Polyzystisches Ovarial-Syndrom: Was steckt dahinter? APOTHEKE ADHOC, 09.04.2024 12:39 Uhr
Bleibt der Kinderwunsch unerfüllt, können unter anderem hormonelle Gründe dahinterstecken: Bei Frauen gehört das Polyzystische Ovarial-Syndrom (PCO) zu den häufigsten hormonellen Störungen. Mit der richtigen Behandlung können die Chancen auf eine Schwangerschaft jedoch erhöht werden.
Rund 5 bis 12 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter leiden am PCO. Die Hormonstörung führt zu einer Beeinträchtigung des weiblichen Zyklus. Häufig bleibt der Eisprung aus, wodurch die Fruchtbarkeit vermindert sein kann. Dennoch müssen Frauen mit PCO ihren Kinderwunsch nicht zwingend aufgeben – auch wenn die Erkrankung nicht heilbar ist. Mit dem Frauenarzt oder der Frauenärztin kann gemeinsam eine Lösung gefunden werden.
Bei vielen Frauen wird das PCO bereits relativ früh diagnostiziert, da sie aufgrund verschiedenster Beschwerden bereits beim Gynäkologen oder bei der Gynäkologin vorstellig geworden sind. Andersherum kann es jedoch auch sein, dass die Erkrankung erst festgestellt wird, wenn der Kinderwunsch über längere Zeit nicht erfüllt wird.
Was passiert bei PCO?
Normalerweise reifen in jedem Zyklus mehrere Eibläschen in den Eierstöcken heran, die sogenannten Follikel. In diesen kommt es wiederum zur Reifung der für die Befruchtung benötigten Eizellen. Beim Eisprung platzt einer der Follikel auf, die Eizelle wird freigegeben und wandert durch den Eileiter in Richtung Gebärmutter.
Beim PCO ist dieser essenzielle Prozess jedoch gestört: Durch die vermehrte Produktion von männlichen Hormonen reifen die Follikel nicht ausreichend heran – der Eisprung bleibt aus. Die Follikel sammeln sich in den Eierstöcken an und es können mehr Eibläschen als üblich entstehen. Der Zyklus wird unregelmäßig und die Fruchtbarkeit wird vermindert.
Welche Symptome sind möglich?
Das PCO kann verschiedene Symptome mit sich bringen – nicht alle müssen jedoch zwingend das PCO zur Ursache haben. Mithilfe von Ultraschall- und Blutuntersuchungen kann die Erkrankung beim Frauenarzt oder bei der Frauenärztin diagnostiziert werden.
Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Unregelmäßige oder ausbleibende Monatsblutung
- Verkürzung der zweiten Zyklushälfte
- Seltene oder ausbleibende Eisprünge
- Haarausfall oder außerordentlich starke Körperbehaarung
- Übermäßig hohe Blutkonzentrationen an männlichen Hormonen (Androgene)
- Zysten an den Eierstöcken („polyzystische Ovarien“)
- Akne und unreine Haut
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- Gereiztheit
Diagnose PCO – und nun?
Wurde das PCO diagnostiziert, ist das für die meisten Frauen zunächst ein Schock. Eine spontane Schwangerschaft ist theoretisch möglich – die Chancen dafür sind aber eher gering. Doch verschiedene Faktoren können die Hormonstörung positiv beeinflussen und so die Chancen auf einen Kinderwunsch erhöhen. Kommt es zu einer Schwangerschaft muss diese engmaschig überwacht werden, da das Risiko für Fehlgeburten, Schwangerschaftsdiabetes und Mehrlingsschwangerschaften erhöht ist.
Ernährung als wichtiger Faktor
Einen großen Einfluss hat unter anderem die Ernährung. Denn oft kann das PCO weitere Erkrankungen wie eine Insulinresistenz oder einen daraus resultierenden Diabetes nach sich ziehen. Es sollte daher auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung geachtet werden, welche für einen gleichmäßigen Blutzuckerspiegel ohne große Schwankungen sorgt. So wird beispielsweise durch kurzkettige Kohlenhydrate oder Süßigkeiten der Insulinspiegel in die Höhe getrieben – darunter leidet letztendlich auch der Hormonhaushalt.
Gut geeignet sind:
- Vollkornprodukte
- Eiweißreiche Produkte
- Hochwertige Öle
- Gemüse (mindestens 3 Portionen pro Tag)
- Zuckerarme Obstsorten (Beeren, Grapefruit, Wassermelone, Aprikosen, Feigen, Kiwis, Orangen, Pflaumen; 1-2 Portionen pro Tag)
Tipp: Als Ersatz für Nudeln und Reis stehen mittlerweile verschiedene kohlenhydratarme Alternativen zur Verfügung – beispielsweise Nudeln aus Hülsenfrüchten oder Reis aus Blumenkohl.
Nicht geeignet sind:
- Weißmehlprodukte mit kurzkettigen Kohlenhydraten (Weißbrot, Toast, Hartweizennudeln)
- Süße Obstsorten (Trauben, Bananen, Ananas, Mangos, Nektarinen, Kirschen)
- Süßigkeiten
Sport & Entspannung können die Hormone regulieren
Parallel zur gesunden Ernährung kann auch Sport den Hormonhaushalt positiv beeinflussen. Hierbei gibt es jedoch keine Muster-Sportart: Wichtig ist, einen Sport zu finden, der Spaß macht. Denn betroffene Frauen sollten den Sport nicht als Stress empfinden – der ist nämlich absolut kontraproduktiv. Daher sollte das Training locker angegangen werden und nicht auf einem strengen Plan basieren, der kaum einzuhalten ist.
Gut geeignet ist neben lockeren Laufeinheiten und Intervalltraining auch ein passendes Krafttraining. Allerdings sollten zwischen den Einheiten immer trainingsfreie Tage eingeplant werden. Alternativ kann auch täglich ein längerer Spaziergang für mehr Bewegung im Alltag sorgen. Außerdem können sich entspannende Sportarten wie Yoga positiv auf den Cortisol-Spiegel auswirken und Stress reduzieren – das kann sich nachweislich positiv auf PCO auswirken.
Medikamentöse Behandlungsoptionen
Helfen nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht weiter, kann auch eine Behandlung mit Medikamenten erwogen werden. Gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin kann eine passende Therapie besprochen und durchgeführt werden. Oft hilft es schon, wenn eizellreifende Medikamente wie Clomifen eingenommen werden, welche die Eizellen stimulieren. Unter ärztlicher Kontrolle kann eine Behandlung für sechs Monate stattfinden. Dadurch werden die Chancen auf einen regelmäßigeren Zyklus und einen Eisprung erhöht. Beides stellt die Basis für eine Befruchtung dar. Nach neun bis zwölf Monaten wird der Behandlungserfolg kontrolliert. Manchmal kommt es durch die Therapie zu einer Überstimulation, wodurch Wassereinlagerungen entstehen können.
Leiden betroffene Frauen unter einer Insulinresistenz, kann auch die Einnahme von Metformin sinnvoll sein. Der Wirkstoff führt zu einer verbesserten Blutzucker- und Stoffwechseleinstellung und einer Abnahme von männlichen Hormonen. Dadurch kann eine Normalisierung des weiblichen Zyklus erreicht werden.
Obwohl die Diagnose sehr belastend sein kann, sollten betroffene Frauen und Paare nicht in Panik verfallen. Denn Stress verringert die Chancen auf eine spontane Schwangerschaft. Sorgen und Ängste sollten gemeinsam besprochen werden. Es kann außerdem helfen, sich mit anderen Frauen oder Paaren in Selbsthilfegruppen auszutauschen.