Die kommende Erkältungssaison wird Apotheker und Ärzte vor ganz neue Herausforderungen stellen. In Zeiten der Pandemie erscheint jedes Räuspern schnell als Anzeichen für eine Sars-CoV-2-Infektion. Doch es darf zu keiner Stigmatisierung des Hustens kommen, warnen Experten. Husten ist ein häufig vorkommendes Symptom und kann auch fernab von jeglicher Infektionskrankheit auftauchen. Eine Übersicht mit den möglichen Ursachen und Auslöser für Husten gibt es hier.
Husten gilt als Leitsymptom für zahlreiche Erkrankungen. Ein trockener Hals und Räusperzwang begleiten fast jede Erkältung. Bei schlechtem Verlauf kann sich aus der anfänglich leichten Symptomatik eine Bronchitis entwickeln. Auch bei zahlreichen chronischen Erkrankungen gehört Husten mit zum Krankheitsbild. Asthma und COPD sind nur zwei Beispiele. Doch auch fernab von Erkrankungen kann es zu Husten kommen. Bei einer Medikamentenumstellung beispielsweise, oder einer außergewöhnlich hohen Belastung der Stimme. Mit Blick auf den Winter sollten Apotheker und PTA sich erneut vor Augen führen, dass Husten nicht unbedingt bedeutet, dass der Betroffene Covid-19 hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen anderen Auslöser handelt, ist um ein Vielfaches höher.
Die klassische Erkältung dauert in der Regel etwa acht bis zehn Tage an. In den meisten Fällen folgt die Erkrankung einem klassischen Verlauf: Die Symptome Husten, Halsschmerzen, Schnupfen und Heiserkeit treten in einem bestimmten Schema auf. Zu Beginn werden Betroffene von Halsschmerzen geplagt. Nach kurzer Zeit gesellt sich Schnupfen zu den Symptomen dazu. Husten folgt erst relativ spät als letztes Symptom einer Erkältung und hält bis zum Abklingen etwa zehn Tagen an. Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber treten nicht zwangsläufig auf, setzen jedoch, insofern vorhanden, kurz nach dem Schnupfen ein.
Die akute Bronchitis kann in zwei unterschiedlichen Formen auftreten – trocken oder produktiv. Meist entwickelt sich ein produktiver Husten im Laufe eines Infektes, da die Bronchien entzündet sind und vermehrt Schleim absondern. Eine akute Bronchitis wird meistens durch Viren verursacht. Eine anschließende Besiedelung mit Bakterien gilt als Sekundär- oder Superinfektion. Doch rund 10 Prozent der Bevölkerung in Industrieländern leiden an einer chronischen Form. Die Betroffenen Husten ständig, insbesondere morgens, unabhängig von einem Infekt. Die Gefahr der Chronifizierung des Hustens steigt bei Rauchern enorm an. Unbehandelt kann über Jahre aus einer chronischen Bronchitis ein chronisch-obstruktives Lungenleiden entstehen. Das Krankheitsbild der COPD (chronic obstructive pulmonary disease) ist geprägt durch eine dauerhafte Obstruktion der Atemwege, zähem Sputum und einem Schleimhautödem.
Husten ist eine mögliche Nebenwirkung der Therapie mit ACE-Hemmern. Zu dieser Arzneistoffgruppe gehören unter anderem Captopril, Enalapril und Ramipril. Der andauernde Reiz führt dazu, dass Patienten schlecht schlafen und tagsüber erschöpft sind. Das andauernde Husten strapaziert die Bronchien und die Schleimhaut – ein Teufelskreis entsteht. Innerhalb der Beratung sollte auf die aktuelle Medikation Bezug genommen werden. Immer dann, wenn Bluthochdruckpatienten die Nebenwirkungen als belastend empfinden, sollte über eine Therapieumstellung nachgedacht werden, sodass die Adhärenz nicht gefährdet wird. Der Arzt kann eine Umstellung auf Sartane in Betracht ziehen. Arzneistoffe wie Candesartan, Valsartan, Losartan oder Irbesartan führen nicht zum dauerhaften Hustenreiz.
Wer ständig hustet, ohne wirklich erkältet zu sein, der leidet mitunter unter einem psychogenen Husten. Bei Kindern wird diese Form auch Hustentick, bei Erwachsenen Stress- oder Managerhusten genannt. Diese Unterform fällt beratungsmäßig aus dem Rahmen, da Mucolytika, Antitussiva & Co. keinen gewünschten Effekt bringen. Anders als bei einer funktionellen Störung husten Betroffene aus dem Hals. Anfallartige Hustenattacken bleiben aus. Verwandt mit dem psychogenen Husten ist das Gefühl eines Fremdkörpers im Hals. Hat der Patient alle möglichen körperlichen Beschwerden mit seinem Arzt zusammen sicher ausgeschlossen, so gilt die Diagnose „Psychogener Husten“ als gesichert. Atemtechniken, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen die Symptome zu lindern.
Nach aktuellem Kenntnisstand gehören zu den häufigsten Symptomen bei Covid-19 Fieber, Müdigkeit und ein trockener Husten. Aktuell gibt das Robert Koch Institut (RKI) eine mediane Inkubationszeit von fünf bis sechs Tagen an. Nach zehn bis vierzehn Tagen zeigen 95 Prozent aller Infizierten die typischen Symptome. Je nach Verlauf kann eine Sars-CoV-2-Infektion auch mit leichten Halsschmerzen beginnen. Die Krankheitsverläufe sind teilweise so unspezifisch, vielfältig und variabel, dass bisher keine allgemeingültigen Aussagen zum „typischen“ Krankheitsverlauf gemacht werden. So sind neben Husten und Fieber auch eine Störung des Geruchs- und Geschmackssinns, Atemnot, Kopf- und Gliederschmerzen sowie allgemeine Schwäche möglich. Wichtig zu wissen: Personen, die über eine laufende oder verstopfte Nase klagen, leiden nach aktuellem Kenntnisstand wahrscheinlich eher an einem grippalen Infekt - Covid-19 führt nur sehr selten zu einer Nasen-Symptomatik.
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