Wenn ein Kunde in die Apotheke kommt und den Wunsch nach einem Medikament gegen Husten äußert, dann ist eine der ersten Fragen immer: „Ist er verschleimt oder trocken?“ Das ist auch richtig so, denn erst dann kann optimal beraten werden. Doch was ist, wenn es weder das eine noch das andere ist? Ein psychogener Husten, bei Kindern auch Hustentick und bei Erwachsenen Stress- oder Managerhusten genannt, fällt beratungsmäßig aus dem Rahmen, denn er muss ganz anders angegangen werden.
Psychogene Erkrankungen sind Krankheitsbilder und Symptome, die nicht auf körperliche, sondern auf seelische Einflüsse zurückzuführen sind. Anders als bei einer organischen Erkrankung lassen sich körperliche Ursachen bei psychogenen Erkrankungen also nicht finden. Emotionale und mentale Belastungen können Symptome hervorrufen, die bei der ersten Betrachtung wie die einer körperlichen Beeinträchtigung wirken. Die Abgrenzung ist oft eine Herausforderung, die Patienten sind oft lange Zeit im Ungewissen, woher ihre Probleme eigentlich stammen. Das kann den Leidensdruck vergrößern und die Symptome sogar noch verschlimmern.
Der psychogene Husten zeigt bei genauer Betrachtung andere Begleitumstände als der akute oder chronische Husten und ist in manchen Fällen schon durch seine Ausprägung von ihm abgrenzbar. Anders als bei einer funktionellen Störung husten Betroffene aus dem Hals. Auch gibt es keine anfallsartigen Hustenattacken; es wird nur einmal pro Atemzug kurz und heftig gehustet und der Patient kann direkt danach weitersprechen. Verwandt mit dem psychogenen Husten sind das Gefühl, beim Einatmen nicht genügend Luft zu bekommen, und ein Fremdkörpergefühl im Hals. Die Symptome der Betroffenen sprechen auf medikamentöse Behandlung nicht an.
Häufig führt erst eine funktionellen Grunderkrankung zur späteren Ausprägung des psychogenen Hustens. Erkältungen oder eine Bronchitis stehen dann am Beginn einer sogenannten habituellen Störung – es kommt nach der Genesung zum so genannten Erinnerungshusten ohne organische Ursache. In die Irre führen in dieser Situation häufig gerötete und gereizte Schleimhäute in Hals und Rachen, welche als Entzündung durch eine Erkältung missinterpretiert werden können. Treten diese beim psychogenen Husten auf, so sind es meist die Folgen des angestrengten lauten und harten Hustens.
Bei Kindern ist der sogenannte Hustentick besonders verbreitet und wird oft noch von anderen Ticks wie Zuckungen im Gesicht, Blinzeln oder einer Schnorchel- oder Räusperstereotypie flankiert. Typisch ist es, dass diese Symptome auch bei Ruhe auftreten und sich bei körperlicher Belastung nicht verschlimmern. Auch Lungenfunktionstests fallen bei den kleinen Patienten normal aus. Es wirkt oft so, als ob das Umfeld des Patienten durch die Symptomatik stärker gestört wird als der Betroffene selbst. Eltern und Geschwister sind mental mitbelastet und in der Schule wird das Kind häufig aus dem Klassenzimmer geschickt, um die Mitschüler nicht abzulenken.
Bei Erwachsenen gesellt sich zum psychogenen Husten manchmal noch ein sogenanntes Globusgefühl und der Patient hat den Eindruck, dass sich ein Fremdkörper im Hals befindet. Auch hier verschlimmert sich die Problematik nicht bei körperlicher Anstrengung. Auffällig und eines der Unterscheidungskriterien zu einer funktionellen Erkrankung ist, dass das Husten beim Schlafen nicht auftritt. Sowohl Kinder als auch erwachsene Patienten haben also trotz des vermeintlichen Reizhustens ruhige Nächte. Daher ist diese Frage in der Apotheke bei der Beratung für die Abgrenzung zum Husten körperlicher Genese unerlässlich.
Wie sieht aber die Therapie eines psychogenen Hustens aus? Zunächst ist es nötig, dass der Patient alle möglichen körperlichen Beschwerden mit seinem Arzt zusammen sicher ausschließt. Ist die Diagnose gesichert, so ist es am wichtigsten, den Auslöser zu identifizieren. Manchmal stecken bei Kindern Angststörungen oder wie beim Erwachsenen Überforderung hinter dem Hustensymptom. Verschwindet der Husten nicht nach ein paar Wochen von selbst, dann können Atemtechniken, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training helfen, dieses belastende Symptom loszuwerden. Die wichtigste Rolle der Apotheke ist hier also nicht die Abgabe von Medikamenten, sondern die Hilfe bei der Identifizierung der Grunderkrankung.
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