Während einer Erkältung ist der Griff zu abschwellenden Nasensprays häufig schnell gemacht. Nicht selten werden die Sprays länger als eine Woche verwendet, oft entwickelt sich daraus eine Nasenspray-Abhängigkeit. Diese ist nicht nur lästig, sondern kann auch die Basis für Infektionen darstellen: Denn belastete Nasenschleimhäute stellen eine ideale Eintrittspforte für Keime dar.
Nasenspray ist nicht gleich Nasenspray: Deshalb muss nicht zwangsläufig aufs Sprühen verzichtet werden. Pflegende Nasensprays mit Meersalz oder Panthenol können auch langfristig angewendet werden, um der Nase etwas Gutes zu tun. Gleiches gilt auch für Nasenöle wie GeloSitin. Sie alle bergen keine Abhängigkeitsgefahr – im Gegenteil: Eine regelmäßige Pflege kann sogar dazu beitragen, dass abschwellende Nasensprays nicht oder nur für einen kürzeren Zeitraum benötigt werden.
Ein Gewöhnungseffekt entsteht nur bei Nasensprays mit abschwellenden Wirkstoffen wie Xylometazolin oder Oxymetazolin. Die Substanzen gehören zur Gruppe der Sympathomimetika: Sie wirken gefäßverengend und lassen die angeschwollenen Nasenschleimhäute durch Einfluss auf die Alpha-Adenoreptoren abschwellen. Bereits nach zehn Tagen Dauergebrauch kann es zu einem Gewöhnungseffekt kommen. Zugrunde liegt ein sogenannter „Rebound-Effekt“: Dieser kommt durch die Stimulation der Beta-Rezeptoren zustande. Die Nasenschleimhäute schwellen dann auch ohne Infektion an, die Nase fühlt sich verstopft an – es wird wieder gesprüht. Denn schließlich schafft das Nasenspray Abhilfe, zumindest kurzfristig.
Auf lange Sicht nehmen die Schleimhäute jedoch Schaden: Es muss immer häufiger gesprüht werden, damit die Nase frei bleibt. Gleichzeitig trocknen die Substanzen die Nasenschleimhaut aus. Oft werden sie empfindlich, können schnell reißen und bluten. Die Rede ist dann von einer Rhinitis medicamentosa, welche einen echten Teufelskreis darstellt. Denn die trockenen, gereizten Schleimhäute bergen eine weitere Gefahr: Sie können ihre Schutzaufgabe nicht mehr erfüllen – Keime können leichter anhaften und zu Infektionen führen. Sie werden zur regelrechten „Autobahn für Keime“.
Um die Abhängigkeit zu unterbrechen, ist ein hohes Maß an Konsequenz und Durchhaltevermögen gefragt. Am radikalsten ist der „kalte Entzug“, bei dem das Nasenspray von jetzt auf gleich komplett weggelassen wird. Die Erfolgsquote ist jedoch gering, da der Leidensdruck für Betroffene in den folgenden Wochen sehr hoch ist.
Alternativ kann auch erst ein Nasenloch abgewöhnt werden, sodass eins mithilfe von abschwellenden Sprays immer noch „frei“ bleibt. Diese Variante ist häufig die bessere Alternative, um erfolgreich zu sein. Eine weitere Möglichkeit ist die stufenweise Reduktion der Stärke: Wurde bislang immer ein Spray für Erwachsene verwendet, wird zuerst auf die Kinder-Dosierung umgestellt, danach auf die Dosierung für Babys, bis schließlich keine abschwellenden Substanzen mehr benötigt werden. Unterstützend können bei der Entwöhnung auch Nasenduschen und Inhalationen helfen, da sie die ausgetrockneten Schleimhäute befeuchten und regenerieren. So wird ein Abheilen der Nasenschleimhäute begünstigt und das Anheften von Keimen verhindert.
Besser ist jedoch bereits vorzusorgen: Werden die Schleimhäute von Anfang an regelmäßig gepflegt, kommt es seltener zu Infekten. Folglich müssen auch weniger abschwellende Produkte verwendet werden. Vor allem während der kalten Jahreszeit sollte daher auf eine regelmäßige Pflege gesetzt werden: Dabei können Nasensprays mit Panthenol oder Meerwassersprays ebenso helfen wie intensive Nasenöle.
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