Wie verträgt sich Covid-19 mit anderen Infekten? APOTHEKE ADHOC, 09.09.2020 14:44 Uhr
„Vor uns liegt eine Erkältungssaison, wie wir sie noch nie gehabt haben.“ Mit dieser Begrüßung eröffnete Pneumologe Dr. Kai-Michael Beeh das 5. Kompetenz-Kolleg von Pohl-Boskamp. „Wir wissen überhaupt noch nicht, wie sich Covid-19 mit der kommenden Infekt- beziehungsweise Grippewelle verträgt.“ Auch in diesem Jahr lud Gelomyrtol-Hersteller zum fachlichen Austausch – das Motto „Navigation durch die Infektwellen“ griff neben der leitliniengerechten Therapie akuter Atemwegsinfekte auch die aktuelle Situation bezogen auf die Pandemie auf.
Das Kompetenz-Kolleg fand als Online-Veranstaltung statt. Anders sei es auch nicht denkbar, wenn so zahlreiche Lungenexperten in Corona-Zeiten über das Thema Atemwegsinfektionen sprechen, eröffnet Beeh. Er stellte heraus, dass die kommenden Wintermonate mehr und vor allem neue Herausforderungen für Ärzte und Apotheker brächten: „Eines der Hauptziele bei der Covid-19-Pandemie war ja immer, dass man das Gesundheitssystem nicht überfordert“, so Beeh. „Jetzt besteht natürlich die Befürchtung, dass es in diesem Herbst durch die Kombination von Corona, Influenza und Erkältung zu einer herben Belastung kommen wird.“ Eine Übersicht mit den Unterschieden der Symptome gibt es hier als Download.
Der Lungenarzt setzte die aktuellen Corona-Fallzahlen mit Arztbesuchen aufgrund von Grippe oder Bronchitis in Relation. Klar wurde, dass eine Covid-Infektion der seltenere Grund einer Arztkonsultation ist. Weit über drei Millionen Menschen suchten in der eher schwachen Saison 2018/2019 aufgrund der Influenza einen Arzt auf. Bei der akuten Bronchitis waren es noch mehr Personen – hier spricht Beeh von rund 10 Millionen Fällen. „Wenn man diese Zahlen zusammenwürfelt, dann addiert sich die Problematik auf. Co-Infektionen könnten zu einem Problem werden.“ Das Leitsymptom Husten steht im Fokus in dieser kommenden Erkältungs- und Grippesaison: Husten wird zum Dauerleiden im Herbst – eine Versorgung dieser Patienten muss dennoch erfolgen. „Es darf nicht dazu kommen, dass Menschen mit Husten aus der Praxis ausgeschlossen werden.“
Doch auch eine positive Sichtweise lässt sich laut Beeh vertreten: „Vielleicht wird alles gar nicht so schlimm wie befürchtet“, leitete er die Argumentation ein und verwies auf das Phänomen der Kreuzimmunität. Verwandte Erreger von Sars-CoV-2 könnten eine Immunantwort auslösen, sodass es im Rahmen einer Erkältung zu einer Kreuzimmunität kommen könnte. Auch der Kontakt zu Influenzaviren und anderen pathogenen Keimen führe dazu, dass das Immunsystem scharf geschaltet werde, sodass es im Falle einer Corona-Infektion zu einem milderen Verlauf kommen könnte. „Auch die eingeführten Hygienemaßnahmen führen am Ende dazu, dass die Fallzahlen aller respiratorischen Krankheiten sinken.“ Es wurde festgestellt, dass sich das Virus Sars-CoV-2 viel weniger duplizieren kann, wenn es von anderen Viren Konkurrenz bekommt und so in seiner Entwicklung gestört wird.
Von den Maßnahmen in der Offizin berichtete Steffen Kuhnert: Plexiglas, Desinfektionsmittelherstellung, vermehrter Botendienst. Gleichzeitig warnte der Apotheker, ebenso wie die anderen Referenten, vor einer Stigmatisierung des Hustens. Husten gehöre im Winter dazu, da könne man nicht allen Patienten den Zugang zur Apotheke oder zur Arztpraxis verwehren. Und eine laufende Nase spreche in den seltensten Fällen für eine vorliegende Corona-Infektion. Am Ende gehe es doch darum, den gesunden Menschenverstand einzusetzen: Es helfe, sich ins Bewusstsein zu rufen, dass die Infektionszahlen bei Corona im Vergleich zu Bronchitis, Reizhusten & Co. eben sehr gering seien, so Kuhnert. Husten habe zahlreiche Auslöser, so könnten eben auch eine Allergie oder eine Medikamentenumstellung zu diesem Symptom führen.
Neben der aktuellen Situation standen neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Husten im Vordergrund. Beeh und seine Kollegen gingen auf die aktualisierte Hustenleitlinie und auf die Bedeutung der Phytopharmaka ein. Das Kompetenz-Kolleg betonte, welchen hohen Stellenwert Phytopharmaka bei der Behandlung von Husten und Bronchitis haben, da sie gleich auf mehrere Arten wirken. Das in Gelomyrtol forte enthaltene ELOM-080 sei demnach kein reiner Schleimlöser, sondern wirke zudem antimikrobiell, antioxidativ, antiinflammatorisch und spasmolytisch. Praxisbeispiele zeigen: Die verschiedenen in ELOM-080 enthaltenen Öle (Eukalyptus-, Süßorangen-, Zitronen- und Myrtenöl) können bereits nach einem Tag zu einer Linderung der Beschwerden führen. Die Anwendung von ELOM-080 kann in vielen Fällen die Gabe von Antibiotika verhindern, so die Referenten.
Am Ende weisen alle Referenten noch einmal deutlich darauf hin, dass Corona in der kommenden Saison nicht dazu führen darf, dass Patienten unversorgt bleiben. PCR-Tests werden ebenso weiterhin ein Teil des Praxisalltags bleiben, wie die Diagnose Erkältung. Wer schnupft und schnieft, der hat höchstwahrscheinlich kein Covid-19, betonte Beeh und appellierte erneut an den medizinischen Verstand. Eine gute Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker, weiterhin die Einhaltung der AHA-Regel sowie die frühzeitige Behandlung von unkomplizierten Infekten – das sei die Aufgabe der kommenden Monate. Das Symptom Husten dürfe nicht in die soziale Isolation führen.