung von Intimsprays, Parfums oder Vaginalduschen ist absolut nicht zu empfehlen. Gleiches gilt für Tampons, die mit Teebaumöl oder Naturjoghurt getränkt sind. Auch Knoblauchzehen sollten nicht in die Scheide eingeführt werden. Aufgrund zusätzlicher Reizungen und eventuell auftretenden allergischen Reaktionen sollte hiervon dringend abgeraten werden.