Der Einfluss des Darmmikrobioms auf das Immunsystem ist mittlerweile anerkannt. Dass die Mundflora als erste Barriere jedoch ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, ist vielen Menschen nicht bewusst. Doch auch im Mund befinden sich zahlreiche Bakterien, die uns vor Krankheitserregern schützen.
Mund und Nase gelten als Eintrittspforte für Viren, Bakterien und andere Keime. Kommt es zu einem Infekt, gelangen die Erreger zunächst in den Mund- und Rachenraum. Sie haften an den Schleimhäuten an und vermehren sich. Dadurch kommt es schließlich zu den ersten Symptomen wie einem Kitzeln in der Nase oder Kratzen im Hals.
Der Körper verfügt über verschiedene Schutzmechanismen, um Viren & Co. abzuhalten: So kann beispielsweise ein Feuchthalten der Schleimhäute dazu beitragen, dass die Erreger nicht so leicht anhaften. Auch Niesen ist ein Abwehrmechanismus, durch den die Keime aus dem Körper geschleudert werden sollen.
Im Mund herrscht zudem reges Treiben: Milliarden von verschiedenen Bakterien sorgen für eine individuelle Mundflora, die ebenfalls dazu führt, dass schädliche Vertreter abgehalten werden. Das orale Mikrobiom ist bei jedem Menschen etwas anders zusammengesetzt. Die enthaltenen Vertreter unterscheiden sich zudem von denen der Darm- oder Vaginalflora. Jedes Mikrobiom ist so aufgebaut, dass es den jeweiligen Körperbereich ideal schützen kann. Noch immer sind nicht alle Vertreter identifiziert, einige sind mittlerweile jedoch gut erforscht.
Einer der wichtigsten Vertreter im Mund ist das Bakterium Streptococcus salivarius: Es produziert Bakteriozine, die das Wachstum seiner schädlichen Verwandten verhindern. Denn diese sorgen nicht nur für Infekte im HNO-Bereich, sie können auch zu Mundgeruch, Zahnfleischentzündungen, Aphten oder Karies führen. Für letzteren ist meist Streptococcus mutans verantwortlich.
Normalerweise ist die Mundflora gut eingespielt und funktionsfähig. Es kann jedoch durch verschiedene Faktoren dazu kommen, dass sie aus dem Gleichgewicht gerät – ähnlich wie die Darmflora. Schlechte Keime haben dann leichtes Spiel und können sich ausbreiten und zu Beschwerden führen. Neben Stress, Rauchen und Alkohol kann auch eine schlechte Mundhygiene schuld am Ungleichgewicht sein. Aber auch die Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika oder Krankheiten wie Diabetes oder Krebs können das Mikrobiom beeinträchtigen.
Regelmäßiges – nicht übertriebenes – Zähneputzen, sowie die Verwendung einer desinfizierenden Mundspüllösung können für eine gute Hygiene in der Mundhöhle sorgen. Für die Zahnzwischenräume bieten sich Interdentalbürsten oder Zahnseide an. Ein Zungenschaber oder eine Zungenbürste können für weitere Sauberkeit sorgen und in die tägliche Routine eingebunden werden.
Rauchen, Stress oder Alkohol können die Immunabwehr schwächen und sind daher zu vermeiden. Eine zuckerreiche Ernährung schafft zudem einen idealen Nährboden für schlechte Bakterien. Ein reduzierter Zuckerkonsum kann daher helfen, das Mikrobiom positiv zu beeinflussen. Mittlerweile gibt es zudem spezielle Präparate mit „guten“ Bakterien in Lutschtablettenform, die die Mundflora stabilisieren sollen.
Gegen Mundgeruch und Entzündungen im Mund werden außerdem verschiedene Hausmittelchen angepriesen: Neben Spülungen mit Teebaumöl, Salz oder Natron kommen auch Tees mit Salbei und Thymian zum Einsatz, da sie adstringierend und entzündungshemmend wirken. Ähnlich soll durch den hohen Gehalt an Polyphenolen auch das Spülen mit schwarzem Tee wirken. Doch Achtung: Auf Dauer können sich hierdurch die Zähne verfärben! In fernöstlichen Ländern wird schon lange auf das sogenannte Ölziehen gesetzt: Dabei wird eine kleine Menge Öl für einige Minuten durch die Zahnzwischenräume „gezogen“. Bakterien und andere Keime sollen sich im Öl sammeln und anschließend ausgespuckt werden.
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