Kochsalz-Nasenspray verkürzt Erkältungsdauer Sandra Piontek, 23.07.2024 08:05 Uhr
Erkältungen sowie Atemwegserkrankungen führen oftmals zu einer verstopften oder laufenden Nase. Betroffene greifen nicht selten zu Nasensprays. Dabei bieten Kochsalzlösungen durchaus Vorteile, denn: Diese können die Dauer der Erkrankung verkürzen, die Schwere der Infektion lindern und die Antibiotikagabe beeinflussen. Das fand eine Studie kürzlich heraus.
Atemwegserkrankungen beeinträchtigen häufig auch die Nasenatmung. Betroffene greifen daher zu abschwellenden Nasentropfen- oder -sprays, aber auch zu Präparaten mit isotonischer Kochsalzlösung. Neue Studienergebnisse belegen: Kochsalz- und Gelnasensprays können die Dauer von Erkältungsinfekten verkürzen. Mehr noch: Laut den Forschenden sollen die Kochsalzanwendungen auch den Einsatz von Antibiotika verringern.
Zu diesen Ergebnissen kam eine Studie des Primary Care Research Center in Southampton, veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Fachjournal „The Lancet“. „Frühere Studien haben gezeigt, dass antivirale Nasensprays und Carrageen-Nasensprays die Dauer von Atemwegserkrankungen verkürzen können. Jedoch können antivirale Sprays erhebliche lokale Reizungen verursachten“, so die Studienautor:innen.
In der aktuellen Studie wurden deshalb die Auswirkungen von Kochsalz- und Gelnasensprays analysiert. Auch der Einfluss körperlicher Aktivität auf die Krankheitsdauer wurde untersucht. Dabei wurden Daten von mehr als 11.600 Personen mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren ausgewertet.
Alle Proband:innen hatten mindestens eine Komorbidität oder einen Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Atemwegsinfektion. Dazu gehörten:
- geschwächtes Immunsystem
- Herzerkrankungen
- Asthma
- Diabetes
- Leberfunktionsstörungen
- Adipositas
- höheres Alter (65 Jahre plus)
Ausschlusskriterien waren Demenz oder unheilbare Krankheiten. 85 Prozent der Teilnehmer:innen waren zum Startpunkt der Studie gegen Influenza und Covid-19 geimpft. Alle Teilnehmer:innen sollten einmal pro Monat über einen Zeitraum von sechs Monaten die Gesamtzahl der Tage mit Atemwegserkrankungen, Nebenwirkungen wie Kopf- oder Gesichtsschmerzen sowie die Einnahme von Antibiotika selbst angeben.
Für die Untersuchung wurde in vier Gruppen aufgeteilt:
- Referenzgruppe: Die Proband:innen erhielten kurze Ratschläge zum Umgang mit der Krankheit. Die Tipps umfassten: Ruhe, Wärme, Flüssigkeitszufuhr und rezeptfreie Medikamente zur Linderung der Symptome. Nasensprays wurden jedoch nicht empfohlen.
- Nasenspray auf Gelbasis: Bei den ersten Symptomen einer Infektion sollten die Teilnehmer bis zu sechs Mal täglich je zwei Mal pro Nasenloch das Spray anwenden, bis sie zwei Tage lang symptomfrei waren. Bei Verdacht auf eine Infektion sollten sie so schnell wie möglich zwei Sprühstöße pro Nasenloch anwenden, sowie nach einer Stunde und vor dem Zubettgehen.
- Kochsalz-Nasenspray: Diese Gruppe verwendete ein Kochsalz-Nasenspray auf die gleiche Weise wie die Gelbasisspray-Gruppe
- Verhaltenstherapeutische Interventionen: Die Teilnehmer:innen wurden aufgefordert körperlich aktiv zu sein und Maßnahmen der Stressbewältigung zu ergreifen. Ob den Empfehlungen nachgegangen wurde, wurde jedoch nicht kontrolliert.
Das Fazit: Körperliche Aktivität und Entspannung führt laut den Forschenden nicht zu einer verkürzten Krankheitsdauer, wohl aber zu einer Verringerung der Häufigkeit.
Nasensprays auf Gelbasis sowie Kochsalz-Nasensprays reduzierten die Gesamtdauer der Erkrankung um etwa drei Tage. Vergleicht man die Ergebnisse mit denen der Referenzgruppe wird deutlich: Etwa 7 Prozent mehr Teilnehmer der Nasenspray-Gruppen waren innerhalb einer Woche symptomfrei.
Zwar wurde die Häufigkeit der Atemwegsinfekte im Allgemeinen durch die Nasensprays nicht beeinflusst. Aber: Beide Nasensprays verringerten die Häufigkeit von Erkrankungen, die 15 Tage oder länger dauerten, um 25 Prozent. Zudem konnten die Sprays auch das Risiko für schwere Symptome verringern.
Die Forscher:innen konnten feststellen, dass Nasensprays und verhaltenstherapeutische Maßnahmen zudem den Antibiotikaverbrauch um mehr als 25 Prozent senken konnten. Dies ist besonders im Hinblick auf die stetig zunehmenden Antibiotikaresistenzen interessant.
Einziger Nachteil: Bei Patient:innen, die Gel-Nasensprays anwendeten, traten mit 8 Prozent doppelt so häufig Kopfschmerzen auf als bei Personen der anderen Gruppen (4,5 Prozent).